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Re: Werden Halsmuskeln bei AN-OP verletzt ?

Verfasst: 17.02.2014, 20:28
von ANFux
Liebe Forumsleser,

als ich auf einem Ärztekongreß 2011 in Erfurt das ausgelegte Handbuch der Neurochirurgie (Verfasser sei jetzt unerwähnt) durchblätterte, staunte ich nicht schlecht. Dem AN war eine ganze Seite gewidmet, eine ganze Seite! Wenn ich die Seiten auf der IGAN-Homepage durchblättere, die das AN von der Definition über die Diagnose und diversen Therapiemöglichkeiten bis zur Rehabilitationsphase beschreiben, staune ich deshalb nicht schlecht, wie ich das alles so geschrieben habe. Was für eine Verwöhnung für die ratsuchenden AN-Betroffenen....... Sollte man denken......

Warum ich das schreibe? Nun, nicht, um mich zu beweihräuchern, sondern um zu unterstreichen, wie viele Informationen da drin stecken, Informationen, die nützlich sind zur Aufklärung, zur Vorbereitung auf Arztkonsultationen, zur Entscheidungshilfe. Natürlich gibt es nicht auf alle nur denkbaren Fragen eine Antwort – wo sollte das schon aus Platzgründen hinführen? Aber ich behaupte für mich, dass die wirklich wichtigen Dinge dort Erwähnung finden.

Was will ich nun wieder damit sagen? Ich wundere mich manchmal, was Betroffene, die vor einer Therapieentscheidung oder einer OP stehen, so alles bewegt. Und dann stelle ich mir vor, was im Arzt vorgeht, wenn sie diese Fragen im Arztgespräch stellen. Einige dieser Fragen werden dem Ernst der Situation nicht gerecht. Und sie respektieren auch nicht die Schwierigkeit, vor der namentlich der Operateur steht - der Entfernung eines Fremdkörpers an einer der sensibelsten Stelle des menschlichen Körpers mit dem Ziel des maximalen Erhalts aller wichtigen Lebensfunktionen.
Alle Betroffenen sollten sich mal in den Arzt hineinversetzen, wenn der Patient dann fragt, wie viele Quadratzentimeter Haare abrasiert werden, ob er seinen Taucherurlaub im nächsten Vierteljahr absagen muß oder wann er wieder freihändig Rad fahren kann. Die Frage nach der Position bei der OP liegt auch nicht weit von diesen Fragen entfernt. Und auch die nach der Art des Schädelverschlusses nach der OP. Auf einige dieser Fragen gehe ich auf den Homepageseiten gar nicht ein, einige – z.B. den Schädelverschluß - beantworte ich prinzipiell, aber weder bewertend noch empfehlend für den oder den Fall. Das ist Sache des Operateurs, und wenn der richtig ausgewählt wurde, weiß der, was in einer konkreten Situation in einem konkreten Fall zum Besten des Patienten gemacht werden muß !!! Vor der OP waren mir diese Dinge s....egal (s steht hier für „so was von“). Und auch heute denke ich noch so. Das Ding muß raus, keine Infektion, möglichst viel erhaltene Lebensqualität. Und die mache ich nicht an der Breite des rasierten Kopfstreifens fest!

Der oder die eine bzw. andere mögen sich jetzt über meinen Tonfall wundern, aber ich maße mir aufgrund meines Alters und meiner Erfahrungen mit dem AN, seinen Besitzern und seinen Ärzten an, hier einmal Klartext zu schreiben. Wir diskutieren hier in einer befremdlichen Art und Weise über völlig nebensächliche Dinge, drohen mit Rückzug aus dem Forum, sprechen unausgesprochen unseren Ärzten ein Misstrauen aus, weil sie uns nicht nicht richtig aufgeklärt haben, dass sie evtl. unseren Hals halb abgetrennt haben. Und das alles unter dem Titel „Werden Halsmuskeln bei AN-OP verletzt?“ nach einer Operation bei Professor Samii“ ! Ich habe es bereits einige Male erwähnt: Professor Samii ist der Pionier der Akustikusneurinom-Operation, weltweit. Er hat das Operieren dieses Tumors und die Entwicklung der OP-Technik jahrzehntelang begleitet und befruchtet. Er weiß, welcher Schnitt notwendig ist, er macht die Schädelöffnung nicht größer als notwendig. Hier muß man nicht zweifeln, schon gar nicht, wenn beim Vorbereitungsgespräch diese Dinge auch schon erwähnt wurden. Ach ja, ich wusste von dieser Schnitttechnik auch nichts. Auf den Homepageseiten „Therapie- Operation“ habe ich deshalb auch nichts dazu geschrieben, dafür aber mehr (genug?) über das, was dann im Kopf geschieht.

Nun doch konkret zu dem hier diskutierten Fall. Liebe fuchs37, Dir hätte doch klar sein müssen, dass Deine Beschreibungen/Bezeichnungen „riesige Narbe“ und „verletzter Halsmuskel“ Schrecken auslösen. Du wählst falsche Wörter, korrigierst sie auch nicht bzw. zu spät Und Dein Erschrecken über die „großzügig rasierte Stelle“ ist auch nicht mutmachend für alle vor der OP stehenden Frauen. Wenn Du diese Fehler eingestehst, brauchst Du auch keinen Rückzug aus dem Forum anzutreten. Und andere Leser sollten etwas gelassener reagieren. „Halsmuskel-Trennung, total unheimlich, geschockt, aggressives Vorgehen, Durchtrennung der Halsmuskeln“ – das ist schon starker Tobac. Der eigentliche, positive Effekt der OP geht dadurch völlig unter. Das ist sicher von fuchs37 nicht gewollt, auch nicht von den anderen Mitduskutierern, aber es kommt so rüber, und das ist sehr schade. Es bringt Verunsicherung, weckt sogar Ängste und lenkt die Aufmerksamkeit der Forumsleser und Ratsuchenden auf untergeordnete Dinge, untergeordnet für den Patienten. Der sollte sich weniger auf operationstechnische Feinheiten konzentrieren, sondern auf mentale Vorbereitung auf die OP und auf gute physische Kondition. Und auf eine lückenlose, umfassende Anamnese. Die hilft dem Operateur, seine Strategie optimal auf den Patienten zuzuschneiden.

Zum Schluß noch eine persönliche Erfahrung, mit den Hüftgelenken, nicht mit einem AN. Mein rechtes Hüftgelenk wurde normal operiert, also ein relativ langer Schnitt durch alles, was sich vor dem Gelenk befindet. Ergebnis: sehr gut. Beim zweiten Hüftgelenk habe ich ohne Grund einmal den sog. minimalinvasiven Zugang gewählt, aus Neugier quasi, also kleine Narbe. Ergebnis: deutlich schlechter als die erste OP.
Als ich jünger war, habe ich sehr viel gebaut, gebastelt, repariert – das war zeitgemäß. Meinem Sohn habe ich Folgendes mit auf den Weg gegeben: Wenn Du etwas gut machen willst, gibt es drei Voraussetzungen: Du musst Ahnung haben von dem, was Du machst; Du brauchst sehr gutes Werkzeug; Du brauchst genügend Platz am unmittelbaren Arbeitsort.
Bezogen auf das AN, heißt das in etwa: Was nützt es, wenn die Narbe unter den wieder gewachsenen Haaren minimal ist, wenn der noch im Kopf belassene Tumorrest langsam wieder zu ordentlicher Größe nachgewachsen ist?

Ich komme noch einmal auf meine Einleitung zurück. Ich habe die rasante Entwicklung der letzten zwanzig Jahre bewusst erlebt. Als ich 1994 die Diagnose AN erhielt, konnte ich auf dem Internet nichts darüber lesen, Patientenerfahrungen schon gar nicht. Unvorstellbar, dass auf der Homepage einer SHG heute mehr über das AN steht als in einem Lehrbuch der Neurochirurgie. Ich durfte die Entwicklung seit Mitte der Neunziger sogar etwas mitbestimmen, habe das neue Verhältnis Arzt-Patient etwas mit geprägt und gefördert. Aber das hat in mir auch die Verpflichtung geweckt, dieses Verhältnis zu schützen und zu verbessern. Vielleicht wird nun einigen etwas klarer, warum ich auf einige Forumsbeiträge in der letzten Zeit ein bißchen sensibel reagierte. Das hat nichts mit Zensur zu tun, sondern soll einen offenen und nützlichen Erfahrungsaustausch befördern, zwischen den Betroffenen, aber auch zwischen Ärzten und Betroffenen. Es ist gut, wenn ein schon informierter Patient mit dem Arzt seinen Fall diskutiert. Aber wir sollten immer vermeiden, den Eindruck zu erwecken, als wollten wir mit den Kenntnissen aus dem Internet den Arzt examinieren. Das schadet dem Ansehen unseres Internetauftritts.

In diesem Sinne beste Grüße von
ANFux

Re: Werden Halsmuskeln bei AN-OP verletzt ?

Verfasst: 21.02.2014, 20:00
von 1ohrhase
Liebe Forumsmitglieder,

Ich habe noch was zum Thema verletzte Nackenmuskulatur nach der OP beizutragen.
Ich wurde bei Prof. Tatagiba in Tübingen operiert. In meinem OP-Bericht steht folgendes: "...Spaltung der Nackenmuskulatur mit Darstellung des Knochens..." und "Nach mehrfachen Spülungen und sorgfältiger Blutstillung wird ein freies Muskeltransplantat von der Nackenmuskulatur entnommen und zur Abdeckung des inneren Gehörgangs mit Hilfe von Fibrinkleber verwendet."
Vor allem letzteres ist wohl für meine verstärkten, einseitigen Kopf- und Nackenschmerzen (am Hinterkopf) nach der OP verantwortlich, die ich aber Dank meines Osteopathen mittlerweile sehr gut im Griff habe. Schade fand ich nur, dass mir diese Methode nicht vor der OP erklärt wurde, zumal ich darauf hingewiesen habe, dass ich unter Nackenproblemen leide.

Um das Loch im Kopf wieder "aufzufüllen" gibt es ja verschiedene Methoden. Einer Mitpatientin in der Reha, die bei Prof. Mann operiert wurde, wurde ein Stück vom Bauchfett eingesetzt. Das wäre mir eigentlich lieber gewesen ;-)

Viele Grüße,
1ohrhase

Re: Werden Halsmuskeln bei AN-OP verletzt ?

Verfasst: 23.02.2014, 16:52
von ANFux
Lieber 1ohrhase, liebe Leser,

es geht hier um zwei Dinge: um den Verschluß des inneren knöchernen Gehörganges, der aufgefräst werden muß, um den intrameatalen Anteil (= im Gehörgang liegenden) des ANs zu entfernen und um das "Ausfüllen des leeren Raumes" den das entfernte AN im Gehörgang hinterlassen hat.

Für erstes verwendet man ein festes Gewebe, logisch, also Muskelgewebe. Daß man es gleich dort entnimmt, wo durch die Schädelöffnung Muskelgewebe frei sichtbar geworden ist, ist doch auch logisch, oder?
Für den zweiten Zweck setzt man Fettgewebe ein, meist durch einen kleinen Schnitt aus dem Bauch entnommen. Dort hat fast jede/r etwas übrig. Stimmt doch, oder?

Bei meiner OP (transtemporal, d.h. durch die Schläfe) wurde eine damals noch gängige Mehtode des Gehörgang- und Schädelverschlusses angewandt: Das ausgefräste Knochenstück aus der Schläfe wurde nicht "bündig" zu den umliegenden Schädelknochen eingesetzt, sondern an einer Seite leicht nach innen geklappt. Durch den so entstandenen Spalt wurde ein Stück des sehr gut durchbluteten Schläfenmuskels nach innen gezogen und über dem Loch im knöchernen Gehörgang fest vernäht. Von außen fühlt man diesen kleinen Spalt, der aber nie Probleme macht, auch keine nach der OP machte. Ich erfuhr davon auch nichts vor der OP - warum auch? Auf einer Patientenveranstaltung erzählte Prof. Freigang später einmal nebenbei, quasi als kleine Aufmunterung, daß ich mich mit Siegfried aus dem Nibelungenlied vergleichen könne. Der hatte ja auch eine "ungeschützte" Stelle, weil er, als er sich mit Drachenblut unverletzbar machen wollte, übersehen hatte, daß sich ein Blatt auf seinem Rücken festgestzt hatte. Dort konnte sich kein Drachenblut (das fest wie Leder erstarrte) festsetzen. Und an dieser Stelle stieß dann der böse Hagen seinen Speer in Siegfrieds Rücken. Ich fühlte mich nie verletzlich und bin froh, daß mir mein Operateur dieses Procedere des Verschließens nicht vor der OP erzählt hatte.

Beste Grüße
ANFux

PS: Der erste Satz aus Deinem OP-Bericht bezieht sich mit Sicherheit um den Schnitt, der vor der Öffnung des Schädels notwendig ist. Der wurde nicht gemacht, um etwas Gewebe zum Verschluß der Gehörgangöffnung zu gewinnen!

Re: Werden Halsmuskeln bei AN-OP verletzt ?

Verfasst: 12.03.2014, 19:39
von sanne69
Hallo,

also,ich hatte keine Magensonde, nur diesen pipibeutel,also die blase angestochen :evil:
und einen Zugang am vorderen hals für den Fall das mir übel wird, hat man mich an den tropf gehangen.
wenn ich das bett zum frühstück z.b. hochgefahren habe, wurde mir meistens schlecht.konnte die ersten tage nix essen und wer sehr geruchsempfindlich.
Meine Haare waren von kopfmitte bis Ohr wegrasiert und so vom unteren haaransatz bis auf ohrhöhe,denke so 7-10 cm...

lg sanne

Jahrgang69, weiblich,Migräne seit Jugend, 2008 Hörsturz m. Tinnitus, AN rechts i. Kleinhirnbrückenwinkel 1,4 cm*1,7 cm, Diagnose v.17.12.13, OP am 25.2.14 Uniklinik Essen, Gesichtsnerv erhalten, Hörnerv intakt aber taub,Tinnitus geblieben, Seit OP starker Drehschwindel/Gleichgewichtsstörung, warte auf Reha evtl. Westerwald

Re: Werden Halsmuskeln bei AN-OP verletzt ?

Verfasst: 06.02.2023, 17:18
von Monti
Hallo.
Ich wurde 3/2014 an einen AN operiert. Der Tumor ist restlos entfernt. Der OP-Bereich wurde mit einen Muskel verschlossen/ abgedeckt. Zurück blieb einseitige Taubheit, eine Faciales Parese, Schwindel, Tinnitus und verschiedene Kopfschmerzarten. Meine Frage wäre: Gibt es jemand der diesen Verschluss auf Grund von Einschränkungen/ Schmerzen ändern lassen hat/ erneute OP?
Vielen Dank
Monti