Sehr erfolgreiche Operation - Prof. Rainer Ritz - Schwarzwald Baar Klinikum

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Racher
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Sehr erfolgreiche Operation - Prof. Rainer Ritz - Schwarzwald Baar Klinikum

Beitrag von Racher » 13.07.2022, 12:40

Hallo liebe Mitlesende,

in einem anderen Unterbereich dieses Forums hatte ich euch bereits ja meine Gründe geschildert mich in der o. g. Schwarzwald Baar Klinik in Villingen Schwenningen und nicht in einer Uniklinik operieren zu lassen.

Bei mir wurde auf der linken Seite ein Akustikusneurinom (Intra und extrameataler Anteil, ca. 2,0 * 2,5 cm, 2+ gem. Hannover-Klassifikation) festgestellt. An Ausfällen hatte ich lediglich einen sehr hohen Tinnitus und eine entsprechende Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr.

Ich unterteile meinen Bericht wie folgt:
a) Vorstationäre Aufnahme
b) Stationäre Aufnahme
c) Operationsvorbereitung und Operation
d) Zeit nach der Operation bis zur Entlassung.

a) Vorstationäre Aufnahme
Der Termin für die vorstationäre Aufnahme wurde mir direkt nach der ersten Sprechstunde genannt. Sprich: In der ersten Sprechstunde entschloss ich mich in dem o. g. Klinikum operieren zu lassen. Einen Tag vor der Operation sollte ich stationär aufgenommen werde. Ebenfalls teile man mit den Termin für die vorstationäre Aufnahme mit. Bei der vorstationären Aufnahme wurde die Patientenakte angelegt, d.h. Blutabnahme mit großem Blutbild, anschließend ein Aufklärungsgespräch mit den Narkoseärzten und noch ein Aufklärungsgespräch mit der Neurochirurgie. Inhalt der Aufklärungsgespräche war im Wesentlichen, mich über mögliche Risiken der Operation sowie der Narkose aufzuklären. Aus rein rechtlichen Gründen sind diese Aufklärungsgespräche mittlerweile in allen Kliniken sehr "risikolastig". Ich habe diese mit Humor gesehen und zum Narkosearzt gesagt: "Wenn ich nicht wüsste, dass ihr es könnt, würde ich meinen, ihr seid absolute Laien" - dies wirklich nur vor dem Hintergrund, dass einem sämtliche möglichen Risiken vom Tubus bis zum Harnwegskatheter erläutert wurden. Wir lachten anschließend beide und mir wurde nochmals erläutert, dass man dies leider aus rechtlichen Gründen tun müsse und es ihm natürlich manchmal leid tue, dass so ein Aufklärungsgespräch mehr Angst als Mut macht. Natürlich stellen diese möglichen Komplikationen (z. B. dass die Stimmbänder durch die Einführung des Tubus leiden) absolute Ausnahmefälle dar und haben mich dadurch nicht sonderlich verunsichert gefühlt.
Über die Risiken der Operation habe ich mich natürlich vorher sehr eingehend informiert und habe die möglichen Risiken (insbesondere den einseitigen Hörverlust) abgewogen bzw. mich bewusst für die Operation entschieden.

b) Stationäre Aufnahme
Die stationäre Aufnahme fand einen Tag vor der Operation statt. Der Tag startete in der vorstationären Aufnahme (Zugang legen, Blutbild, Partientenakte mit den notwendigen Papieren füllen). Anschließend wurde ich an die Kariologie verwiesen. Um einen Herzfehler auszuschließen, welcher aufgrund der sitzenden Operationshaltung zu Problemen geführt hätte, wurde ein Herzultraschall über die Speiseröhre durchgeführt. Hierfür wurde der Rachen mit einen Spray betäubt und ich musste eine "Schlange" schlucken bzw. diese wurde eingeführt. Es war natürlich nicht sehr angenehm diesen Fremdkörper im Hals zu haben - leichter Würgereiz und (gottseidank) ein Sabbertuch unter dem Gesicht waren zwar unangenehm. Die Untersuchung selbst dauerte jedoch nur wenige Minuten.
Anschließend wurde ich an die HNO verwiesen. Dort wurde ein Gehörtest, Sprachtest sowie ein "Gehirnstromtest" durchgeführt mit anschließendem Aufklärungsgespräch der HNO.
Für die Operation selbst wurde noch ein CT durchgeführt. Anhand dieses CT erfolgte die eigentliche "Steuerung" während der Operation mit dem Operationsroboter. Das CT selbst dauerte nur wenige Minuten.
Anschließend wurde mir mein Zimmer zugewiesen. Ich fand es besonders nett, dass man mir bereits ein Essen vorgehalten hat (es war mittlerweile Nachmittag, aber man hatte bereits am Mittag an mich gedacht).
Von den Schwestern wurde ich kurz über den Ablauf am kommenden Tag aufgeklärt (man zieht mir den Operationsmittel und Stützstrümpfe an und anschließend geht es in den OP, ich solle mich bitte ab 7:00 bereithalten).
Am späten Nachmittag kamen noch die Ärzte vorbei. Es war ein lockeres und angenehmes Gespräch. Ich machte kurz auf einen kleinen Atemwegsinfekt, Fieber in den letzten Tagen und den geröteten Hals (das ist der HNO bereits aufgefallen) aufmerksam. Man nahm sich der Sache sofort an und machte zur Sicherheit nochmal ein großes Blutbild. Aufgrund erhöhter Entzündungswerte im Blut entschloss man sich die Operation kurzfristig abzusagen, da das Risiko zu groß sei. Ich erhielt ca. 1 Monat später einen erneuten Operationstermin.

Ich fand das Vorgehen der Ärzte grundsätzlich sehr vertrauenserweckend und gut. Das Patientenwohl steht ganz oben. Einen Monat mehr auf die Operation zu warten, war für mich kein Problem - ich hatte in den Tagen danach vielmehr ein schlechtes Gewissen, weil ich die Operation wegen mir so kurzfristig abgesagt werden musste.

Gut einen Monat später wurde ich erneut einen Tag vor der Operation vorgenommen. Wieder ein großes Blutbild und der Zugang wurde gelegt. Grundsätzlich war dieser Aufnahmetag natürlich sehr entspannt, da alle Untersuchungen bereits gelaufen waren.

c) Operationsvorbereitung und Operation
Am gleichen Tag besuchten mich noch die Ärzte und besprachen letzte Details mit mir. Wesentliches Detail war eigentlich, dass man mich aus arbeitsergonomischen Gründen auf dem Bauch liegend und nicht in sitzender Position operieren möchte. Natürlich erklärte ich mich damit einverstanden. Weiter erläuterte man mir, wie lange man ungefähr als reine Operationszeit rechne, dass ich einen Tag auf der Intensiv liegen würde und anschließend wieder auf die Normalstation (in mein derzeitige Zimmer) kommen würde.
Im Anschluss brachte man mir ein sexy Netzunterhöschen, eine Einlage, den Operationskittel und die Stützstümpfe vorbei.
Ich wurde am Morgen zeitig geweckt - ich solle mich ruhig fertig machen und mich melden, wenn ich soweit sei. Nach einer Dusche zog ich mich also an und meldete mich zum Appell für die Stützstümpfe. Ich war positiv überrascht, wie einfach sich die Stümpfe (wurde natürlich durch den Pfleger übernommen) anziehen liesen - hier war ich aber auch von den Geschichten meiner Großeltern vorbelastet, diese haben über die "Gummistümpfe" immer wenig amüsiert gezeigt.

Ich wurde anschließend in meinem Bett abgeholt und in den Operationsbereich gefahren. Dort wechselte ich das Bett und ich wurde nochmal nach Namen, Geb-Datum, Art der Operation und Operationsseite gefragt - dies wahrscheinlich nur um sicher zu gehen, dass auch der korrekte Patient vor Ihnen liegt.

Ich wurde anschließend in den Vorbereitungsraum gefahren. Unter mir befand sich bereits ein "Gebläsekissen", welches mich umlaufend mit warmer Luft berieselte. Mir wurde ein weiterer Zugang gelegt über welcher später das Schmerz- und Narkosemittel eingeleitet wurde. Der Narkosearzt stellte sich noch kurz vor und erläuerte den weiteren Ablauf: Eigentlich war es wie vor jeder Vollnarkose: Kommt das Schmerzmittel, wird es warm und man ist herrlich entspannt, man witzelt noch, dass man diesmal bestimmt bis 10 zählen kann und schon ist man auch schon weg :)

An die Operation selbst erinnere ich mich natürlich nicht. Ich meine, dass ich ca. um 8:00 das Schmerzmittel bekam, ich wohl bis ca. 15-16:00 operiert wurde und ich so irgendwo um 21:00 auf der Intensivstation wach wurde bzw. wieder vollständig bei Sinnen war.


d) Zeit nach der Operation bis zur Entlassung
Ich wusste natürlich von anderen (weniger langen) Vollnarkosen, dass man nach der Operation ziemlich knülle ist und eine Weile braucht, bis man wieder voll bei Sinnen ist. Man ist kurz wach, schläft wieder ein, im schlimmsten Fall erzählt man von vergangenen Liebesgeschichten oder was auch immer.
Im vorliegenden Fall erinnere ich mich nurnoch, dass ich wach wurde und den Tubus im Hals gespürt habe. Zumindest glaube ich, dass es der Tubus war, denn irgendetwas hat mich am Schlucken gehindert. Es war nicht unangenehm, ich bin eigentlich auch direkt wieder weg gewesen. Die nächsten Erinnerungen spielen sich auf der Intensivstation ab. Ich war natürlich ziemlich müde und erinnere mich nurnoch, dass man mir eine Infusion gab (ich meine, es war ein Schmerzmittel). Man erläuterte mir, dass meine Frau informiert sei, dass die Operation gut verlaufen sei und ich wach bin.
In der Nacht rief ich dann nur eine Schwester zu mir und fragte ob mein "Pinkelpäckchen" voll sei. Als Sie meinte, der sei noch ziemlich leer, meinte ich nur, dass ich aber ziemlich Pipi muss und der Katheter wohl nicht tief genug drin sei. Dieses Problem lösten wir schnell und es lief ;-)
Nach der Operation hatte ich eigentlich nur mit Übelkeit Probleme. Es war nicht aufgrund Schwindel oder Doppelbilder - einfach eine Übelkeit, welche sich bei Bewegungen in Brechreiz äußerte. Ich glaube man war sehr zufrieden mit mir, dass ich bei den 2-3 mal, bei denen ich mich auf der Intensiv übergeben musste, stets die Brechtüte zur Hand hatte und diese auch gut getroffen habe. In jedem Fall half bei mir hier immer eine Infusion mit Vomax.
Ich war positiv überrascht, dass ich keinen großen Druckverband hatte und mein linkes Gehör noch funktionierte.

Auf der Intensiv folgte eine Visite durch die Intensivärzte / Narkoseärzte sowie von Hr. Prof. Ritz und Team. Beide Fachbereiche zeigten sich sehr zufrieden mit meinem Zustand und dem bisherigen Verlauf. Ich sollte zeitnah und wie besprochen auf die Normalstation verlegt werden. Wichtige Info von Hr. Prof Ritz war: Obwohl das Schwannom bereits sehr verklebt war, konnte man es vollständig entfernen. Hr. Ritz war natürlich auch sehr zufrieden, dass das Gehör offensichtlich unverändert funktionierte und ich ansonsten keinerlei Ausfälle hatte.

Man befreite mich von dem Halszugang und einem weiteren Zugang am Arm, zog den Blasenkatheter (was eigentlich nicht unangenehm war) und bereitete mich auf die Verlegung vor. Von der Intensivstation wurde ich noch ins CT geschoben und dort ein Kontroll-CT veranlasst. Auch hier waren die Pfleger positiv überrascht, dass ich mich selbstständig auf die CT Liege bewegen konnte - es war eigentlich lediglich so, dass man noch Probleme hatte sich in der Bewegung "abzufangen" - man fühlte sich ein wenig wie im Vollrausch, nur besser.

Die ersten Tage auf der Normalstation vergingen eigentlich wie im Flug. Ich lag eigentlich die ersten beiden Tage nur im Bett und habe ziemlich viel geschlafen. Einzig unangenehm war die Übelkeit, welche man eigentlich mit Vomax gut im Griff hatte. Übel wurde es mir eigentlich nur in Kombination mit Essen/Trinken, am besten ging es mir eigentlich, wenn ich nach dem Frühstück eine Infusion Vomax bekam, welche das Mittagessen komplett abdeckte - ich hatte gottseidank einen guten Appetit.
Bei mir hat die Pinkelflasche am Bett nicht funktioniert - die Pfleger meinten, dass sei normal nach dem Katheter, ich müsse mich einfach aufs Klo setzen, dann funktioniert es. Ich muss daher bereits am Tag 1 auf der Normalstation aufgestanden und kurz gelaufen sein. Dies natürlich mit Unterstützung durch die Pfleger.
Weiter unangenehm war ein Schluckauf, welcher möglicherweise durch die liegende Operation bzw. durch eine Zwerchfellreizung des Tubus ausgelöst wurde. Es war einfach so, dass oftmals nur durch eine aufrichtende Bewegung (insbesondere durch Tabletteneinnahme in der Nacht) ein Schluckauf ausgelöst wurde, welcher 1-2 Stunden anhielt.
Weiter unangenehm waren Magenschmerzen, welche trotz Magenschoner insbesondere von 4:00 bis zum Frühstück anhielten. Dies lag vermutlich auch daran, dass ich zu dieser Zeit ziemlich nüchtern war.

An Tabellen bekam ich Schmerzmittel, Magenschoner, Kortison und Nimotop. Aufgrund der Magenschmerzen und allgemeinem Wohlbefinden bat ich darum ab ca. dem 4. Tag das Schmerzmittel abzusetzen. Dies hat einwandfrei funktioniert, ich hatte lediglich minimale (kaum merkbar!) Schmerzen um die Operationswunde. Ich stellte dann (für mich persönlich fest), dass insbesondere dass Nimotop, welches ich um 0:00 und 4:00 auf recht nüchternen Magen nehmen musste das Bauchweh verursachte. Auf der Station selbst half man mir, indem man mir Joghurt und Riegel zur Verfügung stellte um dieses Problem zu lösen.

Nachdem die ersten 3 Tagen fast wie im Schlaf vergingen, hatte ich in den darauffolgenden Tagen immer wieder Probleme einzuschlafen - mein Kopf fühlte ich voller Gedanken und Tatendrang an und mein Zimmergenosse (2 Bett Zimmer) war ein leidenschaftlicher Holzsäger. Hier half man mir mir einem leichten Einschlafmittel.

Ich hab grundsätzlich sehr viel getrunken (mind 3 Liter Wasser) und viel gegessen. Lasst euch insbesondere eine Suppe machen (im hiesigen Krankenhaus konnte man sich zu jedem Mittagessen eine Suppe dazubestellen!) - diese Suppen waren einfach und schnell zu essen und ein Genuss der Kraft verliehen hat. Aufgrund des vielen Trinkens musste ich mich viel bewegen (Pipigänge) was sehr gut war und meine rasche Mobilisierung zur Folge hatte. Ich brauchte sehr schnell niemanden mehr und konnte auch recht bald (am 3. Tag) alleine (jedoch auf dem Duschsitz!) duschen. Duschen geht natürlich nur bis zum Hals. Schneidet euch daher bitte vor der Operation die Haare so kurz wie möglich - ich durfte mir 12 Tage die Haare nicht waschen, das wird irgendwann unangenehm und erträgt sich mit kurzen Haaren einfach besser.
Obwohl ich viel getrunken habe, wollte stuhlgangmäßig nicht so viel gehen. Ich habe daher relativ schnell etwas angefragt, worauf man mit ein leichtes Mittel gab. Ohne Ergebnis. Am kommenden Tag wollte ich etwas stärkeres - dieses Mittel bekam dann auch mein 85 Jähriger Zimmergenosse, bei dem es anschlug. Da sich bei mir weiterhin nichts tat, bekam ich nach einem weiteren Tag ein starkes Mittel. Die Pfleger/innen waren sehr amüsiert, als ich meinte, dass jetzt endlich "normaler" Stuhlgang kam - sie meinten, dass ich von der Stärke des 3. Mittels eigentlich hätte rennen müssen.
Ich kann euch nur raten, hier früh über den eigenen Schatten zu springen und Abführmittel zu verlangen. Ich z. B. war ja von 0:00 vor der Operation bis 21:00 nach der Operation (also fast 24 h) komplett nüchtern. Natürlich bekommt man Kochsalzinfusionen, aber für meine Begriffe ist auch der Verdauungstrakt in Vollnarkose. In Verbindung mit dem Kortison und dem Nimotop (beiden nicht unbedingt stuhlgangfördernd) scheint sich wohl ein Stuhlgang zu entwickeln, der sich wie Kohletabletten anfühlt. Da man nach der Operation jedweden Druck auf dem Kopf vermeiden soll, sollte man es auch tunlichst vermeiden mit roten Kopf auf dem Topf zu sitzen ;-)

Die erste Visite der Ärzte (den Tag weiß ich nicht mehr, aber es war sehr zeitnah nach der OP, ansonsten gab es tägliche Wundkontrolle bzw. Visite im Zimmer) bestätigte das positive Operationsergebnis. Man zeigte mir das Kontroll-CT und meinte, dass alles gut aussieht. Den Schädel habe man mit Knochenpaste verschlossen da mein Schädelknochen "porös" sei (es ist wohl so, dass manche einen SchädelKnochen haben der wie Porenbeton aussieht?). Man war natürlich froh, das die Operationswunde einwandfrei aussah, ich keinerlei Gehirnwasseraustritte hatte und das Gehört weiterhin gut funktionierte. Man appellierte an mich, dass Gehör weiter zu schonen. Ein Föhn zu nahe am Ohr, ein Radierapparat am Ohr könnten in den nächsten Wochen ggf. zu einem plötzlichen Hörverlust führen. Dies ist gottseidank nicht eingetreten.

Im Krankenhaus selbst wurde eine Physiotherapie durchgeführt. Diese bestand aus begleiteten Übungen in den sehr großzügigen Fluren des Krankenhauses abseits der Partientenzimmergänge. Dies empfand ich am Schwarzwald Baar Klinik als sehr angenehme: Ein sehr helles Gebäude, in den Zentralfluren stehen ausreichend Sitzmöglichkeiten und viel Platz zur Verfügung. Trubel ist nie vorhanden, meistens hat man diese Gänge für sich alleine - sprich die Übungen, welche mir gezeigt wurden konnte ich mehrfach täglich selbst üben, sodass ich nach kurzer Zeit bereits Treppen steigen konnten.
Seitens des Sozialdienstes wurde mir eine ReHa beantragt, welche ich jedoch dankend ablehnen musste - am Tag der Entlassung konnte ich ohne Probleme die 5 Stockwerkstreppen am Stück laufen und bereits ohne Hilfe auf einem Bein stehen, im Steckschritt laufen etc.
Auch von der netten Dame der Physio wurden die Fortschritte natürlich honoriert und eine Reha als nicht notwendig erachtet.

Nach glaube ich 5 Tagen nach der OP hat sich die Übelkeit komplett in Luft aufgelöst und auch der Schluckauf war weg. Mein letzter Zugang wurde mir gezogen. Während ich in den ersten 3 Besuchtagen meiner Frau nach 30 mins im Bett fast eingeschlafen bin, lief ich mittlerweile mehrfach täglich im Flur umher und telefonierte mit Freunden bzw. mit der Arbeit. Ich merkte, dass mein Körper von Tag zu Tag Leistungsfähiger wurde. Duschen konnte ich mittlerweile ohne Duschstuhl und auch der Stuhlgang hatte sich eingependelt. Den Rollator, welchen ich in den ersten Tagen noch als Stütze hatte, brauchte ich jetzt nicht mehr und ich löste mich mehr und mehr von den Handläufen im Krankenhaus.
Ich konnte problemlos lesen und Fernseh schauen.

Ich wurde am 24.06.2022 operiert und wurde aus der Klinik am 01.07.2022 entlassen. Bitte beachtet unbedingt, dass ihr gesetzlich dazu verpflichtet seid, 3 Monate lang kein Fahrzeug zu führen. Ich habe auf der Heimfahrt als Beifahrer gemerkt, dass dies absolut notwendig ist. Ich habe mich noch ca. 10 Tage lang danach bei jeder Beifahrerfahrt wie mit 1,0 Promille gefühlt und halte mich streng an diese 3 Monate!

Am 14. Tag wurden mir die Klammern gezogen (ich wurde getakert und nicht genäht). Meine Hausärztin war begeistert von der Wundheilung. Mittlerweile sieht man außer einem weissen Strich und dem kleinen "Untercut" nicht mehr von der Operation. Auch im Alltag merkt man mir die Operation nicht an. Ich bringe jeden Tag mein Kind zu Fuß in die Kita und lediglich wenn ich Laufe und mich gleichzeitig umdrehe, bin ich noch etwas schwankend.

Vrsl. am 18.07. werde ich versuchen wieder voll zu arbeiten - wenn es nicht geht, werde ich auf eine entsprechende Eingliederung wechseln.

Mein Gehör ist unverändert gut, ich habe keinerlei Schmerzen bzw. Kopfweh. Der Tinnitus ist natürlich geblieben, jedoch wechselt er öfters. An anstrengenden Tagen ist er lauter, machmal deutlich leiser. Ich schlafe mittlerweile beidseitig, lediglich wenn ich mir die Haare wasche und die Kopfhaut bewege, merke ich die Operationsnarbe.

Ich kann abschließend feststellen, dass es für mich die beste Entscheidung war mich von Hr. Ritz und seinem Team in der Schwarzwald Baar Klinik operieren zu lassen. Ich fand es immer einen offenen und guten Austausch bzw. ich fühlte mich stets in guten Händen. Ich hatte immer das Gefühl ein eingespieltes und offenes Team vor mir zu haben. Die Visiten wurden im Zimmer durchgeführt, oft waren 3 Ärzte und die Pfleger vor Ort und haben sich gegenseitig auf den Stand gebracht. Wichtige Infos (z. B. das CT Bild) zeigte man mir direkt am Computer am Krankenbett. Auf meine Informationen (Magenweh etc.) ging man immer ein und die Ärzte tauschten sich vor den Augen der Patienten offen aus. Für mich war es zu jeder zeit ein sehr respektvoller und sachlicher Umgang sowohl untereinander als auch gegenüber den Patienten. Hier habe ich andere Krankenhäuser erlebt, wo die Visite jeden morgen in einem separaten Zimmer war und der leitende Arzt einen unverständlichen Monolog gegenüber den Assistenten führte.

Generell zum Krankenhaus: Das Krankenhaus wurde neu auf der grünen Wiese gebaut. Es verfügt über eine wunderschöne Aussicht und man geniesst auch an heissen Sommertagen den kühlen Schwarzwaldwind. Alles was man braucht ist in diesem Gebäude - das Gebäude ist grundsätzlich sehr einfach und intuitiv aufgebaut:
Ein Parkhaus, ein Haupteingang, einen Hauptverteilerflur, eindeutige Hinweisschilder - man muss als Patient nicht zwischen Gebäuden hin und herwechseln oder sucht sich eine halbe Stunde im Labyrinth eines innerstädtischen Krankenhauses den Raum wo das CT gemacht wird. Man hat weite, offene Flure um sich im Rahmen seiner Möglichkeiten zu bewegen, findet im Erdgeschoss Getränke- und Süßigkeitenautomaten und eine Kantine. Hinter dem Gebäude selbst, gibt es einen schönen Grünbereich mit See.
Das Essen ist hervorragend - jeden Tag darf man aus einer reichhaltigen Auswahl wählen und hat unzählige Optionen (Suppe, Brot a oder b etc.).

Einzig und allein Telefon und Internet sind relativ teuer. Ich habe diese jedoch nicht benötigt, da mir ein Fernseher und ein Buch völlig ausgereicht habe. Positiv fand ich, dass zwischen Gesetzlich und Privatversicherten wenig Unterschied gemacht wird. Die Privaten erhalten lediglich Telefon und Internet umsonst, bekommen ggf. Obst zum Mittagessen und ein Stück Kuchen am Nachmittag. Auch gibt es für Privatversicherte eine kleine Minibar (Saft, Jogurt, Riegel, Kekse) welche 1 mal am Tag befüllt wird.

Ich habe in 3 Monaten meine Nachuntersuchungen (mit MRT) und werde euch ggf. weiter informieren.

Ich hoffe, dass ich durch diesen Bericht Mut machen konnte und sich ggf. der eine oder andere auch in die guten Hände von Hr. Prof. Ritz begeben will. Bei mir war es z. B. so, dass ich erst durch meine Krankheit erfahren habe, wieviele andere auch dieses Schwannom haben. Ein entfernter Bekannter hatte sich Monate vor mir in einer bekannten Uniklinik operieren lassen und war nach der OP 8 Wochen krankgeschrieben und hatte starke Kopfschmerzen und Schwindel.

Ich bin dankbar, dass es bei mir so gut gelaufen ist. Ich genieße meinen Alltag und kann dem gesamten Team der Klinik für die geleistete Arbeit nur danken!
Harald87
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Re: Sehr erfolgreiche Operation - Prof. Rainer Ritz - Schwarzwald Baar Klinikum

Beitrag von Harald87 » 15.07.2022, 06:34

Huhu, toller Bericht. Wünsche gute Besserung.

Bezüglich dem Autofahren: Ja, grundsätzlich drei Monate erstmal. Das heißt aber nicht unbedingt, dass du nach einer solchen Op einfach nach drei Monaten wieder ins Auto steigen darfst. Mir wurde erklärt, dass die Ärzte das wieder frei geben müssten, die Einschätzung wird meist in der Reha abgearbeitet. Das war aber auch entsprechend im Arztbrief erwähnt. Falls da nichts weiter vermerkt ist, wird niemand danach krähen, aber du solltest das vorher prüfen, sonst ist ganz schnell mehr weg wie nur der Versicherungsschutz.

Bzgl. dem wieder arbeiten gehen: Sehr sportlich. Im Normalfall käme jetzt erst einmal eine Reha mit Gymnastik, Übungen und Entspannung, das sind bereits mehr wie 4 Wochen die ins Land gehen, eh jemand ans Arbeiten denken sollte. Kommt zwar stark drauf an was du für einer Tätigkeit nachgehst, aber egal wie gut du die Op überstanden hast, volle Leistungsfähigkeit keinen halben Monat später zu erwarten ist risky. Haben die Ärzte das abgesegnet, ist keiner mit dem Vorschlag einer Reha gekommen? Finde ich merkwürdig. Nichts gegen die Idee gleich wieder voll arbeiten zu gehen wenn du es dir zutraust, falls du Zweifel hast ist aber eine Wiedereingliederung vorzuziehen. Du gehst nämlich für "voll" arbeiten aus der Arbeitsunfähigkeit raus, heißt dein Arzt sagt du bist voll arbeitsfähig. Zumindest solltest du abklären, ob es so einfach ist nach einem solchen Test einfach eine Wiedereingliederung zu bekommen (falls es noch nicht voll geht) wie es dann mit dem Geld ist. Meinen Erfahrungen mit Krankenkassen nach kann dir sowas, auch wenn du es gut meinst, schnell negativ ausgelegt werden und richtig Geld flöten gehen, falls es dann halt doch noch nicht so geht.
Anlaufstelle wäre dahingehend ein Rechtsanwalt oder so etwas wie der Vdk.

Mit freundlichen Grüßen
Harald
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