Junge Betroffene im Raum Basel (und CH)

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MrSirBla
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Junge Betroffene im Raum Basel (und CH)

Beitrag von MrSirBla » 02.10.2021, 10:12

Liebes Forum

Nun bin ich sporadisch seit Jahren immer wieder Mal am Mitlesen - auf diesem Weg erstmal Danke! für die Arbeit die ihr hier macht.

Gerne stelle ich meine Krankheitsgeschichte kurz vor:

Im Jahr 2013, im Alter von 20 Jahren wurde bei mir ein riesiges AN diagnostiziert: der Durchmesser betrug 6cm, Volumen 65 ccm. Für die lebensbedrohliche Grösse ging es mir verhältnismässig gut, ich hatte einen Tinnitus (den ich nicht wirklich ernstgenommen hatte), leichte Missempfindungen auf der rechten Gesichtshälfte, leichte Gleichgewichtsprobleme (gelegentlich einen Ausfallschritt und Schwanken) und eine leicht zittrige rechte Hand. Aber ich habe die Matur gemacht, danach 100% gearbeitet 8). Irgendwann ging ich dann doch zu einer medizinischen Fachperson und schlussendlich wurde das AN dann doch bei dem abschliessenden Kontroll MRT des HNO Arztes entdeckt...

Am Tag nach dem MRT ging es direkt ins Unispital Basel. Die Sitation liess kein langes Überlegen zu, es folgten zwei Operationen (wegen der OP-Dauer) bei Prof. Luigi Mariani innerhalb von 5 Tagen, danach ein Monat Unispital bis ich stabil genug für die Reha war. Dann folgten 3 Monate stationärer Aufenthalt in der Rehaklinik Rehab Basel (erlebte ich als eine sehr kompetente Reha) und dann nochmals 6 Monate ambulante intensive Therapien. Ich erholte mich körperlich ziemlich gut, die psychische Be- und Verarbeitung des Ganzen sollte noch einige Jahre in Anspruch nehmen, naja ist wahrscheinlich ein lebenslanger Prozess und Begleiter :)...

Der Tumor wurde bei der OP nicht vollständig entfernt, da z.T mit den Nerven verwachsen. der Rest fing wieder an sich zu regen.
Ich entschied mich für "scan&wait" um möglichst fit für den nächsten Schritt zu sein, dem Gehirn und Körper eine Pause zu gönnen. Anfang des Jahres 2015 wurde ich mit dem Gamma Knife am CHUV in Lausanne bestrahlt. Ich entschied mich für diese Variante weil ich grossen Respekt vor einem weiteren operativen Eingriff am offenen Kopf hatte (und habe).

Die regelmässigen Kontrollmrts zeigen einen "einigermassen" stabilen Verlauf, nach der anfänglichen Vergrösserung des Tumors nach der Bestrahlung hat sich das Volumen in den letzten Jahren folgendermassen entwickelt:

2016: 8.436/8.203 ccm
2017: 8.102 ccm
2018: 8.962 ccm
2019: 8.324 ccm
2021: 7.681 ccm

Jetzt bei der letzten Kontrolle im Mai 2021 (das erste Mal mit zwei Jahren Pause dazwischen) eine leichte Vergrösserung des meastalen Teils, von 4x4 auf 7x7 mm. Der zysternale Teil ist aktuell grössenstationär 27x20x24 mm . Die Chirurgen warten Mal ab wie sich das Ganze entwickelt, auch weil ich mich körperlich gut fühle (keine negativen Veränderungen wahrnehme); nächste Kontrolle, solange ich keine Verschlechterung wahrnehme im Sommer 2022. Bin gespannt was dabei rauskommt...

Meine soziale Situation: Anfang dieses Jahres konnte ich mein Studium in Sozialer Arbeit/Sozialpädagogik abschliessen, hat etwas länger gedauert als das Regelstudium - aber die Zeit konnte ich mir dank Unterstützung durch die IV nehmen. Mittlerweile habe ich eine 50% Stelle als Sozi in einer Primarschule - treibe Sport (Joggen und Volleyball) und lebe in einer WG.


Zum Abschluss meine Frage hier: gibt es "junge" Betroffene (in diesem Forum), die noch hoffentlich! viel Lebenszeit mit einem operierten und bestrahlten AN vor sich haben? Was denkt ihr zu dem Verlauf und auf was würdet ihr schauen? Die Frage beschäftigt mich immer wieder - zumal ich bis jetzt keine befriedigende Antwort von einer Fachperson erhalten habe...Ich wohne in Basel, aber das spielt in Zeiten des www ja nicht mehr so eine grosse Rolle...

Gerne nehme ich Einschätzungen und Anregungen von euch entgegen. Ich freue mich auf den Austausch.

Liebe Grüsse und einen goldenen Herbst
MrSirBla
Zuletzt geändert von MrSirBla am 02.10.2021, 23:18, insgesamt 1-mal geändert.
m *92, riesiges AK (Volumen präoprativ 65cm3) OP am Unispital Basel '13, Gammaknive CHUV '15, aktuell "stabiler Verlauf": 27x20x24. Taub r, minimale Facialisparese und Ataxie (r Arm/Bein)
Harald87
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Re: Junge Betroffene im Raum Basel (und CH)

Beitrag von Harald87 » 02.10.2021, 22:17

Hallo,
mit Baujahr 87 bin ich hoffentlich noch jung. Mein Akn war nicht so groß wie deins, aber war zum Zeitpunkt des Mrt-Befundes an sich zu groß fürs Bestrahlen ( irgendwas mit 2*2.5*3 cm oder so). Habe dann 2018 operieren lassen, laut der Chefärztin damals wäre alles rausgeschnitten wurden, evtl. aber noch Reststück da, da sie schlecht an das Stück im Inneren Gehörgang rankam und die OP schon Recht lange dauerte. Wegen letzterem hab ich mir einen Lagerschaden eingefangen, aka Fussheberschwäche plus Neuropathien in den Füßen. Das Reststück war dann auch im Kontrollmrt mit Kontrastmittel-Aufnahme zu erkennen. Da bereits auf der Seite taub habe ich dann nochmal operieren lassen, aber über den hnozugang. War wesentlich schonender.
Seitdem ist an sich Ruhe, bis auf Probleme mit den Füßen, aber das ist eher ein Nebeneffekt des Lagerschaden als Folge des Akns, sowie leichte Probleme mit dem Gleichgewicht im Dunkeln. Kontrollmrts zeigten bis dato kein Rezidiv.

Zu deiner Erfahrung... Die Größe deines Tumors ist an sich extrem gewesen. Manche haben schon unter 1ccm Größe vor einer Behandlung mehr Gesamtprobleme als du gehabt. Ich denke Mal der drückte auch bereits auf den Hirnstamm.... entsprechend glücklich kannst du dich schätzen das überstanden zu haben.... plus das Studium geschafft zu haben mit den Umständen.
Bei deiner Akn-Grösse blieb dir an sich auch nicht viel übrig als den Chirurgen ranzulassen. Bestrahlung von so grossen wird glaube generell abgeraten. Das Reststücke verbleiben, ob ungewollt oder absichtlich ist bei der Größe auch nicht ungewöhnlich. Manche Kliniken kombinieren entsprechend eine OP mit nachträglicher Bestrahlung gleich von vorneherein.
Evtl. Schwellung und anschließend Stagnation oder gar Volumenabnahme über 3 Jahre ist nach Bestrahlung üblich. Eine neue Volumenzunahme nach Abnahme eher unüblich. Ist denn eine Kontrastmittel Aufnahme zu sehen? Wenn ja, dann ist da etwas aktiv. Sonst kann es auch alles mögliche sein. Die Eingangsausbreitung deines Akns war riesig, entsprechend ist da denke auch Platz, entsprechend spricht auch nichts dagegen normalerweise zu warten und weitere Kontrollmrts zu machen. Solange keine neuen Symptome dazukommen.

Wenn Kontrastmittel Aufnahme zu sehen ist... Wirst du dich leider nochmal damit beschäftigen müssen. Hier kommt es aber arg drauf an welcher Teil wieder wächst. Bist du auf der Seite taub? Dann könnte man den jetzt wieder wachsenden Teil im Inneren Gehörgang über den hnozugang operieren lassen. Meine Erfahrung dazu war das man das besser übersteht. Hast du auf der Seite noch Hörvermögen oder ist es eh ein größerer Teil der wieder aktiv ist dann stehst wieder vor der Entscheidung OP oder Bestrahlung. Perse spricht in solchen Fällen nichts gegen eine erneute Bestrahlung, selbst wenn dann immer noch wieder ein Rezidiv entsteht bleibt als allerletztes immer noch eine OP. Zweimal Bestrahlung ist aber nicht gut fürs umliegende Gewebe und die Langzeitfolgen gerade für jüngere Menschen sind schwer vorherzusagen. Deshalb bestrahlt man gerne alte Menschen.... Und operiert eher bei den jungen.

Jetzt kurzfristig abzuwarten und zu beobachten, deine Lebensumstände stabilisieren etc hat da denke aber auch Vorrang erstmal. Wichtig ist dass du dir Stress vom Leib hälst... Ansonsten kann ich dir nur gratulieren dass du dein Studium noch gemeistert hast und arbeiten gehen kannst...
Kram
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Re: Junge Betroffene im Raum Basel (und CH)

Beitrag von Kram » 22.10.2021, 07:56

Hallo MrSirBla

So jung wie du bin ich nicht mehr, aber auch noch nicht sooo alt :D Und ich wohne im oberen Fricktal, das ja nicht sooo weit von Basel entfernt ist.

Es war sehr interessant, deinen Beitrag zu lesen. Das war und ist sicher alles nicht einfach. Aber mir scheint, dass du mit einer positiven Einstelliung durchs Leben schreitest. Gut so!

Zu deiner Frage "auf was würdet ihr schauen" weiss ich auch keine richtige Antwort. Wie ich deiner Sifnatur entnehme, bist du wie ich rechtsseitig taub. Ich selber achte jetzt sehr darauf, das linke Ohr nicht unnötig zu belasten (Konzerte, Maschinenlärm, usw). Vor allem weil mein linkes Ohr eh' schon mittlere Schwerhörigkeit aufweist und es altersbedingt auch nicht besser wird. Dafür habe ich mir einen massgefertigten Gehörschutz anfertigen lassen.

Trägst du ein Hörgerät, um die rechsseitige Taubheit auszugleichen?

Schöne Grüsse
Kram
Kram, Jg. 1972, m, verheiratet, zwei Töchter
AN rechts, 17x9x10 mm, subokziputale OP in St. Anna Luzern im April 2020
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