3 Jahre postoperativ

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Elisif
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3 Jahre postoperativ

Beitrag von Elisif » 19.05.2021, 19:32

Meine OP liegt nun gut 1/2 Jahr zurück. Ich begann ja schon 10 Wochen postoperativ mit der (Schreibtisch-)Arbeit, fand das da noch sehr anstrengend und ermüdend. Die regelmäßig durchgeführten Balanceübungen waren schweißtreibend und sehr stressig. Noch lange war ich auch abends sehr "erschossen", konnte mich schon um 20:00 Uhr hinlegen und schlafen - und schlief besser, als seit Jahren vor der OP. Inzwischen schlafe ich wieder genauso schlecht wie immer, lese öfters nachts eine Stunde,... ich werte es als Zeichen der Erholung, denn ich bin auch abends nicht mehr so erledigt. Mittags kann ich mich gerne 1/2 h hingegen und schlafe dann auch, das war schon immer so (schlafe auch bei der Arbeit manchmal 10 Minuten im Sitzen). Die Schwindelbeschwerden sind nicht komplett weg, aber sehr deutlich besser, als noch vor 2 Monaten, ich habe den Eindruck, dass es immer noch besser wird. Bei den Balanceübungen bekomme ich keine Stressreaktion mehr, es dauert lange, bis mir dabei warm wird. Der Alltag ist kaum mehr anstrengender, als er vor der OP war. Bei der Küchenarbeit meine ich manchmal, dass ich besser koordiniert bin, als vorher; vorher gerieten manche Bewegungen mitunter so, dass ich über das Ausmaß und den verursachten Lärm erschrak, das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Vielleicht kommt mein Hirn mit dem dauerhaft ausgefallenen Vestibularis besser zurecht, als mit einem je nach Verfassung unterschiedlich gut oder schlecht funktionierenden? Auf dem Fahrrad fühle ich mich sicher. Anfangs habe ich noch vor jeder Kreuzung angehalten, stieg ab und sah mich vorsichtig um. Jetzt kann ich gut auf die Kreuzung zufahren und mich umschauen, ohne aus der Spur zu geraten. Neulich allerdings fuhr ich mal einfach so spazieren auf kleinen Wegen und sah mal hierhin, mal dorthin - und landete plötzlich in der Böschung. Es ist wohl so, dass ständig ausgeführte und geübte Bewegungen mit der Zeit gut gehen, nicht trainierte unbedachte aber doch ein Problem sind.
Das Gehör ist unverändert futsch, ich fange gerade an, mich mit Hörhilfen zu befassen. Ein CI kommt eher nicht infrage, der zu erwartende Nutzen ist auf Basis eines durchgeführten Promotoriumstests zweifelhaft.
Soweit schrieb ich im Sommer 2021

Aktuell, im März 2024, kann ich berichten, dass sich nach meinem Empfinden seit dem Sommer 21 nicht sehr viel geändert hat; die damals bestehenden Restbeschwerden sind mir treu, im Großen und Ganzen komme ich gut zurecht. Ich bin immer noch berufstätig, wobei ich oft denke, dass ich es nicht mehr könnte, wenn ich nicht so einen ruhigen Schreibtischjob hätte, bei dem ich auch mal die Tür zu machen und einen Power-Nap halten kann. Das war aber auch schon Jahre vor meiner OP so. Bei HNO-ärztlichen Untersuchungen (Promotoriumstest) wurde klar, dass ich voraussichtlich von einem CI nicht profitieren könnte; ich trage inzwischen seit fast 2 Jahren ein Cross-Gerät, wobei ich damit zwar wenigstens mitkriege, wenn ich von links angesprochen werde, aber oft doch Verständnisprobleme habe. Wenn ich mal vergesse, es morgens reinzutun, fehlt mir zumindest am Schreibtisch bei der Arbeit nichts und wenn ich allein unterwegs bin, auch nicht... Beim Radfahren zu zweit nebeneinander muss ich mit dem Gerät nicht so darauf achten, dass ich links fahre, um von rechts zu hören, da verstehe ich auch von links was.. Aber in lauten Umgebungen / großen Gesellschaften stelle ich das Gerät oft aus oder lasse es gleich zu Hause, damit ich wenigstens von rechts etwas verstehen kann, was mit dem Gerät bei viel Lärm sogar schwieriger ist.
Wenn ich gestresst/ angestrengt bin, empfinde ich mitunter ein Unbehagen im Bereich des Op-Zugangs, manchmal auch einen Druck über dem Hinterkopf und frage mich, ob es auch Reaktionen auf das Titanimplantat gibt? Ich hatte mir ja vorgestellt, dass eine OP nach ein paar Monaten weitgehend vergessen ist, während es nach einer Bestrahlung Jahre dauern kann, bis sich das Tumorfeld beruhigt. Jetzt denke ich manchmal, dass es ganz so einfach doch nicht ist...
Mein Operateur bittet weiterhin um jährliche cMRT-Kontrollen. Das irritiert mich, da ich davon ausging, dass dies im Ggs. zum Z.n. Bestrahlung nicht notwendig sei. Ich denke da auch immer an die nicht geringe Umweltbelastung durch die MRTs. Wie wird das in anderen Zentren gehandhabt?
Zuletzt geändert von Elisif am 21.03.2024, 17:18, insgesamt 1-mal geändert.
*1958; ED 8/20 nach Hörsturz AN li intra- und extrameatal 1,4x0,8x0,7 cm. Op 11/20 Prof. Ebner/Essen, Restgehör zunächst unverändert, am 3. postop. Tag jedoch Absturz, jetzt li taub. Fazialis jederzeit unbeeinträchtigt.
Harald87
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Re: 1/2 Jahr postoperativ

Beitrag von Harald87 » 19.05.2021, 20:31

Hallo,
Ein nicht mehr funktionierender oder im Fall der OP durchtrennter Nerv ist besser als einer der sich ändernde Fehlinformation verschickt.

Cross probieren. Manche kommen damit zurande. Ich bin beim einohrigen verblieben. Daran gewöhnt man sich auch.

Mit freundlichen Grüßen
Harald
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Re: 1/2 Jahr postoperativ

Beitrag von ZwilliPa » 27.06.2021, 11:46

Hallo,

Deine Aussage "Es ist wohl so, dass ständig ausgeführte und geübte Bewegungen mit der Zeit gut gehen, nicht trainierte unbedachte aber doch ein Problem sind." kann ich nur bestätigen. Meine OP liegt zwei Jahre zurück. Obwohl ich diverse Sachen gut hinbekomme, gibt es manchmal bei eben diesen ungewohnten Bewegungen immer noch echte Aussetzer.

Nach einiger Zeit habe ich übrigens auch Cros-Hörgeräte ausprobiert. Dabei ist mir bewusst geworden, dass mein Hauptproblem nicht der Hörschatten auf der tauben Seite, sondern die fehlende Fähigkeit zur Filterung gewünschter Frequenzen/Richtungen in komplexen akustischen Umgebungen ist. Dabei können die Geräte leider auch nicht helfen. Selbst sich im Auto mit anderen zu unterhalten, ist schon eine Herausforderung, weil eben das Grundrauschen des Autos nicht ausgeblendet werden kann.

VG
ZwilliPa
*1972/m. AN li. 3*2,5*2 cm (T4a) 02/2019. OP 04/2019 MH Hannover. erst Fazialisparese HB VI jetzt dauerhaft IV. li. inkompletter Lidschluss beim Blinzeln. Links taub. bis 03/20 Belastungs-/Druckkopfschmerzen. Tinnitus
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Re: 1/2 Jahr postoperativ

Beitrag von Kram » 05.08.2021, 07:50

Hallo zusammen

Ich habe ebenfalls Cros-Hörgeräte ausprobiert - und behalten :)

ZilliPa hat recht, in lauten Umgebungen helfen die Cros-Hörgeräte nicht sehr viel. Aber in solchen Umgebungen haben meistens auch normal Hörende Mühe.

Mir bringt es jedenfalls sehr viel, auch auf der tauben Seite angesprochen werden zu können. Ohne Hörgeräte musste ich immer den Kopf so drehen, dass ich den Gesprächspartner "am richtigen Ohr" hatte. Das war z.B. in Sitzungen oder privat mit Leuten am Tisch sehr mühsam.

Schöne Grüsse
Kram
Kram, Jg. 1972, m, verheiratet, zwei Töchter
AN rechts, 17x9x10 mm, subokziputale OP in St. Anna Luzern im April 2020
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