Erwerbsunfähigkeitsrente

ronaldo
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Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von ronaldo » 24.01.2013, 10:29

Hallo und Guten Tag an alle,
ich bin zum ersten Mal im Forum, meine Frau hat es gefunden, und das 14 Jahre nach meiner OP.
Ich schreibe hier, übigens überhaupt das erste Mal in e. Forum, zum einen, um denjenigen Mut zu machen, die wie ich auch viele Jahre nach der OP Probleme haben, zum anderen, um vielleicht jemanden zu finden, dem es ähnlich geht.
Bei mir wurde das AN 1998 nach einer 1 1/2 jährigen Arztodysee erst festgestellt. Nachdem ich überhaupt nicht mehr gerade gehen konnte, keine Luft mehr bekam beim Bücken, auf dem rechten Ohr kaum mehr etwas hörte und ständig Nasenbluten hatte. Selbst da sahen die Ärzte keinen Anlaß für ein CT -obwohl Privatpatient. Erst als ich darauf bestand lege man mich in die Röhre und machte dann ein langes Gesicht. Der Turmor war über 3cm im Durchmesser und drückte schon Hirnstamm und Kleinhirn gewaltig ein und verlagert die 4. Hirnkammer.
Die OP fand bei Prof. Samii in Hannover statt, über 10 Stunden. Nach 2 Wochen wurde ich entlassen, ich sollte mich zuhause erholen, keine Reha.
Die Erholung ging auch gut voran, aber die Probleme blieben. Bei allen Untersuchungen wurde ich vertröstet, dass es besser werden würde. Ich wurde immer wieder krankgeschrieben. Ich bekam fast 3 Jahre lang Physiotherapie, Gleichgewichtstraining, Entspannungs-training, es wurde auch besser aber nicht ganz. Die Probleme sind: Taubheit rechts, ständige Kopfschmerzen, eingeschränktes Gleichgewicht, im Dunkeln überhaupt keines, Tränen des Auges, mangelnde Konzentration, schnelle Erschöpfung, langsames Denken.
Meinen heißgeliebten Beruf als Projektsteuerer im Bauwesen mußte ich aufgeben, eine Weiterbildung zum Gutachter mußte ich nach 1 Jahr abbrechen, weil ich es nicht mehr geschafft habe. Ich ließ ein privates Gutachten erstellen, weil ich endlich wissen wollte, woran ich bin. Der Gutachter hat mir bescheinigt, dass mein Gehirn so stark eingedrückt war, das man das heute noch feststellen kann.
Beim letzten MRT 2012 auch kein Rezidiv festgestellt, aber die Kompression ist noch immer sichtbar. 2011 erhielt ich dann nach einem zähen Kampf mit Rechtsanwalt die Berufsunfähigkeitsrente, jetzt klagen wir für die Erwerbsunfähigkeitsrente. Die Gutachterin der DRV hat entschieden, dass ich max. 5 Stunden arbeiten kann, auf keinen Fall mehr in meinem Beruf als Projektsteuerer, aber die DRV interessiert ihre eigene Gutachterin nicht. Sie lehnt die Erwerbsunfähigkeitsrente ab. Der RA hat beim Sozialgericht Klage eingereicht. Das SG hat mich wieder zu einem Gutachter geschickt, der der Meinung ist, dass ich ganz normal arbeiten kann und sogar in meinem ehemaligen Beruf, der Mann ist allerdings bekannt dafür, dass er noch niemals für einen Patienten entschieden hat.

Hier jetzt meine Frage:
gibt es Leidensgenossen, denen es nach Jahren auch noch so geht wie mir?

Den Gutachtern ist nicht klar, dass man nicht nur seinen Beruf aufgeben mußte, sondern auch vieles andere: Auto fahren, Rad fahren, segeln, Tennis spielen, alpines Wandern, selbst sich mit Freunden in einer großen Runde zu treffen, mehr als 3 Leute geht nicht, dann höre ich überhaupt nichts mehr.
Ich bin natürlich Prof. Samii und seinem Team unendlich dankbar, dass er mich operiert hat und ich überhaupt überlebt habe und nicht im Rollstuhl sitze, was man mir schon angekündigt hatte, wenn man den Hirnstamm geschädigt hätte. Aber von einem Gutachter als Drückeberger dargestellt zu werden, ist schon hart. Ich weiß auch, dass andere Leute schlimmere Krankheiten haben, aber hier geht es um mich und um mein Überleben, auch das existenzielle. Ich habe schon einmal die A.......karte gezogen und möchte jetzt wenigstens finanziell abgesichert sein. Bis 2011 haben wir ausschl. von der Selbständigekeit meiner Frau gelebt und haben uns schon eingeschränkt.

Hier mein Tip an alle, die überlegen, ob sie sich operieren lassen sollen:
tut es, sofort, wartet nicht so lange wie ich.

Ich habe zwar unfreiwillig gewartet, aber der Tumor wächst nicht immer langsam, meiner ist in den 1 1/2 Jahren erst so stark gewachsen sein, in der Zeit ging es vom leichten Ziepen hinterm rechten Ohr bis zu den Beschwerden, die ich oben angeführt habe. Wenn ich direkt operiert worden wäre, ginge es mir heute weitaus besser.
Über Antworten von "alten Hasen" würde ich mich sehr freuen.
Nur meine Lebensfreude, die kann mir keiner nehmen, deshalb wünsche Euch allen eine schöne Karnevalszeit oder Fastnacht mit dem Spruch aus Köln (ins Hochdeutsche übersetzt):
macht Euch Freude so lange es geht, das Leben dauert keine Ewigkeit!
Es grüßt Euch alle und wünscht alles Gute, Gesundheit und Gute Besserung
Ronaldo

P.S. wem es auch so geht und die Adresse des Rechtsanwaltes haben möchte, kann mich gerne kontaktieren.
Jg. 55, m, verh. AN rechts, 3cm mit Kompression des Hirnstammes u. des Kleinhirns, Verlagerung des 4. Ventrikels, transt. OP in Hannover bei Prof. Samii/ Juni 1998,Taubheit rechts, keine Reha lt. Klinik
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von Manu » 24.01.2013, 11:57

Hallo ronaldo,
das ist aber eine schlimme Geschichte.
Meines Wissens gibt es hier niemand dessen Hirnstamm betroffen war.
Vielleicht wird ANFUX dir dazu etwas schreiben.
Wie geht es denn jetzt nach der Ablehnung weiter?

Gruß Manu
1948, m. AN links von 4x4,5x3cm OP 07/2009 in Unikl. Düsseldorf durch Dr. Hänggi. Bestrahlung Resttumor im Gamma Knife Krefeld 11/2009.
einseitig taub,starkerTinnitus links
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von mexicoan » 24.01.2013, 16:55

Hallo Ronaldo,
auch ich habe den gleichen "Leidensweg" hinter mir.
Nach der OP im März 2011 war ich 18 Monate arbeitsunfähig krank. In dieser Zeit habe ich Krankengeld von der Krankenkasse bezogen, wobei 18 Monate das absolute Maximum sind. Laut Aussage von meinen Ärzten, Hausarzt, HNO und Neurologe hätten weitere Reha-Maßnahmen keinen Erfolg auf Besserung. Von der DRV wurde ich aufgefordert in einem von der DRV bestimmten Neuro-Zentrum ein Gutachten erstellen zu lassen. Dort wurde ich mehrere Stunden untersucht und mußte viele Fragen beantworten. Man gab mir nach der Untersuchung mündlich zu verstehen das man die Rente befürwortet.
Nach zwei Wochen bekam ich Nachricht von der DRV das ich den Rentenantrag stellen solle, dieser wurde auch rückwirkend bewilligt. "Rente wegen voller Erwerbsminderung"
Meine private BU-Rente (ich war Geschäftsführer im eigenen Betrieb) wurde analog auch bewilligt. Allerdings muß ich momentan jedes Jahr bzw. alle zwei Jahre zur Nachuntersuchung.
Diagnose Dez. 2010, OP in Mainz März 2011, Tinnitus, Schwindel,Gangunsicherheit, Hypakusius, Fazialisparese.....
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von snowdog » 25.01.2013, 01:54

Hallo ronaldo,

auch hier nun ein herzliches Willkommen im Forum -
schön dass der 2. Versuch nun geklappt hat. ;)

Auch wenn für Dich die Entdeckung des Forums verspätet
vorkommen mag, für deinen Bericht gilt dies sicher nicht.

Zu deiner Frage:
Das Thema Hirnstammkompression ist u.a. von Bianca
im Zusammenhang mit einer AN-Operation aufgegriffen
worden, allerdings liegen die meisten Beiträge schon etwas
länger zurück. Bitte hierzu die Forum-Suchfunktion nutzen !

Auch heute sind Betroffene keineswegs davor gefeit,
Opfer einer „1 ½ jährigen Odyssee“ trotz typischer
Symptomatik zu werden. Die nach wie vor aktuelle Frage
bleibt gestellt, warum die behandelnden Spezialisten nicht
auf rasche und eindeutige Abklärung (MRT) drängen ?

Heute weiß man, dass ein AN zwar langsam, aber im Tempo
variierend wächst - und einmal entdeckt, bis zu einer gewissen
Größe verschiedene Therapieoptionen bleiben.
Verdrängend, raumfordernd und ab einer gewissen Größe
wird die Operation zur verbleibenden „zu wählenden“ Therapie.

Diagnoseverfahren und umfassende Information sind die
Schlüssel zur erfolgreichen Therapie, damit rücken die
Symptome in den Fokus, die den Zeitpunkt „je eher desto
besser“ festlegen helfen. Auch wenn der Satz:
Wenn ich direkt operiert worden wäre, ginge es mir heute weitaus besser
keine Allgemeingültigkeit haben kann, die Phase „unfreiwilligen
Wartens“ macht klar, worauf es ankommt.

Weiterhin gute Besserung, Erfolg und Durchhaltewillen auch
im Kampf gegen besagte Gutachter.

Beste Grüße
snowdog
snowdog (Moderator seit 4.12) Jg.62,m,verh.,2 Söhne,
AN re.5x8 mm,n-c. suboccipital AN-OP in Offenbach 4.08,
postoperativ Liquorfistel,keine Fazialisparese, einseitig taub,chron.Kopfschmerzen,jährl.Kontroll-MRT f.d.ersten 5 J.
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von Käfer46 » 25.01.2013, 03:06

Hallo Ronaldo,
ich bin auch eine Betroffene mit Kompression des Hirnstamms. Mein Tumor war zwar nur ca.2cm aber in der Größe eines T4. Seit 04.11 krankgeschrieben, okt.12 ausgesteuert aus der KK, über mein Rentenantrag versichert,
seit 29.11.12 rückwirkend zum 01.11.2011 bis 30.09.13 berentet worden. Schlimm ist nur das man ständig beweisen muß was man nicht mehr kann. Und da es nicht äußerlich sehr auffällig, hat man auch nichts.
Ich kann dir nur den Rat geben, da du Rentner der DRV bist hast du ein Anrecht auf eine mediz. Kur, beantrage diese und schreibe in den Unterlagen du möchtest eine Arbeitserprobung zur Testung deiner psychischen und pysischen Leistungsfähigkeit und eine berufliche Empfehlung erhalten.
Ich habe dies gemacht, aber der Schock kam als ich hörte das ich zur Zeit nicht in der Lage bin zu arbeiten, obwohl die Ahnung schon da war. Damit abgefunden habe ich mich noch nicht, das bereitet mir noch Probleme.
Ein Gutachten von der REHA Klinik darf die DRV nicht anzweifeln.

LG Käfer46
46Jahre,4Kd.,w.,AKN-li.Diagn.01.11, 1.OP 04.11-Abbr.n.Kompl.,
2.OP anf.05.11,Größe:1,7x2cm-T4,entf.,in DD bei Prof.
Schackert,präop:Schwindel,Gleichgew.,Koords-u.Geschmacks-
stör.,Kopf-Nacken-Gesichts-Beschw,postop:+Benommenheit, li.taub,re.Hyperakusis
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von ronaldo » 27.01.2013, 11:39

Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure Antworten, das hätte ich in den 14 Jahren gut gebrauchen können, aber auch heute tut es gut, dass man nicht alleine da steht.
Lt. Sozialgericht darf ich jetzt einen eigenen Gutachter benennen, leider muss der auch selbst bezahlt werden. So ein Gutachten kostet um die 1000 €, auch hier hat unser Sozialstaat wieder dafür gesorgt, dass diejenigen, die sich das nicht leisten können, einfach fallen gelassen werden.
Das Kuriose ist ja, dass die Gutachterin der DRV bereits 2 Gutachten geschrieben hat, in denen sie mich berufsunfähig geschrieben hat bzw. maximale Arbeitszeit von 5 Stunden mit mehreren Pausen. D.h. ich erhalte eine sogenannte "Arbeitsmarktrente", weil mich unter diesen Voraussetzungen niemand mehr einstellen wird. Nur die DRV glaubt ihrer eigenen Gutachterin nicht??!!! Unser Rechtsanwal sagt, dass er das noch niemals erlebt hat.
Dann entscheidet meine Richterin, wem sie Glauben schenken wird: der Gutachterin der DRV und meinen beiden Gutachtern, oder dem Gutachter aus dem Allgäu (nicht alles im Allgäu ist schön!!), der der Meinung ist, dass ich praktisch voll erwerbsfähig bin.
Das Ganze wird sich wohl in den nächsten Monaten entscheiden, ich werde auf jeden Fall berichten, denn auch dieser Aspekt an der Krankheit ist wichtig: zu wissen, dass man finanziell abgesichert ist.
Übrigens: mit "Alten Hasen" meinte ich Mitstreiter, deren OP auch schon einige Jahre zurück liegt und die noch immer mit ihren Einschränkungen leben müssen bzw. deren Hirnstamm und Kleinhirn in Mitleidenschaft gezogen wurde.
In diesem Sinne grüßt Euch alle vom verschneiten Bodensee
Ronaldo
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von ANFux » 28.01.2013, 19:42

Lieber ronaldo,

etwas verspätet, weil ich mit meiner Frau rund um den Ochsenkopf gewandert bin, möchte ich mich in Deinen Fall einblenden, auch weil Manu auf mich verwiesen hatte.
(Als Ochsenkopf meine ich nicht irgendein Synonym für eine Sorte Menschen in Amtsstuben o.ä., sondern die Erhebung im Fichtelgebirge.........)

Schön, daß es mittlerweile positive Beiträge zu vergleichbaren Fällen gibt. Ich selbst kann leider nichts Ähnliches beitragen. Die neueste Entwicklung könnte ja bei Dir eine Wende bringen. Wenn nicht, dann würde ich an Deiner Stelle mal etwas ganz "Lautes" versuchen: Wende Dich mal an Herrn Escher im MDR. Der geht solchen hahnebüchenen Dingen mit großem Erfolg nach. Du hast schon so viel hinter Dir bzw. über Dich ergehen lassen müssen, da ist so eine Erörterung im Fernsehen doch ein Klacks!

Beste Grüße
ANFux
Zuletzt geändert von ANFux am 29.01.2013, 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von an » 29.01.2013, 17:59

Lieber Ronaldo,

so ein ganz alter Hase wie Du bin ich nicht, aber meine OP liegt inzwischen 4 Jahre zurück und die immernoch bestehenden Schäden werden sich voraussichtlich nicht weiter zurückbilden. Arbeiten kann ich nicht.
Auch ich bin manchmal neidisch - aber nicht missgünstig - wenn ich lese, wie andere die OP "mit links" machen.

Ich verstehe nicht ganz berufsunfähig oder erwerbsgemindert...das spielt doch bei deinem Jahrgang gar keine Rolle, oder? Alle vor 1961 geborenen müssen doch nur die Berufsunfähigkeit nachweisen, oder?

Bist du sicher, dass dein Rechtsanwalt in solchen Fällen versiert ist?
Der VdK ist in solchen Fällen m.W. ganz gut.

Der Vorschlag von Käfer46 von wegen Reha kann auch nach hinten losgehen: Die Rehakliniken erhalten Ihre Existenzberechtigung - wie der Name schon sagt- durch REHABILITATION. Wie die Vorgaben für eine solche Klinik aussehen, um von den Krankenkassen oder der Rentenversicherung etc. "gebucht" zu werden kann man sich daher unschwer vorstellen...es gab auch Fälle (mehrfach bekannt) in denen Patienten, obwohl definitiv nicht arbeitsfähig, als solche entlassen wurden. Wenn man Pech hat bekommt man den Abschlussbericht erst einige Zeit nach der Heimkehr zugesandt, so dass man dann nur noch eine Gegendarstellung mit zweifelhaftem Erfolg schreiben kann.

Ich schreibe Dir noch eine VN.

Liebe Grüße
an
Jahrgang 1965;weibl.AN ca.1x1x1cm. OP 01/2009 Tübingen/Prof. Tatagiba. Ein Vestibularisast erhalten. Starke Hörminderung links. Tinnitus. Hyperakusis. Facialisparese nur noch leicht. Anhaltender Schwindel u. Sehstörungen. Migräne(schon vor OP).
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von wally » 31.01.2013, 13:03

Hallo Ronaldo,

das tut weh deinen Bericht zu lesen. Obwohl ein bedrolicher Tumor behandelt werden mußte ist der weitere Verlauf nicht immer von entsprechender Anerkennung der Ämter geprägt. Vermutlich liegt es auch am Unverständnis und der Unerfahrenheit der Beteiligten. Diese Erkrankung ist selten, deine behandelte Tumorgröße mit Hirnstammkompression noch seltener. Um so unverständlicher die Abläufe bei den Ämtern.
Auch mir ist nicht ganz klar, warum du bei anerkannter BU keine Erwerbsminderungsrente bekommen solltest. Das hört sich führt mich zumindest nach Widerspruch an. Wäre es dir möglich da ein wenig für Aufklärung sorgen ? (falls nicht zu delikat oder kompliziert)
Auch ich habe Anfang Januar Antrag bei meiner privaten BU-Versicherung stellen müssen. Antwort steht aus.
Ich stehe mit einer Mitarbeiterin der Selbsthilfegruppe VAN im Kontakt, die bei der DRV eine Gesprächstermin hat oder schon hatte, um unsere seltene Erkrankung dort ins rechte Licht zu rücken. Momentan ist sie bis Mitte Februar nicht im Lande. Melde dich doch wenn du Hilfe/Beratung brauchst.
Wir sind doch auch hachhaltig betroffen bzw. geschädigt, was unser Sensorium, unsere Wahrnehmung betrifft. Oft beeinträchtigt uns ein komplexes Beschwerdebild und je nach dem was wir arbeiten oder wie wir leben sind auch nur schon Teilbereiche der Symptomatik extrem hinderlich. Ganz zu schweigen vom gestörten Selbstbild, geplatzten Lebensentwürfen. Diesen ganzheitlichen Aspekt gilt es auch bei den Ämtern zu vertreten. Dazu benötigen wir auch ganzheitlich denkende und entscheidende Behandler und Betreuer. Dies gilt sicher nicht für alle AKN-Erkrankten.
Nach meiner Operation hat mich meine Schwerhörigkeit, Tinnitus, Hyperacusis, leichte Fazialisparese nicht wirklich gestört. Aber Oszillopsien und Schwindelgefühle haben mich bei Wachstum des Rezidivs nachhaltig gestört und auch zu Leistungsminderung/Erschöpfung geführt. Dies wurde an den entsprechenden Untersuchungsterminen nie in der vollständigen Ausprägung angenommen. (Neurochirurgen und HNO - Ärzte haben immer wieder nur Teilaspekte in ihren Briefen erwähnt) Das geht gar nicht, da ich immer mit meinen schriftlichen Verlaufsberichten angetrten bin. Jeder Behandler hatte die gleiche Ausgangslage und verkürzt oder ignoriert je nach Zeitdruck, Lust oder Vermögen.

Vielleicht entstehen bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit/Arbeitsfähigkeit immer wieder durch diesen spezialisierten und letztlich reduktionistischen Ansatz mehr oder weniger bewußt Fehldeutungen, die uns um eine Anerkennung des uns entstandenen Schadens bringen. Nee, eigenlich nicht vielleicht sondern ziemlich sicher.

Nun wünsche ich dir und uns Allen ein möglichst "verträgliches Lebensgefühl". Die Rückbesinnung auf ein gutes Bauchgefühl war ein Gewinn meiner Auseinandersetzung in den letzten 4 Jahren mit mehreren Erkrankungen.

In diesem Sinne - bei uns im Südwesten scheint die Sonne - schicke ich einen Sonnenstrahl mit entsprechendem Wärmegefühl
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von Ista » 08.02.2013, 13:32

Hallo Ronaldo,
lange war ich nicht in diesem Forum. Da ich aber bestimmte Berichte suche, bin ich hier vorbeigestolpert. Meine Op. war zwar erst 2010, aber unten kannst du lesen, wie groß mein AN war. Ich hatte und habe die gleichen Symthome und sogar noch mehr, da mein Tumor schon ein blutend war.
Allerdings kann ich nicht verstehen, dass du solche Probleme hast. Vielleicht weil du privat versichert bist. Nicht immer ist das ein Vorteil. Ich habe bereits einen Rentenantrag nach 6 Monaten gestellt. Ich habe nicht erst mein Krankengeldanspruch auslaufen lassen. Seit April 2011 wurde ich dann erstmal bis Ende Juli 2013 als erwerbsunfähig eingestuft. Jetzt habe ich bereits schon einen neuen Antrag zur endgültigen Feststellung gestellt, da ich meine Tätigkeit als Verwaltungsfachangestellte nicht mehr ausüben kann. Selbst das Schreiben fällt mir bis heute noch schwer, da ich immer wieder Wörter vergesse, Buchstaben verdrehe oder unbewusst Wörter falsch schreibe. Ich wurde damals zu einem Neurologen der DRV geschickt. Allerdings hatte ich da schon einen Schwerbehindertenausweis. Vielleicht macht das schon etwas aus. Mittlerweile habe ich aufgrund meiner Klage auch einen neuen Schwerbehindertenausweis mit Merkzeichen "B" und "G". Dies habe ich bekommen, weil mein Gleichgewicht erheblich gestört ist und mir aber auch immer wieder die Beine weg sacken. Deshalb denke ich, dass meinem endgültigem Antrag auch statt gegeben wird. Ich hoffe für dich, dass du es dann auch "schnell" schaffst, da ja schon einige Zeit ins Land gegangen ist. Wie AN Berichtet hat würde ich das mit der Reha nicht machen. Bei mir hatten die geschrieben, das ich zwar arbeitsunfähig entlassen wurde, aber keine psychischen und motorischen Ausfälle mehr vorhanden sind. Dies konnte aber durch den Neurologen schnell richtig gestellt werden. ich wünsche Dir alles Gute.
LG Ista
AN lt. Op.Bericht 6X4X6 cm eingebluteter Tumor im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels re. mit raumfordernden Effekt. OP.: 22.10.2010 Westpfalz Klinik in Kaisers`lautern, AHB Hedon-Klinik in Lingen
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von ronaldo » 12.02.2013, 12:19

Hallo liebe Forumsmitglieder,
vielen Dank für eure zahlreichen Antworten und Anteilnahme. Das hat mich auf der einen Seite gefreut, auf der anderen Seite sehr bewegt.
Ich habe meinen Bericht eigentlich geschrieben, weil ich einfach immer nur gelesen habe, dass alle nach der OP wieder ein fast normales Leben führen, arbeiten gehen können und noch eine gewisse Gleichgültigkeit in Bezug auf "Aufregen wegen Nichtigkeiten" dazu gewonnen haben. Ich dachte, ich sei der Einzige, dem das nicht so geht, der sich einfach vom Leben verschaukelt fühlt, der mit 42 Jahren mitten aus seiner heißgeliebten Berufstätigkeit herausgerissen wurde, der es mit den Worten einer bekannten Kaberitistin sagen möchte: "ein Schnupfen hätte auch gereicht". Jetzt lese ich, dass auch andere betroffen sind und in dieser Krankheit irgendwie nicht das "OMMMMM" finden sondern lieber wieder mit beiden Beinen im Leben und Berufsleben stehen würden, das tröstet. Natürlich müssen wir mit unseren Einschränkungen leben und das Beste daraus machen, aber es kostet verdammt viel Kraft und ich für mein Teil muß sagen: wenn meine Frau mich nicht so unterstützen würde, wüßte ich nicht, wo ich gelandet wäre. Und ich weiß, dass Prof. Samii und sein Team das Beste gegeben haben und ich denen sehr dankbar bin.
Wally: alle vor 1961 geborene erhalten noch beide Renten: Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente. Da ich als Bauingenieru nicht mehr in meinen Job arbeiten konnte, habe ich die Berufsunfähigkeitsrente erhalten.
an: mein Rechtsanwalt ist wirklich der Beste, den man finden kann, aber leider entstehen auch hier Kosten, die keine Rechtschutzversicherung bezahlt. Ista: Du bist wirklich sehr schlimm dran und ich schäme mich fast, wenn ich Deinen Bericht lese, über meinen Zustand zu meckern. Ich wünsche Dir, dass es vielleicht auch Dir in einigen Jahren besser gehen wird. Wenn ich den Verlauf bei mir sehen, muß ich doch sagen, dass es sich in 5 Jahren stetig verbessert hat und erst dann auf einer Stufe stehen geblieben ist. Anfux: als Fernsehstar tauge ich leider überhaupt nicht, aber danke für Deinen netten Vorschlag.
Schwerbehinderung habe ich übrigens 50% und jetzt 60% beantragt. Das führt zumindest dazu, dass man schon mit 60Jahren in Rente gehen kann und auch sonstige Vergünstigungen hat.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen das Allerbeste und werde weiter berichten wegen meiner Erwerbsunfähigkeits-rente. Vielleicht nützt das ´mal jemanden.
Es grüßt Euch vom bitterkalten Bodensee
Ronaldo
Jg. 55, m, verh. AN rechts, 3cm mit Kompression des Hirnstammes u. des Kleinhirns, Verlagerung des 4. Ventrikels, transt. OP in Hannover bei Prof. Samii/ Juni 1998,Taubheit rechts, keine Reha lt. Klinik
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von Zwän » 23.06.2022, 14:41

Lieber Ronaldo und Mitbetroffene

wie ist Dein Rentenantrag ausgegangen?

Ich fühle mich durch meine Behinderungen (einseitige Taubheit, Tinnitus, einseitige Facialisparese und damit quasi einseitige Blindheit, Schwindel, nächtliche Kopfschmerzen durch Synkinesien, Überforderungs- und Fremdheitsgefühle bei gestörter Sinneswahrnehmung und chronischer Übermüdung) auch zwei Jahre nach OP noch stark eingeschränkt. Ich hatte versucht beruflich zu überleben und versucht 60% zu arbeiten, wurde aber wegen Krankheit in Basel gekündigt. Aktuell mache ich einen Arbeitsversuch mit 13 Stunden in Hamburg und sehe noch nicht recht kommen, dass ich viel mehr schaffen werde. Ich habe daher einen Antrag auf Teil-Invalidenrente in der Schweiz gestellt. Da ich sonst nicht mehr viel auf die Reihe bekomme, gehe ich täglich ins Fitnesstudio und sehe daher ganz vital aus und werde von meiner Umgebung daher teilweise als "Psycho" wahr genommen.

Hast Du Tipps bezüglich Rentenantrag? Ich dachte es könnte helfen, wenn man der Versicherung ähnlich gelagerte Fälle nennen könnte.

Viele herzliche Grüsse

Der schräge Zwän
AN re 0,7 cm, ED 2/20 bei leichtem Schwindel, leichter Hörminderung seit 1/20. OP kurz nach D in Wü. Post OP Taubheit re und Tinnitus. Inkomplette Facialisparese mit Synkinesien, fehlendem Augenschluss und dauerhaft abgeklebtem Auge. Leichter Schwindel.
MonCheri
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von MonCheri » 27.07.2022, 12:00

Hallo Zwän
Ich habe auch die Beiträge zum Thema Rente gelesen und würde mich auch freuen, wenn eine Antwort käme, aber die Beiträge sind jetzt fast 10 Jahre her .Hoffentlich geht es allen gut.
Ich kann dir nur sagen, das sich noch nicht viel getan hat und wir immer noch um die Rente kämpfen müssen.Ich habe noch ein Jahr Rente, aber die wurde mir wegen des Schlaganfalls und der Psyche genehmigt, das AKN hat da keine Rolle gespielt, jetzt nach einem Jahr habe ich immer noch starken Schwindel, ich komme mir vor, wie eine Wasserwaage, weil jeder kleine Anstieg mir Probleme macht . Hyperakusis wird auch immer schlimmer und damit werden soziale Kontakte schwieriger, obwohl ein Schnitzel braten schon Herausforderung genug ist.Aber da habe ich ja meine Kopfhörer.Was ich dir eigendlich fragen wollte, hast du einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt, so viel wie ich weiß, hilft einem dieses Dokument auch schon weiter.LG MonCheri
MonCheri, Jg 66 ,w ,verh , 1 Sohn,
AKN seit 2014, Probleme seit 2018, Op 2021 in Dresden
Ista
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von Ista » 27.07.2022, 14:03

Hallo, einmal an alle. Ihr müsst auf jeden Fall erstmal einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen. Und das Merkzeichen B mit beantragen. Das B steht für eine Begleitung, welche einem aufgrund des Schwindel zusteht. Einfach beschreiben, dass ihr euch allein nirgends mehr hintraut. Auch in Widerspruch gehen. Dann erst den Erwerbsunfahigkeits Antrag stellen. Ich musste auch kämpfen um das B im Ausweis. Habe es aber bekommen und bin seit 11 Jahren in Rente.
LG Ista
AN lt. Op.Bericht 6X4X6 cm eingebluteter Tumor im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels re. mit raumfordernden Effekt. OP.: 22.10.2010 Westpfalz Klinik in Kaisers`lautern, AHB Hedon-Klinik in Lingen
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Re: Erwerbsunfähigkeitsrente

Beitrag von Harald87 » 28.07.2022, 07:41

Huhu,
Schwerbehinderung etc. durchbekommen ist ein Krampf schlechthin.
Bei mir ging es nicht um Rente, aber wollte eigentlich die 50%. Ging auch kein Weg rein.
Bzgl. dem Thema hat ich mich aber damals vom VDK beraten lassen, die haben einen auch bei dem Schriftkram geholfen. Gibts denke in fast jeder größeren Stadt einen Außenposten, wo man einen Ansprechpartner finden kann. Kann es nur empfehlen, auch auf lange Sicht bzgl. Behördenkram. Weiß nicht ob es noch andere Sozialverbände gibt mit ähnlichen Leistungen, zumindest mir hat der VDK gut geholfen damals.

Mit freundlichen Grüßen
Harald
Antworten