2 Jahre nach dem Eingriff - Wie geht es mir heute
-
- Beiträge: 11
- Registriert: 23.12.2022, 13:54
- Land: D
- Geschlecht: m
- Geburtsjahr: 1978
- Wohnort: Leipzig
2 Jahre nach dem Eingriff - Wie geht es mir heute
ich hatte bereits in einem Artikel " 7 Monate nach OP" einen Zustandsbeschreibung verfasst und möchte nun mit Euch den aktuellen Zustand teilen. Ich hoffe hier wieder auf Euer Mitwirken, wie geht es Euch, kennt ihr ähnliche Sorgen etc, was sind Eure Tipps und wie geht ihr mit "Allem" um.
Was hat sich gebessert:
Im Gegensatz zum alten Artikel sind nur noch selten Kopfschmerzen zu verzeichnen. Vor allem Nachmittags oder bei extremer Hitze, Überanstrengung, schnell wechselndem Wetter greife ich zu einer Tablette. 1 Paracetamol reicht dann allerdings. Nur selten kommen Kopfschmerzanfälle aus dem Nichts.
Die Wackeloptiken die Anfangs und bis 1,5 Jahre danach sehr präsent waren, haben sich auch auf ein Minimum reduziert und machen so den Alltag erträglich. Bei Wetter-/ Luftdruckveränderungen reagiert das Gleichgewicht allerdings am meisten und dann nimmt das diffuse sehen auch wieder zu. Gänge durch den Supermarkt, viele Menschenmassen usw. muss ich dann meiden.
Der Tinnitus ist auch sehr leise geworden. Seine Präsenz ist zwar von Dauer, aber es belästigt mich nicht, wenn das Ohr einen normalen Tag hat. Er wird jedoch lauter, wenn die Umgebung lauter wird oder es stressig zugeht.
Was ist mir geblieben bzw. was zermürbt mich:
Die seinerzeit beschriebenen Nackenschmerzen, haben einen ordentlichen Rattenschwanz hinter sich aufgebaut. Durch die ständige, antrainierte Kopfhaltung (nach unten sehen, weil es da am wenigsten wackelt und schwindelt), haben sich die Verspannungen vom Nacken auf den Brustkorb und das Zwerchfell ausgeweitet, so scheint es mir jedenfalls. Daraus bildet sich eine Symptompalette die oft mit Angst einhergeht. Magendruck, Brustdruck, Schulterschmerzen usw. haben mich schon wieder in einen Ärztemarathon gezwungen, der seines Gleichen sucht. Alle bestätigen mir beste Gesundheit. Die Beruhigung hält dann zwar eine Weile an, aber das Gedankenkarussell treibt einen immer wieder an. Da habe ich wohl seinerzeit ordentlich Vertrauen in meine Gesundheit verloren, was die Verspannungen neben der Fehlhaltung sicherlich zusätzlich speist.
Anstrengend und vor allem Adrenalinantreibend sind auch die kurzen Episoden von Benommenheit im Alltag. Wie aus dem Nichts geriet plötzlich das Ohr der operierten Seite völlig unter Druck, starke Benommenheit setzt ein und ein lauter Tiefton macht sich breit. Was da an der operierten Stelle nach 2 Jahren abgeht, ist mir nach wie vor ein Rätsel.
Manchmal fängt auch aus dem Nichts an das Bild kurz zu "tanzen" oder nach links, rechts, oben oder unten wegzuziehen. Als würde Jemand das Dia wechseln. All das natürlich nur für kurze Sekunden , doch das Ganze setzt dann durch den Adrenalinschub einen Kreislauf in Gang der den restlichen Tag anstrengend sein lässt. Ich nenne das immer Bewusstseinsspeaker, so als würde Jemand kurz das Licht ausschalten, furchtbar. Es geht einem nach solchen Attacken einfach gar nicht gut, Benommenheit, Tinnitus und Gangunsicherheit sind dann an der Tagesordnung.
Plötzliches Unwohlsein über ein normales Maß hinaus, sodass es einem Angst wird, sind ebenfalls oft an der Tagesordnung. Das zentrale Nervensystem ist wohl auch weiterhin nachhaltig beeinträchtigt und die eigene Angst vor dem nächsten Symptomalarm spielt hier sicher noch antreibend mit rein.
Ihr seht es gibt viel Gutes und nach wie vor Dankbarkeit für die vollständige Entfernung des AkN. Auch ein Rezidiv bleibt mir weiterhin erspart. Aber ich muss ehrlich sein, die alltägliche Symptomatik und die ängstigenden plötzlichen Unwohlzustände machen viele Tage nicht gerade lebenswert und fressen positive Erfahrungen meist auf, leider.
Ich hoffe und freue mich auf Eure Einschätzungen, Erfahrungen und vielleicht auch Tipps wie ihr mit solchen Situationen umgegangen seid.
Beste Grüße
George
-
- Beiträge: 103
- Registriert: 22.04.2017, 22:41
- Land: D
- Geschlecht: w
- Geburtsjahr: 1976
- Wohnort: Nord-Badenwürttemberg
Re: 2 Jahre nach dem Eingriff - Wie geht es mir heute
da noch keiner etwas geschrieben hat, schreibe ich mal von meinen Erfahrungen wegen meiner Müdigkeit und meinen Symptomen, und dem Gleichgewicht. Es tut mir sehr leid, dass Du, wie ich von Ärzten erst nicht erst genommen wurdest, und das bei Dir auch sehr lange, und, dass Du dort, wie ich, nicht informiert wirst zu Hilfen mit den jetzigen Symptomen.
Vielleicht können andere noch ihre Erfahrungen mit hilfreichen Therapien hinzufügen, denn es ist ja schon vielfältig, was es so an Therapieansätzen im Bereich Hörgeräten oder Medikamenten oder Physio- oder Ergotherapie oder anderen Therapieformen gibt. Sind denn alle im Urlaub? Hallo?? (Einsames Echo - Echo - Echo

Mir spielt das Gleichgewicht immer mal lustige Streiche im Dunkeln, dass ich zu Ausfallschritten neige, und drinnen mit viel Licht einfach wacher bin, und es nicht zu unerwarteten Stürzen kommt. Und Fahrradfahren und Inlineskaten sind zwar möglich, was ich unfassbar toll finde. Aber Fahrradfahren geht nur ohne viele Schulterblicke - sonst wird ein Schulterblick zum Beginn eines ungewollten "Kunststücks", ohne Applaus, leider. Wer kennt noch mehr Übungen außer den Augen - Gleichgewichtsübungen? Und hat jemand gute Erfahrungen mit Medikamenten gemacht? Ich habe noch nichts probiert, kennt jemand Betahistin?
Liebe Grüße
von Felipina
-
- Beiträge: 715
- Registriert: 03.07.2009, 23:15
- Land: D
- Geschlecht: m
- Geburtsjahr: 1962
- Wohnort: Hessen - D
Re: 2 Jahre nach dem Eingriff - Wie geht es mir heute
eine Anmerkung vorweg:
es hat häufig ganz unterschiedliche Gründe, ob ein Beitrag eine Resonanz in Form von Antwortbeiträgen auslöst oder scheinbar einsam abgestellt sein Forumdasein fristet.
Das gewählte Thema kann Betroffenheit nicht besser abbilden - ist doch jeder, dessen OP Jahreszeiträume zurückliegt, adressiert. Und doch sagt die Anzahl der Reaktionen wenig über die Relevanz aus - Forumserfahrene werden bei der individuellen Recherche immer wieder auf Beiträge stoßen (gestoßen sein) und zumindest kurz gestutzt haben: kann ich selbst hierzu nicht persönliche Erfahrungen teilen ?
Als Moderator des Forums kann ich nur wiederholen, die Beiträge werden gelesen und finden Beachtung, wer nicht regelmäßig im Forum unterwegs ist oder mittels
Suchfunktion Themen durchforstet, entdeckt manches dabei eben nach Gelegenheit.Georges Eröffnungsbeitrag weist passenderweise auf den Einstieg "7 Monate nach OP" hin. Erfahrungsberichte im Zeitverlauf haben eine besondere Bedeutung - bei aller Individualität der Symptom- und Heilverläufe lassen sich Vergleiche und Rückschlüsse ziehen. Je nach persönlicher Akribie bei der "Fortschrittsprotokollierung" eignen sich
Vergleichszeiträume (erste Post-OP-Wochen, halbes Jahr nach der OP, zwei Jahre, fünf Jahre) und zeigen typische Verläufe. Das Positive: in der Mehrheit der Fälle treten
Besserungen im Zeitverlauf ein. Was so banal klingt, ist mehr als ein bloßer Rettungsanker in Phasen der Verzweiflung - mit den ersten registrierten Verbesserungen (Abklingen akuter Beschwerden) kommt es zur wichtigen Bestätigung: Zuversicht, Hoffnung, positives Denken haben ihren Sinn und sind unerlässlich.
Da es keine sprunghaften Veränderungen sind - zwischen sechs Monaten und zwei Jahren verläuft ein Heilungsprozess - unterliegen die Symptome einem Anpassungs- und Gewöhnungseffekt. Der postoperative Hörverlust ist anfangs dramatisch, nach zwei Jahren
reale Normalität, Tinnitus und Schwindelbeschwerden unterliegen einer veränderten Wahrnehmung (obwohl unverändert ausgeprägt). Beobachtungen in kritischen Situationen führen zu einer veränderten Aufmerksamkeit (Achtsamkeit), Verhaltensänderung und Meiden solcher Situationen nimmt einiges von deren Schrecken. Die Auseinandersetzung mit dem Status Quo ist (wenig verwunderlich) sehr individuell - am Beispiel des Forums lässt sich ablesen, dass mancher mit überstandener Operation das Thema Akustikusneurinom formal ad acta legen möchte. Da bleibt zu wünschen, dass das jährliche MRT-Kontrollintervall als erträgliche Last wegzustecken ist.
In der Rückwärtsbetrachtung kann ich die meisten Beschreibungen nachvollziehen bzw. habe vieles davon ähnlich erlebt (siehe Beiträge "Schmerzprotokoll"). Erst mit der Überwindung der akuten Schmerzzustände (Kopfschmerzattacken) fühlte ich mich in der Lage, so etwas wie eine Prognose treffen zu können. Sämtlichen Begleitsymptomen galt es auf den Grund zu gehen, mit dem Ziel Besserung, Linderung oder Arrangement. Und ja, nach zwei bzw. drei Jahren traten spürbare Verbesserungen ein, die die benannten Unwohlzustände betrafen. Mit der Wiedergewinnung einer Beweglichkeit ließen sich viele Symptome beeinflussen, wo vorher schmerzbedingte Passivität ein Ertragen bedeutete. Damit verbunden ist ein Lernen und Beachten der Signale und die Erkenntnis, dass viele Beschwerden zusammenhängen und scheinbar interagieren (schon mal darauf geachtet, wie sich Schwindel bei großer Lärmkulisse anfühlt ? Was zwei Glas Wasser bei einem
heftigen Tinnitus bewirken können ? Wie sich Resthören verändert, wenn man bei einer Feiergesellschaft für Sekunden die Augen schließt ?...)

Allen Betroffenen gute Fortschritte und eine rasche Genesung.
Beste Grüße
snowdog
AN re.5x8 mm,n-c. suboccipital AN-OP in Offenbach 4.08,
postoperativ Liquorfistel,keine Fazialisparese, einseitig taub,chron.Kopfschmerzen,jährl.Kontroll-MRT f.d.ersten 5 J.