Starke Bewegungseinschränkungen und viele Ausfälle

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RMMK
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Starke Bewegungseinschränkungen und viele Ausfälle

Beitrag von RMMK » 21.12.2008, 16:44

Starke Bewegungseinschränkungen und viele Ausfälle

Hallo zusammen,

mein Vater ist der Patient und ich bin nur die 'geduldig' Abwartende am Rande, was es bekannterweise auch nicht leichter macht. Ich habe wenig Informationen zu dem Thema, obwohl ich auf dieser ausführlichen und hervorragenden Seite schon viele hilfreiche Informationen gefunden habe. Danke an die zahlreichen positiven und optimistischen Forumseinträge, das macht wirklich Mut.

Ich mache mir große Sorgen um meinen Vater, da er viele Ausfälle zeigt, die ich so nirgends beschrieben finde und wir alle hoffen, dass sich auch diese Dinge mit der OP wieder zurück bilden.

Mein Vater ist verhältnismäßig alt, scheint mir, mit 75 Jahren ist der Tumor erst im Oktober entdeckt worden, obwohl er seit langem mit einem schwindenden Hörvermögen auf der rechten Seite und starken Gleichgewichtsproblemen zu kämpfen hatte. Im Grunde ist erst die Orthopädin, die ihn wegen seiner zunehmenden Bewegungseinschränkung untersucht hat auf die Idee gekommen. Merkwürdige Wege geht so eine Diagnose wohl manchmal.

Jedenfalls hat man beim MRT fesgestellt, dass er ein AN hat (wenn ich mich recht entsinne etwa 2,5 *2,5 cm). Die Neurologen haben darüber hinaus keinerlei Anzeichen für Demenz festgestellt und anscheinend auch keine weiteren neuroloischen Befunde, die seine Bewegungsfähigkeit einschränken könnten.

Trotzdem baute er in den letzten Monaten, erst sehr langsam und in den letzten Wochen mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit sein Gehvermögen ab. Durch den starken Schwindel, fiel er auch immer wieder hin. Außer weniger Schritte mit Hilfe so eines körperhohen Gehwagens aus dem Krankenhaus - und das auch nur 1-2 x am Tag - ist nichts mehr möglich. Es bedeutet für ihn eine extreme Anstrengung. Erschwerend hinzu kommt sicherlich , dass er eine künstliche Hüfte hat, die ihm in den letzten 2 Monaten 2 x durch eine falsche Bewegung aus dem Gelenk gesprungen ist. Er war aber von der Bewegung mit 2 Krücken schon wieder auf eine Krücke zurückgekommen und konnte sich teilweise auch ohne Bewegen, bevor dies so radikal abnahm.

Hinzu kommen nun auch gelegenliche Ausfälle beim Sprechen, dass er keine Worte bilden kann und sein Alter falsch angibt. Er nimmt auch vieles nicht wahr.

Jede Bewegung ist eine körperliche Anstrengung sondergleichen.

Da meinen Eltern gesagt worden war, dass der Tumor sehr langsam wächst und sie daher sich für eine Entscheidung Zeit lassen könnten, haben sie erst noch einen gemeinsamen Urlaub wahrgenommen - das war nicht leicht, besonders für meine Mutter, die natürlich am liebesten direkt etwas unternommen hätte, aber mein Vater wollte es so - nun er ist ja auch nicht mehr der jüngste, das Herz ist auch nicht mehr astrein und sein Blutdruck ist schon seit Jahren erhöht - sicher hat er auch große Angst vor der OP. Es kristallisierte sich im Urlaub heraus, dass kein weiteres Abwarten mehr möglich ist, weil es, wie beschrieben, rapid schlimmer wurde. Aus dem Urlaub heraus, haben sie sich um Krankenhaustermin usw. gekümmert. Er liegt in Wuppertal im Bethesda - Krankenhaus in der Neurochirurgie bei Prof. Kander. Über den Mann konnte ich nicht viel finden im Internet.

Seit vergangenen Montag liegt er jetzt da, baut zusehends ab und die OP wird um einen auf den anderen Tag verschoben, weil irgendwelche Notfall-OPs dazwischen gekommen sind und zum guten Schluss wurde sie am Freitag wieder abgesagt, weil mein Vater sich inzwischen eine Harnwegsinfektion eingefangen hat. Inzwischen hat er insbesondere nachts auch noch Probleme mit Inkontinenz, wobei ich das so interpretiere, dass er aufgrund seiner Bewegungseinschränkung und der Orientierungslosigkeit, Probleme hat rechtzeitig die Flasche zu finden, denn tagsüber klappt das eigentlich recht gut.

Die Warterei zermürbt und die Sorgen wachsen täglich, weil er immer verwirrter wird. Bei einem MRT am Mitwoch haben sie auch Flüssigkeit im Gehirn festgestellt. Wir hoffen nun, dass er morgen operiert wird, aber noch wissen wir nichts genaues. Sollte es morgen oder übermorgen nichts werden, kommt noch eine weitere zermürbende Woche hinzu, weil über Weihnachten garantiert nichts passieren wird. Meine Mutter steht inzwischen kurz vor einem Zusammenbruch, obwohl sie bisher so tapfer meinen Vater unterstützt und pflegt und alles was dazu gehört.

Uns wurde gesagt, das Gehör sei nicht zu retten und der Gesichtsnerv hätte eine ca 40 % Chance. Bei den gesamten sonstigen Ausfallerscheinungen kann sich niemand zu einer Prognose hinreißen lassen. Es heißt immer nur, man könne nicht sagen, ob es überhaupt mit dem AN in Verbindung stände und dementsprechend auch keine Prognose abgeben, ob es eventuell nach der OP wieder besser wird. Zum Verzweifeln.

Auch hätte ich gern mal gewußt, wie belastend so eine OP für einen älteren Herrn ist, der gesundlich nicht ganz so auf der Höhe ist. Erstaunlicherweise hat er ja die beiden letzten Vollnarkosen bei den Hüfteinrenkungen recht gut überstanden, es sei denn die Ausfallerscheinungen stünden damit in Verbindung.

Viele Fragezeichen wenig Antworten - Und viel Hoffnung, dass morgen was passiert und wir in den nächsten zwei Wochen eine Besserung feststellen können.

Danke fürs Zuhören - und über ein paar Infos und Erfahrungswerte würde ich mich auch sehr freuen.

RMMK
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Klare Symptome erlauben kein Warten

Beitrag von ANFux » 21.12.2008, 20:55

Klare Symptome erlauben kein Warten

Liebe RMMK,

obwohl meine Antwort kaum noch etwas ausrichten kann, möchte ich mich beeilen.
Das ist ein besonders dringender Fall, bei dem kein Warten angesagt ist wegen des üblicherweise langsamen Wachstums des Akustikusneurinoms.
Obwohl Du nicht alle verfügbaren Daten über den Tumor geschrieben hast, scheint eines klar zu sein: Er liegt bereits in der hinteren Schädelgrube und drückt dort auf Kleinhirn und Hirnstamm. Deshalb ist kein Warten möglich. Das schreibe ich als Nichtmediziner.
Auf den Seiten "Was ist ein Akustikusneurinom?" und "Symptome" habe ich etwas zu Symptomen geschrieben, wenn das AN bereits auf Hirnstamm und Kleinhirn drückt. Hier ein Auszug:

Die Bezeichnung „gutartiger Tumor“ wird spätestens dann ad absurdum geführt, wenn das Akustikusneurinom sehr groß geworden ist, den „Reserveraum im Gehirn“, den Kleinhirnbrückenwinkel, ausfüllt und auf das Kleinhirn und auf den Hirnstamm drückt, denn das sind Regionen mit lebenswichtigen Funktionen für koordinierte Bewegung (Kleinhirn), Atmung, Herz und Kreislauf sowie Schutzreflexe und Wachheitsfunktion (Hirnstamm). Wenn das Akustikusneurinom so groß geworden ist, dass es den Abfluß des Hirnwassers (Liquor) in den Kleinhirnbrückenwinkel verschließt und sich das Hirnwasser im Kopf staut, steigt der Druck im Kopf (Verschlußhydrozephalus). Symptome sind dann: gestörte Bewegungskoordination, schwere Gangstörungen mit Sturzneigung, Kopfschmerzen im Hinterkopf, Nackensteifigkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Bewusstseinsstörungen. Der seitliche Druck auf den Hirnstamm schließlich kann zu Herz- und Kreislaufstörungen führen, die lebensbedrohlich werden können – auch ohne Metastasen!

Dort steht auch geschrieben, welche Hirnnerven in diesem Schädelteil verlaufen. Man kann daraus ersehen, daß Sturzgefahr, Sprech- und Sehprobleme und Bewußtseinsmißempfindungen bis zur Bewußtlosigkeit durchaus Symptome eines Akustikusneurinoms sein können, wenn es gewisse Ausmaße hat und in diesem Bereich liegt. Auch erhöhter Hirnwaserdruck mit all seinen negativen Folgen ist ein Symptom.
Die Symptome sind also gar nicht so rätselhaft, wie sie Dir erscheinen.
Das alles sollten die Ärzte aber wissen!?

Bleibt zu hoffen, daß die Klinik genügend Erfahrung in der Schädelbasischirurgie und speziell mit Akustikusneurinom-Operationen hat, was nicht so ausssieht, denn so ohne weiteres gibt man nicht eine Prognose von nur 40 % für den Erhalt der Fazialisnervfunktion ab.
Nach Lage der Dinge ist aber daran nichts mehr zu ändern, da die Operation quasi bereits angelaufen ist ...

Sollte die OP weiter verschoben werden, würde ich die Meinung eines anderen Schädelbasischirurgen einholen. Die anderen von Dir gennanten Einschränkungen wie Blutdruck und Hüftprobleme sind hier von untergeordneter Bdeutung. Auch in diesem Alter kann eine solche Operation durchgeführt werden, wenn ....

Ich wäre froh, wenn mein Pessimismus unbegründet ist.
ANFux
Zuletzt geändert von ANFux am 23.12.2008, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
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Beitrag von RMMK » 21.12.2008, 22:02

Hallo ANFux,

danke für die schnelle Antwort. So wie es aussieht, wird es wohl morgen zur OP kommen. Ich hoffe, dass alles gut geht.

Sollte es sich nochmal verschieben, werde ich auf jeden Fall noch einen Experten suchen. Ich melde mich dann um vielleicht Empfehlungen zu bekommen? Tübingen ist mir schon auch von anderer Seite empfohlen worden.

Bedauerlicherweise bekomme ich die Informationen immer nur über meine Mutter und habe bisher den Arzt noch nicht selbst zu fassen bekommen.

Hoffen wir erstmal, dass morgen alles glatt geht.

Danke nochmal

RMMK, Angehörige

kleine Korrektur. 21.12.08 / 21:07 Uhr:

der Operateur heisst Kaden und soll wohl sehr bekannt sein hier im Umkreis für seine minimalinvasiven Operationen.

http://www.bethesda-diakoniewerk.de/W_KH/Kliniken/
Neurochirurgie/Neurochirurgie.htm
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