Beruf - Teilhabe

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Mozart
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Beruf - Teilhabe

Beitrag von Mozart » 06.05.2013, 14:48

Hallo liebes Forum,

heute erbitte ich Euren Rat bei einer für mich schwierigen Entscheidung und hoffe, dass Teilnehmer/ Leser mit längerer Erfahrung helfen können:

Ich muss mich entscheiden, wie es beruflich weiter gehen könnte.

Meine bisherige Tätigkeit kann ich nicht mehr ausüben, jedoch haben Gutachter ein Leistungsprofil erstellt, das „vollschichtige Arbeitsfähigkeit unter bestimmten Voraussetzungen“ attestiert.
Ich bin ausgesteuert und meinem Antrag auf Teilhabe am Arbeitsleben von Seiten des Rentenversicherungsträgers wurde entsprochen (dem Grunde nach).
Das Arbeitsverhältnis ist ungekündigt, die Einrichtung eines „leidensgerechten Arbeitsplatzes“ wird derzeit geprüft.
Meine behandelnden Ärzte sagen, es könnte durchaus sein, dass mein Zustand sich im folgenden Jahr noch verbessert. Stress aber sei für das letzthörende, auch geschwächte Ohr nicht zu empfehlen.

Ich stehe nun vor einigen Möglichkeiten:

1.„Leidensgerechter“ Arbeitsplatz
Dieser bedeutet täglich mehrstündiges Schreiben nach Phonodikat. Das wäre nur in Verbindung mit einer BiCROSS-Versorgung möglich (ca. 2.800 Euro Zuzahlung für mich). Ich habe Bedenken, mein letzthörendes, auch schon eingeschränktes Ohr zu gefährden.

2. Umschulung
Vermutlich bin ich dafür schon zu alt? Bedenken habe ich -da das Berufsziel in 24 Monaten erreicht werden muss – ob das zu schaffen ist? Ich bin halt "angeschlagen" und zudem stark eingeschränkt in meiner Mobilität (Rad + Auto fahren nicht möglich).

3. Sabbatical
Um mein seit Jahrzehnten bestehendes Arbeitsverhältnis zu behalten, könnte ich vielleicht um unbezahlten Urlaub bitten und hoffen, dass sich der Gesundheitszustand soweit verbessert, dass ich meine vertraglich vereinbarte Arbeitsleistung in Zukunft wieder erbringen oder ggfs. Teilzeit arbeiten kann. Ist das realistisch?

Ich drehe mich seit längerer Zeit in Bezug auf das o.g. im Kreis und finde zu keiner Entscheidung.
Mir ist bewusst, dass mir diese auch keiner abnehmen kann; aber ich bitte Euch als Mitbetroffene herzlich um Rat; vielleicht um Denkanstösse oder vielleicht, weil der ein oder andere diese Entscheidung auch treffen muss oder gar schon getroffen hat.

Ganz deutlich möchte ich noch betonen, dass ich sehr glücklich und überaus zufrieden mit der Entscheidung zur OP bin. Der Tumor ist entfernt und ich bin meinen behandelnden Ärzten überaus dankbar für die hervorragende Hilfe und Betreuung.

Herzliche, sonnige Grüsse
Mozart
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Re: Beruf - Teilhabe

Beitrag von ANFux » 10.05.2013, 11:57

Liebe Mozart,

einen Rat zu geben, ist von außen sehr schwer. Da spielen letztlich zu viele Faktoren hinein. Aber meine Meinung schreibe ich Dir.

Einen Arbeitsplatz zu wählen, der auf das Gehör setzt, wie auch immer, wäre m.E. falsch, denn Dein Restgehör brauchst Du in Deinem Leben noch für alles, nicht nur für ein erfülltes Arbeitssoll.

Zu hoffen, daß in einer Auszeit das geschieht, was bisher nicht geschah, ist m.E. naiv. Das wäre nur erfolgversprechend, wenn Du z.Z. und seit langem in einer Art "Reha" stecken würdest, die Dir berechtigte Hoffnungen dazu macht.

Eine Umschulung bietet eine Chance (ich betone Chance), sich für eine Tätigkeit zu qualifizieren, die einem gefällt und die man schaffen kann. Das Angebot müßte aber so etwas enthalten. Die Zeit der Qualifizierung kann auch eine gute Gelegenheit sein, Selbstvertrauen zu gewinnen, und Mut. Daß das eine harte Zeit werden könnte und wird, ist klar. Aber, wie gesagt, Du könntest danach stärker sein. Auch Deinen späteren Arbeitgebern könnte das mehr imponieren als irgendwelche Schonvarianten.

Beste Grüße
ANFux
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
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Re: Beruf - Teilhabe

Beitrag von Ista » 28.05.2013, 21:20

Hallo Mozart,
ich habe gerade mal wieder reingeschaut und deinen Beitrag gelesen. Also ich kann dir nur sagen, dass bei mir für erstmal 2 Jahre die Frührente zum tragen kam. Man hat gehofft, dass sich mein Gesundheitszustand verbessern würde. Dieses ist allerdings nicht geschehen. Mir geht es zwar besser, weil ich mit meiner Krankheit leben muss und viel dafür mache, aber in meinem Beruf kann ich nach 30ig Jahren leider nicht mehr arbeiten. Deshalb habe ich jetzt die Rente bis zur Erreichung der Altersgrenze. Das schöne ist, das ich mir eine geringfügige Beschäftigung suchen kann. Hierbei kann ich für mich entscheiden, was mir gut tut und was nicht. Ich Teste gerade einen leichten Büro Job. Entspricht zwar nicht meiner Ausbildung und meiner Fähigkeit, aber es tut gut, mal wieder etwas auszuprobieren und sich zu fordern.
Vielleicht hilft das in deiner Entscheidung. Also Umschulung würde ich richtig anstrengend finden.
Aber ich finde auch, dass das jeder für sich herausbekommen muss.
LG Ista
AN lt. Op.Bericht 6X4X6 cm eingebluteter Tumor im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels re. mit raumfordernden Effekt. OP.: 22.10.2010 Westpfalz Klinik in Kaisers`lautern, AHB Hedon-Klinik in Lingen
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Re: Beruf - Teilhabe

Beitrag von Micky » 28.09.2013, 21:35

Hallo Mozart, Deine Anfrage ist zwar schon etwas her, ich möchte aber gern noch etwas dazu beisteuern, was Dir und auch anderen Lesern helfen soll.
Meine OP ist jetzt 3 Jahre her, seitdem bin ich mit dessen Folgen mit 70% Schwerbehinderung "ausgestattet". Da ich Arbeitgeber bin und meine Firma auf meinen speziellen handwerklichen Fähigkeiten basiert, hat man mich sehr massiv von staatlicher Seite unterstützt, da sonst bei Betriebsschließung die Arbeitsplätze weggefallen wären. Nun weiss ich nicht, was für einen Arbeitsplatz du inne hast, aber es gibt Gesetze, die für alle gelten! Große Unternehmen ab einer bestimmten Mitarbeiterzahl sind verpflichtet Behindertenarbeitsplätze bereit zu stellen und Behinderte einzustellen, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Unternehmen, die das nicht können oder wollen, müssen eine Abgabe leisten,die heißt: Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe. Diese wird vom KSV, dem Kommunalen Sozialverband, sprich Integrationsamt, verwaltet und verteilt. Diese Behörde gibt es in allen Bundesländern und stattet nach Beantragung Arbeitsplätze technisch erleichternd aus, in schweren Fällen bis hin zur Arbeitsassistenz, wie in meinem Fall. Da ich seit der OP auch noch einen gelähmten Arm habe, bekomme ich für die Arbeiten die ich nicht selbst bewältigen kann, eine Arbeitsassistenz in Form eines nicht rückzahlbaren Lohnzuschusses finanziert.
Du musst aber mindestens 50% behindert sein. Die Grundlage für die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben basiert auf dem Gesetz zur Durchführung des Sozialgesetzbuches - Neuntes Buch (SGB IX). Beratung und Antrag bekommst du bei der Rentenversicherung per Terminvereinbarung. Das Prozedere besteht aus einer Arbeitsplatzbesichtigung durch die Behörde, Analyse der Möglichkeiten in Absprache mit Dir als Betroffener und der Betriebsleitung. Die Antwort musst Du innerhalb von 14 Tagen erhalten (gesetzliche Frist - nachhaken!). In der Regel werden die Bescheide befristet für ein oder 2 Jahre je nach Einschätzung, können aber nach Ablauf wieder auf Antrag verlängert werden. Diese Förderungen sollen einer Verrentung zuvorkommen. Viel Erfolg wünscht
Micky
AN Grad 4b, li. taub, Gleichgew. vor OP zerst., OP 11/10 Chemnitz, Prof. Steinmeier, Fazialisparese Gr.IV, Hirnödem n. OP, Parese li. Arm d. Lagerungsschaden, Liquorfistel 02/11, GdB 70, selbständig, 08/13 Rezidiv, 09/13 CyberKnife m. 12Gy Erfurt
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