Richtungshören mit nur einem Ohr

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samurai
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Richtungshören mit nur einem Ohr

Beitrag von samurai » 03.11.2009, 14:27

Richtungshören mit nur einem Ohr

Hallo zusammen!

Seit meiner OP im März bin ich offiziell einseitig gehörlos.
Nun, mein Operatör war total frustriert, denn er meinte mein Gehörnerv müsste noch intakt sein.

Anfangs vermutete ich, das ich noch etwas höre, da ich das kratzen am Schädel, Haarboden sehr gut gehört habe... das scheint ja aber eintrugschluss zu sein. :?

Ich bin nun wie in einem anderen Thread erwähnt in Akkupunktur-Behandlung.

Seid einiger Zeit, höre ich es auch, wenn ich nur die feinen Härchen im deffekten Ohr stimuliere... ich glaube nicht, das sich das auch über den Knochenschall auf die gesunde Seite überträgt. Oder wie seht ihr das?

Heute morgen hab ich mal einen Test gemacht: Augen geschlossen, und meine Frau hat vor mir mit den Fingern geschnippt. Ich hatte zwar mühe die Richtung zu Orten, aber ich habe es jedesmal geschafft!
Ist das möglich nur mit einem Ohr ??

Danke für eure Erfahrungen.
Samurai
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Links fast taub. Hörvermögen scheint sich langsam zu erholen
snowdog
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Räumliches Hören mit geringem Hörvermögen

Beitrag von snowdog » 04.11.2009, 14:35

Räumliches Hören mit geringem Hörvermögen

Hallo Samurai,

Du schreibst
Seit meiner OP im März bin ich offiziell einseitig gehörlos.
War das ein Ergebnis eines Hörtests ? Unmittelbar nach der Operation ?
Wenn der Operateur davon ausgeht, daß der Hörnerv "noch intakt
sein müsste", ist ein Resthörvermögen durchaus wahrscheinlich.

Bei mir war beim ersten Hörtest nach der OP (allerdings war der
gut 6 Wochen später) ein Resthörvermögen von 10% festgestellt (gemessen) worden. Der Operateur selbst meinte hierzu, es könne durchaus noch eine Verbesserung eintreten. Nach gut 1 1/2 Jahren ist dies (gemessen) zwar nicht eingetreten, allerdings empfinde ich
durch Gewöhnung es als eine subjektive "Besserung", auch und gerade die räumliche Wahrnehmung.

Es könnte also möglich sein, daß ein Totalausfall deines geschädigten
Hörnervs nicht vorliegen muss. Und es ist (dem Gehirn sei dank), bei selbst geringem Resthörvermögen so etwas wie räumliches Hören möglich (eingebildet ?).

Zeige dich nicht so sehr überrascht von der "offiziell" attestierten Gehörlosigkeit, sondern freue Dich über die "gefühlte" Verbesserung ;)
Was auch immer die Erklärung für das räumliche Hören sein mag,
es ist eine erfreuliche Feststellung. Diese Lichtblicke zählen !

Weiterhin alle guten Wünsche

Gruß snowdog
snowdog (Moderator seit 4.12) Jg.62,m,verh.,2 Söhne,
AN re.5x8 mm,n-c. suboccipital AN-OP in Offenbach 4.08,
postoperativ Liquorfistel,keine Fazialisparese, einseitig taub,chron.Kopfschmerzen,jährl.Kontroll-MRT f.d.ersten 5 J.
samurai
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Beitrag von samurai » 11.11.2009, 10:43

Natürlich freue ich mich über jede kleine Verbesserung! Seit der akkupunkturbehandlung, habe ich wirklich den Eindruck das ein resthörvermögen da ist, und vor allem, dass sich dieses lansam langsam verbessert!
Ja, ich machte etwa 2 Monate nach der op einen Hörtest. Es konnte kein resthörvermögen gemessen werden. Ich möchte so einen Test aber nie mehr machen! Mir wurde nicht gesagt, dass das gesunde Ohr mit sehr lautem Rauschen vertäubt wird, um das Taube zu messen. Dumme Frage, weiss jmnd eine bessere Methode, um ein Resthörvermögen zu messen?

Gruess und Danke
Samurai
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Hörtests erforden laute Vertäubung

Beitrag von ANFux » 12.11.2009, 20:20

Hörtests erfordern laute Vertäubung

Lieber samurai,

leider gibt es kein anderes Verfahren. Ich erinnere mich, dass auch ich Angst hatte um meine gesundes Ohr.

Die Geräusche sind dann so ordinär laut, wenn es darum geht, winziges Hörvermögen aufzuspüren und nachzuweisen. Dann muss ausgeschlossen werden, daß der Körperschall (oder auch Knochenleitschall) einem vorgaukelt, dass das Ohr etwas hört.

Es ist übrigens wirklich so, daß sebst geringstes Hörvermögen auf einer Seite das räumliche Hören ermöglicht. Das räumliche Hören ist also quasi "erlernbar".

Beste Grüsse
ANFux
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
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Re: Richtungshören mit nur einem Ohr

Beitrag von ChrisG » 21.03.2010, 21:31

Richtungshören mit einem Ohr ist erlernbar

Richtungshören mit nur einem Ohr geht, hängt aber z.T. stark vom Geräusch ab.
Ich bin seit meiner AKN Operation linksseitig taub. Danach war mein Höreindruck quasi von 180° auf 90° zusammengequetsch, d.g ein Geräusch link nahm ich eher vor mir war.

Da ich an der Uni am Lehrstuhl für Akustik meine Diplomarbeit geschrieben habe, konnte ich dort ca. 6 Monate nach meiner OP an einem Hörversuch teilnehmen, in es um das Richtungshören ging. Mein Eindruck bestätigte sich genau. Ich konnte die Geräusche zwar recht exakt lokalisieren, nur leider an einer verschobenen Position, eben weiter rechts.
Im Laufe der Zeit (2 Jahre) hat sich dann mein Gehirn/Gehör auf die neue Hörwahrnehmung eingestellt, so dass ich nun wieder 180° höre (also ich meine damit 180 ° vorne und auch 180 ° nach hinten).

Das Richtungshören mit 2 Ohren funktioniert nur z.T. über Laufzeitunterschied zw. linken und rechten Ohr. Der größte Teil wird über die Klangkurve erreicht, d.h ein Geräusch klingt im linken Ohr anders als im rechten, ein nach Einfallwinkel. Je mehr Spektrum (Frequenzen) ein Klang/Geräusch hat, desto unterschiedl. kommt es links und rechts im Ohr an und desto besser kann man es orten.
Sirenen z.B. haben nur wenige Frequenzen und meist eine sehr dominate, so dass diese selbst für normalhörende nicht gut zu orten sind.

Am besten kann man sog. weißen oder rosa Rauschen orten.
ChrisG
Zuletzt geändert von ChrisG am 23.03.2010, 00:06, insgesamt 1-mal geändert.
samurai
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Re: Richtungshören mit nur einem Ohr

Beitrag von samurai » 22.03.2010, 20:58

Hallo ChrisG!

Dank dir für die wissenschaftliche Antwort.
Hab bis jetzt nichts darüber gefunden, aber das klingt wirklich plausibel.
Ich hoff zwar immer noch, dass mein Gehör langsam Fortschritte macht, aber offenbar ist meine Fähigkeit, Richtungen zu orten kein Beweis für ein Resthörvermögen.
Auf jedenfall komme ich mit meinem Ohr immer besser zurecht.

Danke!
samurai
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Links fast taub. Hörvermögen scheint sich langsam zu erholen
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Re: Richtungshören mit nur einem Ohr

Beitrag von Max » 29.07.2011, 21:50

Hallo ChrisG

genau deine wissenschaftliche Erklärung kann ich bestätigen.
Das Richtungshören lässt sich tatsächlich mit Training und scharfem Verstand ziemlich kompensieren. Einzig Luftfahrzeuge die ich nicht sehe muss ich regelrecht suchen, da der Schall von oben kommt, was ja auf der Erde eher seltener ist und dadurch die eigentliche Richtung fehlt.

Max
Steckbrief: Jg.56, m, 2007 suboccipitale AN-OP links in Chur, danach einseitig taub, vorheriger leichter Tinnitus bleibend , Fazialisparese teilw. erholt
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