Befinden nach OP in Tübingen sehr gut

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neni
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Befinden nach OP in Tübingen sehr gut

Beitrag von neni » 25.10.2009, 04:02

Befinden nach OP in Tübingen sehr gut

Hallo *

Meine kleine Geschichte:

Vor ca. 4 Jahren trat 'Walter' in mein Leben. So hab ich mein Akustikusneurinom getauft, nachdem ich meine Fassungslosigkeit, meine Ohnmacht und meine Angst überwunden hatte, und so Psychologieratgeber gelesen habe - gib deiner Krankheit einen Namen - loslassen und annehmen.
Das hört sich verrückt an, und mag es auch wohl sein, aber es hilft *

'Walter' und ich verbrachten also knappe 4 Jahre wissentlich miteinander - doch wie das so ist in vermeintlich gut funktionierenden Beziehungen, ist mir mein 'Partner' diesen Juni aus heiterem Himmel in den Rücken gefallen und hat zu zicken begonnen. 'Walter' hängte mir eine Trigeminusneuralgie an - mein Augenlied schloss sich plötzlich ab und an über den Tag verteilt einfach von selbst. - So nicht! dachte ich, und entschied mich nach Jaaahren wait-and-see also für eine Trennung.

Nach ein paar Kämpfen mit mir selbst - Bestrahlung oder OP, ein paar Kämpfen mit der Krankenkasse - krieg ich einen Europäischen Krankenschein oder nicht, reichte ich dann bei Herrn Prof. Dr. Tatagiba in Tübingen dann die Scheidung ein.

Persönlicher Hinweis und Fazit am Rande:
Sehr gute Entscheidung!! (das weiss man ja erst hinterher =)
Halte persönlich Prof. Tatagiba und sein Team und Tübingen auch für eine sehr sehr gute Adresse!!

Warum:

Die Trennung verlief dank meinem gutem 'Anwalt' Prof. Tatagiba und seinem Team zu meinen Gunsten:

Ich behielt den Hör- , Gleichgewichtsnerv sowie den Gesichtsnerv ohne Facialisparese, verzichtete dafür aber vorübergehend auf mein Gehör - welches jetzt überraschender Weise sogar zu mir zurückgekommen ist - bislang auch noch ohne Tinnitus! Walter hingegen musste von dannen ziehen, totalentfernt.

An meinem 28. Geburtstag erhielt ich statt der zufällig auf diesen Tag fallenden, geplanten Entlassung eine Lumbaldrainage, weil an selbigen Morgen erstmals Liquor aus meiner Nase kam. Happy Birthday. Nun, es gibt schöneres als eine Lumbaldrainage zum Geburtstag, nicht, aber ich muss zugeben dass ich doch auch das Gefühl hatte, dass das irgendwie alles zu unkompliziert gelaufen ist, so gut wie es mir ging, am 6. post-OP tag! Fast zu schön um wahr zu sein!! Die darauffolgenden Tage mit Lumbaldrainage waren ein auf und ab, weil immer wieder mal ein Tropfen Liquor aus meiner Nase kam und ich stand danach noch 2 mal auf dem OP Plan für eine Revision wegen Liquorfistel - was allerdings nicht mehr passierte. Ich ging ohne Revision nach Hause. Meine Nase ist immer noch trocken, mir geht es gut - immer noch *

Heute ist der 25. Oktober.
Heute, vor genau 2 Monaten, am 25. August war meine Operation.

Heute bin ich wieder in meiner eigenen neuen Wohnung in die ich kurz vor der OP erst eingezogen bin. Ich bin wieder selbstständig und vor allem - selbstbestimmt. *

Als ich Ende Juli wegging, wusste ich nicht ob, wann und wie ich wieder zurückkommen kann. Zu diesem Zeitpunkt hat sich gerade viel bewegt in meinem Leben - beruflich als auch privat - und ich musste alles zurücklassen - loslassen - im Ungewissen, wie die Dinge sind, wenn ich zurückkomme. Auch mein Studium, das ich nebenbei mache, muss ich leider von vorne beginnen, weil ich zu viele Seminare versäumt habe. Zu vielen Möglichkeiten habe ich nein sagen müssen, weil es einfach nicht anders ging. Manche Möglichkeiten haben aber auf mich gewartet - und diesen Menschen, die diese Möglichkeiten auf mich warten haben lassen, bin ich sehr dankbar! Jetzt gibt es viel zu tun und ich freue mich darauf! Unendlich! *

Ich fange Anfang November wieder zu arbeiten an - stundenweise und langsam - aber ich bin wieder da.

Ich glaube fest daran, dass man Ziele haben muss, die man gerne hat, auf die man sich unheimlich freut, auf die man hinarbeiten kann, damit man nicht verloren geht in all dem unkontrollierbaren Durcheinander dass auf einen einprasselt, das mit einem geschieht - das man geschehen lassen muss.

Natürlich habe ich noch körperliche Schwierigkeiten und es ist nichts wie vorher. Manche Dinge sind aber auch besser als vorher - zum Beispiel habe ich keine Kopfschmerzen mehr, die ich vor der OP hatte. Beim Autofahren wird mir nicht mehr übel - da hatte ich vor der OP enorme Probleme! Und nicht außer Acht zu lassen ist dieser unbewusste seelische Druck, der da ist, den man nicht wegläugnen kann, auch wenn man noch so gut klar kommt damit - aber die Tatsache dass man ein AKN spazieren trägt, hemmt irgendwie doch. Das Gefühl jetzt würde ich für mich mit den Worten 'wiedergewonnene Freiheit' beschreiben. Natürlich auch, weil ich jetzt weiss, wie es ausgegangen ist.

Natürlich habe ich noch Schwierigkeiten, ich möchte das hier auch nicht beschönigen. Ich höre sehr sehr schlecht auf einer Seite, was Gespräche mit lauten Hintergrundgeräuschen (Cafehaus) echt anstrengend macht, oder mir im Moment das musizieren verleidet, weil das Klavier so laut ist, dass mein OP-Ohr zu rauschen beginnt, sodass ich die Töne nicht mehr ordentlich filtern kann. Mal sehen, da arbeite ich an Lösungen grad - Ohrstoppsel oder so. - Falls da wer Erfahrung hat?

Mein Nacken ist noch etwas steif und ich fange bald mit Physio an deshalb. Bislang hatte ich weder Physio noch Reha. War viel spazieren im Wald, hab Gleichgewichtsübungen gemacht - da habe ich so gut wie gar keine Probleme. Ich würde sagen an manchen Tagen leide ich an einer Art Phono- und Photophobie - vermutlich wetterbedingt. Und meine Narbe zickt - da kamen Subkutanfäden durch, was kurz zu der Annahme führte es könnte eine Liquorfistel sein - ooooh wie ich dieses Wort hasssee - aber dann war alles doch vergleichsweise harmlos - und diese Wunden bessern sich auch nun.

Die Summe all dieser scheinbaren Kleinigkeiten können unheimlich anstrengend sein an manchen Tagen. Aber es gibt soviele Dinge zu tun, dass ich mich darauf die meiste Zeit nicht konzentiere - weil ich es einfach auch nicht mehr will. Ich habe keine Lust mich be-hindern zu lassen. Ich gehe es langsam an - aber ich lasse mich nicht einschränken. Und wenn Dinge nicht auf anhieb funktionieren - dann sage ich mir - 'einen schritt gehn wir zurück - aber nach vor gehen wir zwei!'

Nächsten Freitag werde ich mal meine Ohren einem Lokal mit Balkancombo Livemusik aussetzen * Bin gespannt wies mir geht *

Abschließend muss ich sagen, dass nichts ist wie vorher.
Natürlich nicht. Es ist anders. Aber anders ist nicht unbedingt schlechter.
Ich fühle mich (noch) langsam, brauche sehr viel Schlaf, alles was mit Hören zusammenhängt fordert sehr viel Konzentration und auch Geduld von mir, aber ich fühle mich auch be-FREI-t.

Ich habe sehr sehr viel gelernt in dieser seltsamen, unkontrollierbaren, chaotischen Zeit - und so eigenartig das klingt, muss ich sagen, ich möchte es tatsächlich nicht missen.

2 Monate also. Heute ist mein persönlicher Feiertag. *

Ich weiss, dass ich vermutlich unheimliches Glück hatte und ich habe Geschichten gelesen hier, wo es weniger positiv gelaufen ist.

Vielleicht kann meine Geschichte ein klein wenig Hoffnung geben
weil vielleicht in meinem Fall viele Dinge glücklicherweise sehr gut gelaufen sind - auch Dank Anfux, Robeck und anderen Geschichten in diesem Forum hier, die mir Informationen und Mut gegeben haben.

Von Herzen Allen Alles Gute *
Liebe Grüße aus Österreich
neni *
AKN re -Diagnose 11/05 - OP 08/09 bei Prof. Tatagiba/Tübingen; Lumbaldrainage nach OP, keine FP, kein Schwindel, kein Tinnitus, Hörerhalt aber mit Hörminderung nach OP;
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Geänderte Einstellung zum Leben

Beitrag von ANFux » 21.11.2009, 17:13

Geänderte Einstellung zum Leben

Liebe neni,

ich habe während einer Rehakur Deinen Bericht gelesen und komme erst jetzt dazu, darauf zu reagieren. Es war im Forum einiges "auszuputzen" und zu ordnen.

Wir kennen uns ja schon aus Vor-Forums-Zeit, und ich bin froh, daß Du die Ratschläge, nicht länger zu warten und das AN nicht bestrahlen zu lassen, beherzigt hast. Klar - hinterher ist man schlauer, aber die Abwägung aller Faktoren sprach doch für eine Operation.

Und die ist sehr gut verlaufen, wie Deinen Schilderungen zu entnehmen ist. Das sollte den zig Betroffenen, die in Deinem Alter sind, doch Mut machen, den gleichen Weg zu gehen.

Ich kann Dir Hoffnung machen: Die lauten Geräusche, speziell auch Hintergrundgeräusche, werden mit der Zeit ihren Schrecken verlieren. Es läßt nach, Du gewöhnst Dich daran, Du mußt es allerdings auch wollen, d.h. die Situationen nicht immer meiden, langsam daran gewöhnen.
Wie bekam Dir denn die Balkan-Livemusik?

Nichts ist mehr wie vorher. Richtig. Selbst wenn die Operation sehr gut verlaufen ist. Es ist und bleibt ein prägendes Erlebnis. Und man tut gut daran, daraus die richtigen Lehren zu ziehen - wie Du es schon machst.
Es war ein Schuß vor den Bug. Man hat eine Ahnung bekommen, was alles passieren kann.
Die Lehre daraus? Alles relativieren! Nichts ist endgültig.
Ruhe ins Leben bringen. Gelassenheit entwickeln.
Wenn etwas unumstößlich erscheint und so und nur so gemacht werden "muß": Erinnern, wie es war und hätte kommen könnene. Das eröffnet dann plötzliche neue Alternativen.

Wenn ich Deine Zeilen richtig verstanden habe, liegst Du auf diesem Kurs.
Alles Gute, besonders auch für Deinen beruflichen Weg.

Beste Grüße
ANFux
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
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