2 Monaten nach Akustikusneurinom-Operation wieder fit

Antworten
Dominique
Beiträge: 12
Registriert: 21.10.2008, 10:43
Land: CH
Geschlecht: m
Geburtsjahr: 1973
Wohnort: Schaffhausen - CH

2 Monaten nach Akustikusneurinom-Operation wieder fit

Beitrag von Dominique » 25.08.2009, 09:11

2 Monate nach Akustikusneurinom-Operation wieder fit

Hallo zusammen,

ich denke es ist mal wieder Zeit für einen positiven Bericht.
Vor genau 2 Monaten wurde ich in Tübingen erfolgreich operiert, nach 8 Tagen Klinikaufenthalt eine Woche zu Hause und danach 10 Tage Reha - der Rest Erholung mit Urlaub und viel Sport. Heute bin ich bis auf das Gehör wieder absolut fit und seit gestern auch wieder voll arbeitsfähig. :D

Nach diesem, für mich Supererfolg möchte ich Euch gerne das eine oder andere weitergeben das mir geholfen hat.

Alles begann mit der Vorbereitung, ich habe soviel an Informationen gesammelt wie irgendwie möglich und mich ganz bewust mit meinem Tumor beschäftigt ohne aber in Selbstmitleid zu verfallen.
So ca. 2 Monate vor der Opertaion habe ich meine sportlichen Aktivitäten bewusst erhöht und täglich Sport getrieben (Squash, Velofahren, Segeln etc.) mit dem Ziel am OP-Termin möglichst fit zu sein. Beruflich habe ich in der Zeit ganz leicht (ca. 10 - 20%) reduziert um den psychischen Stress etwas auszugleichen.
Die OP selbst war dann sehr viel länger als geplant, da der Tumor stark verhärtet war. Anschliessen 1 Tag Intensivstation, am 4. Tag das erste mal aus dem Bett (nur wenige Meter), am 5. Tag (auf Anweisung von Prof. Tatagiba) Cappuccino trinken in der Cafeteria (2x) und danach jeden Tag längere Spaziergänge ausserhalb der Klinik.

Ab dem 9. Tag war ich dann für eine Woche zu Hause und habe mich da prompt etwas übertan - hat aber bestimmt nichts geschadet, ausser dass ich sehr, sehr müde und wohl auch unausstehlich war! Wichtig war aber, dass ich nicht nur rumgesessen und auf die Reha gewartet habe.

Ca. 2 1/2 Wochen nach der OP begab ich mich dann nach Walzenhausen in die Reha (da wird man nur schon durch die Lage der Klinik wieder gesund!)
:wink:
Ein "Mitgefangener" erzählte mir dort, dass im der behandelnde Arzt vor der Einweisung in die Reha gesagt hat, eine Reha sei kein Ferien- sondern ein Arbeitslager - treffender kann man es wohl nicht sagen!
Nur ist das Mitmachen eben freiwillig, aber wer jede angebotene Möglichkeit nutzt und an sich arbeitet wird auch Erfolg haben! Klar kann man es übertreiben (mir wurde nach dem ersten Training auf dem Ergometer schwarz vor Augen, weil ich mehr wollte als der Physiotherapeut..), aber darauf passen die Betreuer eigentlich sehr gut auf. Grundsätzlich gilt es diese Zeit zu nutzen, die eigenen Grenzen ausloten, aber vermeiden sie zu überschreiten. Ausserhalb der Therapien war ich dann mit meiner Frau auch bereits auf mehrstündigen Wanderungen im Appenzellerland.

Wieder zu Hause, habe ich dann sofort wieder mit Squash und segeln losgelegt, meine ersten Versuche auf dem Fahrrad waren kein wirklicher Erfolg :roll: . Die letzten drei Wochen sind wir dann mit dem Camper durch das Loiretal an den Atlantik gereist. Zum Besuch der Schlösser haben wir uns für das Velo entschieden, meine ersten Versuche waren noch recht wackelig - auf Strassen habe ich mich so nicht getraut. Aber zum Glück sind die Radwege in Frankreich so gut ausgebaut und so legten wir jeden tag zig Kilometer mit dem Velo zurück und wie nicht anders zu erwarten ging das täglich besser. Jetzt nach drei Wochen habe ich kaum mehr Einschränkungen (Vorsicht am Anfang sind auch Stürze nicht auszuschliessen, aber mit eienm Helm ist auch die Narbe geschützt).
Was aber fast noch mehr gebracht hat (hat ANFux hier auch schon erwähnt) war das tägliche Federballspiel. Bewusst ohne Netz, der Ball soll ja mal oben mal unten mal Links mal rechts abgenommen werden müssen und auch etwas rennen dabei schadet nichts (auch wenn man dabei anfangs gelegentlich noch stolpert und wohl hunderte von Luftlöchern schlägt :) )

Mein Fazit: man kann nicht zuviel tun um wieder auf die Beine zu kommen, wenn man wirklich an seine Grenzen kommt merkt man dass früh genug, aber bei allen Übungen sollte man immer die Sichrheit beachten - Velofahren auf der Strasse könnte anfangs ins Auge gehen.

Zum Schluss möchte ich aber auch noch festhalten, dass ich wohl während der ganzen Zeit die bestmögliche Betreuung hatte und mich auf diesem Weg bei allen nochmals bedanken (Prof. Tatagiba und sein Ärzte- und Pflegeteam in Tübingen, das ganze Team der Rehaklinik in Walzenhausen und meine Frau (Bildungsverantwortliche für Intensivpflege in einem schweizer Kantonsspital, die die ganze Zeit unterstützend für mich da war).

Ich wünsche allen auf Ihrem Weg viel Energie und Ausdauer.

Gruss Dominique
Dominique, m, Jg: 1973; AN r; Diagnose Anfang September 08, T3 Grösse 17x15 mm; Operation am 24. Juni 2009 in Tübingen, 10 Tage Reha in Walzenhausen; keine Faszialparese; postoperativer Hörverlust rechts, ansonsten alles wieder TOP!
marmott
Beiträge: 96
Registriert: 01.07.2008, 22:24
Land: CH
Geschlecht: w
Geburtsjahr: 1971
Wohnort: Mittelland CH

Gut gemacht!

Beitrag von marmott » 15.09.2009, 13:07

Lieber Dominique

Ich gratuliere dir! Es ist alles super gelaufen und ich bin überzeugt davon, dass du mit deiner Einstellung einen massgeblichen Teil des Erfolges mitgetragen hast :D :P

Ich möchte dir nur Mut für weitere Erfolge machen; vor zwei Wochen bin ich zwei Jahre nach der OP auf einem 4'000er gewesen. Es war nicht einfach, ich war körperlich wohl noch nicht ganz auf DER Höhe, auf der man sein sollte, aber ich habe es geschafft!!

Ihr seht, mit der richtigen Einstellung kann man alles erreichen. Und es lohnt sich, auszuhalten, was ihr durchmacht! Setzt euch ein Ziel, erreicht es und ihr werdet ein anderer Mensch - und das nur schon mit kleinen Schritten!! und hadert nicht mit dem Schicksal - seid dankbar, dass wir einen gutartigen Tumor haben, den man zum grössten Teil und mit wenigen Nachteilen herausoperieren kann!!

Marmott
w, 1971, 2007 AN r., 4.2 x 3 x 4cm, 2x OP in Bern in 2007, 1.8x1.9x1.1cm in 2009. Fazialisparese, taub r., Rezidiv 2.2x1.3x2.4cm am 25.2.10, OP am 14.9.2010 in Tübingen, Prof. Tatagiba. Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen, Lärmempfindlich,glücklich:-)
ANFux
Beiträge: 1052
Registriert: 14.08.2007, 19:35
Land: D
Geschlecht: m
Geburtsjahr: 1939
Wohnort: Leipzig - D

Wertvolle Beiträge

Beitrag von ANFux » 20.09.2009, 12:14

Wertvolle Beiträge

Lieber Dominique,

danke für den Bericht von Deiner "Wiedereingliederung", wie auch für Deine anderen Beiträge zu anderen Themen (Operation, Kostenerstattung u.a.).
Du hast viele interessante und wertvolle Hinweise aus persönlichen Erkenntnissen und Erfahrungen weitergegeben. Ich hoffe, daß noch viele Leser den Bericht finden, auch solche, die etwas zur Rehabilitation und zu Reha-Kliniken suchen.

Informationssammlung zur Wissenbereicherung, nicht für das Selbstmitleid (und auch nicht für das millimeter- und prozentgenaue Vorausberechnen aller Wenn und Aber). Das fand ich gut. Stattdessen, mit einer gesunden Psyche, intensive körperliche Betätigung vor der Operation. Auch das fand ich gut (habe ich auch getan). Danach fällt und fiel Dir auch der Übergang zu einer aktiven, intensiven Reha-Phase leicht. Und diese wurde erfolgreich.

Ich finde, daß alle Deine Entscheidungen richtig waren. Trotz der von den Ärzten und Dir geschilderten schwierigen Ausgangssituation hast Du als Gegenleistung für die vollständige Tumorentfernung nur die Beeinträchtigung des Hörverlustes zu tragen. Das scheinst Du gut weggesteckt zu haben, wie die schnelle Wiedereingliederung in Deinen normalen Alltag zeigt. Für mich fast etwas zu schnell. Aber wen wundert es ? Ich war bei der Operation fast zwanzig Jahre älter, wußte weniger vom AN als Du, und die Therapien waren noch nicht so ausgereift wie heute.

Ich wünsche Dir weiter alles Gute. Und bleibe dem Forum als Aktiver weiter treu!
ANFux
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
Dominique
Beiträge: 12
Registriert: 21.10.2008, 10:43
Land: CH
Geschlecht: m
Geburtsjahr: 1973
Wohnort: Schaffhausen - CH

Beitrag von Dominique » 20.09.2009, 15:48

Hallo ANFux, Hallo marmott,

Danke für Eure Antworten und marmott herzliche Gratulation zum 4000er!
Ich bin mir bewusst, dass nicht alle hier im Forum solch ideale Voraussetzungen haben wie ich, aber wenn wir die eine oder den anderen ermutigen können sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, haben wir schon relativ viel erreicht.

In der Reha hab ich wirklich intensiv beobachten können, was man selber erreichen und beeinflussen kann. Viele meiner Mitpatienten hatten schwere Unfälle und/oder Operationen hinter sich. Einer war nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt, aber er trainierte mit einem unheimlichen Willen und gut 5 Wochen später hatte er die Lähmungen weitestgehend besiegt, auf alle Fälle bemerkten Aussenstehende davon nichts mehr. In anderen Fällen mit weit weniger gravierenden Diagnosen, dachten Betroffene Selbsttraining oder Training am freien Wochenende sei nicht so wichtig, statt dessen lagen sie den anderen täglich mit Klagen in den Ohren, machten dabei aber kaum Fortschritte...
Man kann sicher nicht alles beeinflussen, aber man kann aus dem was man beeinflussen kann (und das ist der grössere Teil) selbst das beste herausholen und so das Behandlungsergebis positiv beeinflussen.

Ich weiss das die zwei Monate bei mir knapp waren, aber ich selbst habe mir vor der Operation dieses Ziel gesetzt, da ich als selbständigerwerbender jeden Tag an dem ich nicht arbeite Geld und Kunden verliere. Vor diesem Hintergrund habe ich meine ganze OP geplant und in die Sommerpause gelegt, das hat dann wenigsten den finanziellen Druck etwas gemindert, weil nicht noch ein grosser Lohnausfall zu den doch recht deftigen Ausgaben dazukam.
Direkt nach der OP war ich mir aber nicht mehr so sicher, dass ich mein Ziel erreichen kann, aber schon einige Tage später sah ich wie schnell es aufwärts gehen kann und hab das Ziel dank der eingeplanten aktiven Erholung (3 Wochen Ferien) relativ locker erreicht.
Jetzt arbeite ich bereits wieder fast einen Monat und hatte bis jetzt keinerlei Probleme und psychisch gehts mir sogar deutlich besser als davor und nur weil ich rechts taub bin und der Tinitus gelegentlich stört lass ich mich nicht irritieren - ich hatte unheimliches Glück, dass es sich um einen gutartigen Tumor handelt (die andern sind deutlich häuffiger) und ich ohne gravierende Einschränkungen weiterleben kann!
Es kommt halt immer darauf an aus welcher Sicht man das Ganze betrachtet, aber wenn man sich aufs positive konzentriert kann man damit super leben (z.B. hätte ich in der Klinik noch gehört, hätte ich wohl wegen meinem Zimmernachbarn, der durch die Nase operiert wurde, in der ganzen Zeit kaum geschlafen.... ).

Liebe Grüsse und weiterhin alles Gute

Dominique
Dominique, m, Jg: 1973; AN r; Diagnose Anfang September 08, T3 Grösse 17x15 mm; Operation am 24. Juni 2009 in Tübingen, 10 Tage Reha in Walzenhausen; keine Faszialparese; postoperativer Hörverlust rechts, ansonsten alles wieder TOP!
Antworten