Schmerzklinik

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Flowers7
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Schmerzklinik

Beitrag von Flowers7 » 25.10.2018, 19:20

Hallo in die große AN-Runde!

Ich habe lange nichts mehr geschrieben, lese aber immer wieder mit.
Nun wende ich mich an Euch, vor allem an die, die mit Schmerz-Attacken nach der OP zu tun haben oder hatten. Habt ihr Erfahrungen mit stationärer Schmerztherapie? Wenn ja, könnt ihr eine Klinik empfehlen? Ich habe schon viel Interessantes über Kiel, Essen und Königsstein/Frankfurt gelesen…
Ich schildere Euch mal meine Beweggründe und die Entwicklung in den Monaten nach der OP.

Schmerzentwicklung:
Meine Op war vor 20 Monaten und ich habe seit dem, bis auf einen einzigen Tag vor 4 Monaten täglich Schmerzen, trotz Schmerzmittel (hatte vor der OP kaum KS). Nach dem der Wundschmerz am 8. Tag fast weg war, begannen die Attacken: Die ersten 3 Monate täglich (gemixt mit dumpfen Kopfschmerzen), die weiteren 9 Monate 5-10 tägig: pulsierende, heftigste Schmerzen auf der Schädelmitte, als würde mein Kopf gleich aufbrechen, teilweise mit starken Gesichtsschmerzen (Nase, Auge, Kiefer) anfangs auf der operierten Seite, nach einigen Wochen aber auch rechts bzw. beidseits. Die Attacken gingen anfangs meist 1-2 Stunden, mit totaler Bewegungsunfähigkeit, sind aber seit ca 6 Monaten deutlich kürzer und weniger intensiv, dafür aber nun fast täglich.
Nach einiger Zeit habe ich heraus gefunden, dass ich zwei verschiedene Arten von KS habe: einen dauerhaften und dumpfen, der ‚oben‘ auf dem gesamten Schädelknochen sitzt mit begleitenden dauerhaften Schmerzen im Nacken (Muskeln und Sehnen, Bänder) und ziehend-brennende Schmerzen an der Narbe. Oft muss ich meine Haare offen lassen, da ich einen Zopf gar nicht ertrage. Manchmal fühlt es sich auch so an, als ob sich die Kopfhaut zusammen zieht. Krämpfe in der Gesichtsmuskulatur (hatte eine postoperative Facialisparese), die ich teilweise im Spiegel sogar sehen konnte kamen alle paar Tage wieder. Dieser Schmerz war mal weniger, mal mehr und konnte bei Erschütterung, Kopf beugen, Arbeiten mit den Händen, schwer Heben, Wärme, Kälte, viel Lärm oder Stress in eine Attacke übergehen. Und das ist dann ein komplett anderer Schmerz.

Maßnahmen:
Ich hatte über Monate die Maximaldosis von Pregabalin genommen (bei 58kg Körpergewicht), die mich ziemlich lahm gelegt hat und die Attacken auch nicht verhindert, aber zumindest abgedämpft hat. Zudem noch Amitriptylin abends und bei Bedarf Ibuprofen.
Bis ich bei dieser Behandlung und dem letzendlichen Schmerztherapeuten angekommen bin, hat es gefühlt ewig gedauert – das kennen ja leider sehr viele hier!! Und es wurde viel ausprobiert, teilweise mit und teilweise ohne Wirkung.
Nicht gewirkt: TENS, Anästhetika-Injektionen, Quaddeln der verspannten Muskeln, Narbenbehandlung, Tilidin- und Novalmisulfon,
mit Wirkung: Akupunktur und Osteopathie als Dauerbehandlung bis jetzt, Nahrungsumstellung, Psychotherapie, MBSR/Achtsamkeitsschulung (kann ich sehr empfehlen), Umstrukturierung meines Alltages mit Ruhepausen, Atem- und Fokussierungsübungen wenn das Pochen stärker wird…
Momentan nehme ich nur noch Ibuprofen nach Bedarf ca 2-4mal in der Woche. Ich würde es sehr, sehr gerne täglich nehmen, versuche dies aber durch Hinlegen, Schonen und ja,... auch Aushalten, zu umgehen.

Momentane Situation:
Nach diesen ersten heftigen 16 Monaten, die mich ziemlich zermürbt haben ist meine Situation seit ca 2 Monaten nun wie folgt: Ich habe nach einem kurzen Schmerzgruß beim Aufstehen ca 2-6 Stunden (juchuuuu) Schmerzfreiheit. Dann stellen sich diese dumpfen KS ein und puckern sich meist täglich hoch zu einer Mini-Attacke. Wenn ich es schaffe, mich hin zu legen, kann ich oft nach 30-45 Minuten wieder aufstehen (ohne Schmerzmittel) und RUHIG den Rest des Tages verbringen, meist mit leichten kS.
Kann ich mich nicht hinlegen, dann wird die Attacke deutlich heftiger und es kann sein, dass es über Stunden immer wieder aufwallt und ich den Rest des Tages liegend verbringen muss. Wie gesagt sind diese Attacken weit weniger intensiv, als die Monate zuvor.
Die Beiträge im Forum und die Gespräche mit den Ärzten haben mir immer wieder Mut gemacht und ich bin von meiner Grundeinstellung her positiv gegenüber dem Heilungsverlauf und den Entwicklungsmöglichkeiten eingestellt. Die Dauer der gesamten Schmerzzeit schlaucht mich nun mittlerweile doch sehr und mein Leben ist seit 2 Jahren auf totaler Sparflamme. Ich fühle mich in meinem eigenen Körper gefangen.
Wie es die Meisten hier beschrieben haben gehören Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Gereiztheit und sozialer Rückzug zu den Nebenwirkungen die auch ich bei mir wahr nehme.

Nun war ich seit Monaten wieder bei einer Neurologin (mein ‚alter Neurologe‘ hat aufgehört), weil ich nicht mehr so recht weiter weiß. Und sie meinte, dass sie mich am liebsten stationär in eine Schmerzklinik/Migräneklinik einweisen möchte um den Teufelskreis zu durchbrechen (Kortison- und Aspirininfusion, etc.) und um zu schauen, ob ich nicht doch noch einmal mit Medikamenten richtig eingestellt werden kann. Mir fiel ein Stein vom Herzen, weil ich mich so ernst genommen gefühlt habe.
Im Schmerzzentrum hier vor Ort meinte die Anästhesistin dann 2 Tage später, dass sie mit mir erneut ein Antiepileptikum ausprobieren wollen würde und dazu wieder ein niedrig dosiertes Antidepressivum zur Schmerztoleranzentwicklung. Aber irgendwie habe ich gefühlt schon so viel ausprobiert und so lange abgewartet und beobachtet. Tja, wie soll ich nun vorgehen???

Es ist momentan gar nicht mehr die Stärke der einzelnen Attacken, die mich so lähmt. Da hätte ich schon vor einem Jahr in eine Schmerzklinik gehen können. Aber da war ich noch in dem Modus des ‚Ausprobierens‘, Abwartens und Vertrauens. Jetzt ist es eher die Dauer der gesamten Schmerzzeit, die mich zum Handeln bewegt und dieses tägliche Einknicken.

Das ist also nun der Aufhänger für meine am Anfang gestellte Frage, ob es unter Euch Jemanden gibt, der Erfahrung mit Schmerzkliniken hat???

Ich danke Euch allen für Eure bereits schon im Forum veröffentlichten Schilderungen!
Und wünsche Allen Vertrauen, Geduld und Kraft :-)
32 J., w.,Schwindelanfälle, 01.12.'16 AN-Diagnose: 16x11x8mm, Op 3.'17 Prof. Strauss, vollst. Entfernung, kaum Hörverlust, Fascialisparese links für 8 Wochen, stärkerer Tinitus, Gleichgewichtsorganausfall links, Schmerzattacken
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von snowdog » 25.10.2018, 21:21

Liebe Flowers7,

Dein „Heilungsverlauf“ macht mich sehr betroffen, erkenne ich in
Deinen Schilderungen viele Parallelen zu den eigenen Erfahrungen.

Wenn die ambulanten Maßnahmen des Schmerztherapeuten keine
Wirkung zeigen, solltest Du den Versuch einer stationären Therapie
in einer Schmerzklinik angehen.
Dies ist im Sinne einer umfassenden Diagnose und der gründlichen
Beobachtung geboten, um alle Faktoren deines Schmerzbildes zu
erfassen.

Hier im Forum sind Erfahrungsberichte von vane, an und Bremus zu finden,
bitte über die Suchfunktion die Begriffe „Schmerzklinik“ und
Cluster-Kopfschmerzen“ recherchieren. Die Schmerzkliniken
Essen und Kiel bieten Informationen über die Internetseiten. Durch
die einzelnen Forenbereiche wirst Du Dich sicher schon durchgelesen
haben.

Eventuell wäre der Ansatz mittels Stellatum-Blockade (siehe hierzu
meinen Fallbericht „Schmerzprotokoll 1-2-3 Jahre nach AN-OP“ im Forenbereich
"Lebensqualität nach einer AN-Therapie") in Betracht zu ziehen,
ich habe dies seinerzeit im Uniklinikum Frankfurt a.M. durchlaufen
und zumindest präzise Verlaufsdaten zum Schmerzbild erhalten.

Ich möchte Dir Mut machen:
Verbesserungen können erst nach einem langen Zeitraum eintreten,
es deutete bei mir wenig darauf hin, dass sich ein turnaround
einstellen könnte. Es ist also wichtig, den Verlauf möglichst exakt
zu dokumentieren, um die ersten kleinen Fortschritte zu registrieren
und sich danach orientieren zu können.
Die Phase der Hilflosigkeit und des ohnmächtigen Sich-ausgeliefert-Fühlens
will durchgestanden werden, behalte und bewahre Dir unbedingt
ein positives Denken und Deinen Optimismus aufrecht. Gegen das
Zermürben der Attacken ist das manchmal verblüffend wirksam.
Die Kombination Schmerzmittel (wenn Ibus bei Dir helfen, hast Du
einen Verbündeten... :wink: ) und Antidepressiva (z.B. niedrig dosiert
Aponal), die entspannend und schlaferleichternd wirken, können
zumindest gegen das Schmerzgedächtnis aufgeboten werden.

Das „Ausprobieren“ ist im Bezug auf Schmerztherapie positiv
aufzufassen, die Chance auf einen Erfolg (Linderung) ist
hoffnungsfördernd.

Ich drücke Dir die Daumen !

Beste Grüße

snowdog
snowdog (Moderator seit 4.12) Jg.62,m,verh.,2 Söhne,
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von Flowers7 » 28.10.2018, 10:57

Lieber Snowdog!
Wieder einmal herzlichen Dank für Deinen aufmunternden Beitrag.
Die Berichte von Vane, An und BRemus und Dir habe ich schon mehrfach gelesen und sie haben mir immer wieder Mut gemacht.
Ich habe am 29.10. noch einmal einen Termin bei der Neurologin um das weitere Prozeder - Schmerzklinik vs. ambulantes Ausprobieren - durch zu sprechen. Eine kurzeitige Stoßtherapie mit Kortison steht dabei ganz vorne an. Da ich selber aus dem medizinischen Bereich komme (und auch schon viel recherchiert habe) weiß ich, dass diese Therapie als Infusion intensiver ist, als in Tablettenform.
Mit meinem ständigen Begleiter Ibuprofen ist halt die Krux, dass sich dabei ja auch ein tabletteninduzierter Kopfschmerz entwickeln kann. Den ich vielleicht sogar schon habe. Der würde allerdings die Schmerzattacken von der Art wie ich sie habe nicht erklären (laut Schmerztherapeuten und Neurologen).
Also gilt es für mich gerade ab zu wägen, welche Therapieform auf lange Sicht einer Seits meine täglichen Attacken erträglicher macht und dabei anderer Seits dem Schmerzgedächtnis wie auch den körperlichen Mechanismen (Gewöhnung, Psyche, Schmerzen durch Übergebrauch) nicht in die Hände spielt.
Vor einem halben Jahr, als ich Amitriptylin und Pregabalin ausgeschlichen habe war ich sehr motiviert und guter Dinge, dass auch ohne Medikamente die Heilung weiter voran schreitet. Mit dem lieben Ibu als Notreserve. Allerdings ist es seit dem nicht deutlich besser geworden. Es hat sich nur in der Art und Weise verändert.
Ich werde berichten, wie es weiter geht.

Einen schönen Sonntag Euch allen
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von Suz75 » 12.01.2019, 12:40

Liebe Flowers,

Mir geht es ähnlich wie dir. Ich wurde vor 9 Monaten operiert. Nackenprobleme hatte ich bereits vor der OP, aber die wurden ca. 5 Monate nach der OP so richtig heftig. Zu diesem Zeitpunkt fingen auch die stechenden Schmerzen um die Narbe herum an. Mein Physiotherapeut hat mir Akupunkturnadeln hinter dem Ohr gessetzt (Pyonex SEIRIN), dann wurden die Schmerzen weniger. Nach einigen Wochen fielen die Nadeln raus und die Schmerzen kamen wieder. Bin mir nicht sicher, ob die Nadeln wirklich helfen, aber irgendwas scheint dran zu sein. Die Nackenprobleme verlagern sich, mal sind die Schmerzen rechts, mal links, mal nur im Hinterkopf, mal überall im Kopf. Es sind so krampfartige Druckschmerzen. Zum Glück hilft mir bei den Nackenschmerzen Paracetamol (Dolipran), aber das hält nicht lange an. Massagen und Wärmebehandlung haben monatelang nicht viel gebracht, aber seit einigen Tagen merke ich, dass mein abendliches Wärmekissen (Kirsch- oder Traubenkernkissen) doch etwas Entspannung bringt.

Auf englisch-und französischsprachigen Webseiten konnte ich lesen, dass bei einem retrosigmoïden Zugang (wurde bei mir gemacht) auch manchmal ein im Hinterkopf liegender Nerv beschädigt wird (Okzipitalnerv ???). Durch einen chirurgischen Eingriff kann dieser Nerv anscheinend stillgelegt werden. Oder die betroffenen Muskeln können mit Botox behandelt werden. Leider konnte ich darüber bisher keine praktischen Informationen finden, aber vielleicht ist das ja schon mal ein Ansatz zum Weitersuchen. Leider konnten mir Ärzte nicht weiterhelfen. Ein Chirurg wollte mir die Titanplatte, welche zum Verschliessen der Wunde eingesetzt wurde wieder herausoperieren, aber konnte auch nicht mit Sicherheit sagen, dass dies die Schmerzen abstelllen kann. Also versuche ich erstmal weniger agressive Methoden.

Wünsche dir viel Mut für die weitere Genesung.

Suz
AKN 2,4 cm, Stammhirn- / Kleinhirnkompression, entdeckt 12/2017, OP 04/2018 in Frankreich, FP Grad 5, taub li, 2x Rückenmarkpunktion nach Liquorfistel, starke Lähmung Augenbewegungsnerf mit Prismafolien behandelt, Gleichgewichts- / Konzentrationsprobleme
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von elf » 13.01.2019, 15:22

Suz75 hat geschrieben:... Nackenprobleme hatte ich bereits vor der OP, aber die wurden ca. 5 Monate nach der OP so richtig heftig....
Hallo Suz!
Die OP wird ja in einer festen Zwangshaltung des Kopfes / Halses durchgeführt.
Und das über mehrere Stunden.
Angenommen, die Halswirbelsäule hatte vorher schon einen Schaden...dann wird sich natürlich eine lange Zwangshaltung bemerkbar machen.
Schon bei gesunden Wirbelsäulen sind hinterher Schmerzen zu erwarten.

Wurde die Halswirbelsäule geröntgt?
Wurde die Funktion geprüft?
Wurden die Okzipitalnerven geprüft?
Wurde manuelle Therapie durchgeführt?

Bevor mit Botox hantiert wird:
Wurde schon einmal eine Probe-Betäubung der Nerven durchgeführt?

Akupunktur: Wirkung eher unwahrscheinlich, wenn mehr als eine Befindlichkeits-Störung vorliegt.
MRT Mai 2016: AN 21 x16 x 13mm
Juni 2016: Cyberknife
MRT Nov. 2016: Induzierte Schwellung
MRT Juni 2017: Weiter geschrumpft
MRT Juni 2018: Größe unverändert
MRT Juni 2019: Weiter geschrumpft
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von Suz75 » 13.01.2019, 19:32

Hallo Elf,
lieben Dank für die schnelle Nachricht….
Ich war ca. 2 Monate nach der OP bei meinem üblichen Orthopäden, und er hat mich gleich zum Röntgen, CT und MRT geschickt, und bestätigt, dass an der Wirbelsäule und an den Bandscheiben seit den letzten Untersuchungen vor 10 Jahren keine Verschlechterung zu sehen ist. Es wurde mir auch bestätigt, dass keine Nerven verletzt sind, aber ob die Okzipitalnerven da auf den Bildern ersichtlich waren, weiß ich leider nicht. Da ich davon zu diesem Zeitpunkt noch nie gehört hatte, habe ich auch keine Fragen gestellt. Der Orthopäde meinte, es wären ausschließlich Muskelschmerzen.

Der HNO-Chirurg, mit dem ich vor der AN-OP die Gespräche hatte, war der Meinung, dass ich starke Gleichgewichtsprobleme haben müsse, und das würde die Nackensteife auslösen. (Mein Gleichgewichtsnerv reagierte nicht mehr, vor der OP). Ich hatte wirklich schlimme Gleichgewichtsprobleme vor der OP und jetzt, ca. 9 Monate nach der OP halt immer noch. Bei Tageslicht ist es besser geworden, aber nachts ohne Beleuchtung, oder mit verschlossenen Augen ist es recht schwierig.

Vor 10 Jahren habe ich die Nackenschmerzen mit Massagen und Gymnastik ganz gut in den Griff bekommen, aber seit der AN-OP hilft das leider bisher nicht. Hatte bereits ca. 25 Sitzungen beim Physiotherapeuten. Zum Glück wirken bei mir Schmerzmittel recht gut, damit komme ich zurzeit zurecht. Aber wie lange muss ich die Schmerzmittel noch nehmen (irgendwann wirken die ja auch nicht mehr richtig, oder ?), und woher kommen die Schmerzen, das würde ich halt gerne wissen. Aber vielleicht sollte man sich darüber weniger Gedanken machen….

Vielleicht hängen die stechenden Schmerzen hinter dem Ohr direkt unter der Narbe, welche nur zeitweise auftreten, und die permanenten Nackenschmerzen direkt zusammen? Die Ärzte sind der Meinung, dass es um 2 verschiedene Erscheinungen geht. Meine Gesichtslähmung (war Grad 5 nach der OP) ist ja auch noch sehr präsent und zeitweise sehr schmerzhaft. Mein linkes Auge ist zugezogen, und mein linker Mundwinkel zieht nach oben in Richtung linkes Ohr, die Gesichtslähmung hat sich also ca. 5 Monate nach der OP umgekehrt. Hierzu hat man mir auch zu Botox geraten, mit mehreren Einspritzungen im Gesicht. Habe hierfür in einigen Wochen einen Termin im Krankenhaus. Diese 3. Erscheinung soll also auch separat behandelt werden.
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von snowdog » 14.01.2019, 12:24

Liebe Suz75,

welche Resultate haben sich aus den physiotherapeutischen Maßnahmen
ergeben ?

Ich frage deshalb, weil eigene Erfahrungen dazu eher ernüchternd ausfielen.
Massagen und Dehnungen im Bereich Halswirbelsäule und Nacken hatten
regelmäßig nur kurzfristige lindernde Effekte.

Elf weist auf die manuelle Therapie hin, dies geht weiter als die Mobilisierung
durch klassische Physiotherapie. Hast Du es schon mit Osteopathie versucht ?
In meinem Fall war dies eine Art Schlüssel zu den Symptomen.
Anstelle der unterstützenden Maßnahmen gegen Verspannungen und einer
anhaltenden schmerzbedingten Schonhaltung (= Fehlstellung), die letzlich den
Teufelskreis nicht zu durchbrechen vermochten, setzte die Osteopathie an
der „richtigen“ Stelle an, in meinem Fall am Hinterkopf.

Die manuelle Therapie bestand aus gezielten Griffen und Massagen ab Hals
aufwärts, der Bereich um die OP-Narbe, Kiefermuskel und hintere Schädeldecke.
Mitunter schmerzhaft, aber eben wirksam. Die Erklärung der Therapeutin wirkte
auf dem ersten Blick profan, sie verglich den nicht knöchernen Schädelbereich
am Hinterkopf mit einer Kokosnuss, statt elastischem Gewebe eine gänzlich
verhärtete Zone, die wie eine Barriere für jeglichen Kreislauf wirkte.
Stoffwechsel, Blutzirkulation, Lymphkreislauf – das alles musste durch eine extrem
verengte Passage – was zunehmend und regelmäßig schlechter gelang.

Es gelang nach einigen Behandlungen, selbständig Bewegungen und Dehnungen
des Nackens und der Schulterpartie über bisherige Schmerzgrenzen hinaus
durchzuführen. Kopfdrehen, HWS-Streckung, Kieferdehnung (Mund weit öffnen) -
was vorher gar nicht ging ohne heftige Kopfschmerzen bis hin zu Attacken zu
provozieren, gelang zunehmend besser. Die Folgen der Behandlungen waren
häufig heftige Reaktionen, oft zeitversetzt (abends oder am Folgetag), diese
waren aber im Unterschied zu den zehrenden Kopfschmerzen von psychisch
positiver Wirkung: es tat sich was und das Gefühl des "hilflos-ausgeliefert-seins"
nahm ab.

Auch hier gilt, es muss ein erfahrener und spezialisierter Therapeut sein.
Das zielorientierte Vorgehen beeindruckte mich, wichtiger waren aber die
zu beobachtenden und nachhaltigen Erfolge.
Vor 10 Jahren habe ich die Nackenschmerzen mit Massagen und Gymnastik ganz gut in den Griff bekommen, aber seit der AN-OP hilft das leider bisher nicht. Hatte bereits ca. 25 Sitzungen beim Physiotherapeuten. Zum Glück wirken bei mir Schmerzmittel recht gut, damit komme ich zurzeit zurecht. Aber wie lange muss ich die Schmerzmittel noch nehmen (irgendwann wirken die ja auch nicht mehr richtig, oder ?), und woher kommen die Schmerzen, das würde ich halt gerne wissen. Aber vielleicht sollte man sich darüber weniger Gedanken machen….
Ich weiß nicht, ob meine Erfahrungen auf andere Fälle übertragbar
sind. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Probleme mit dem Facialis oder
gar Gesichtslähmungen, beobachtete aber neben chronischen
Kopfschmerzen zunehmend Einschränkungen, die ich mit fehlender
Mobilisierung in Zusammenhang brachte. Der Teufelskreis aus Schmerzen,
Schonhaltung, Unbeweglichkeit, Schmerzen ist natürlich auch eine
psychische Belastung – Mittel gegen Schmerzen, das war mir jederzeit klar,
gehen nicht an die Ursache.

Ich wünsche Dir gute Fortschritte und eine nachhaltige Besserung der Beschwerden.

Beste Grüße

snowdog
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von Suz75 » 14.01.2019, 13:55

"sie verglich den nicht knöchernen Schädelbereich
am Hinterkopf mit einer Kokosnuss, statt elastischem Gewebe eine gänzlich
verhärtete Zone, die wie eine Barriere für jeglichen Kreislauf wirkte.
Stoffwechsel, Blutzirkulation, Lymphkreislauf – das alles musste durch eine extrem
verengte Passage – was zunehmend und regelmäßig schlechter gelang."


Lieber Snowdog,

In deiner Beschreibung finde ich mich zu 100% wieder. In den ersten Monaten nach der OP hatte ich auch immer das Gefühl, wenn ich mich hingelegt habe, mein Kopf liege auf einer Holzplatte, habe schon alle möglichen Kopfkissen ausprobiert, aber es hat sich nichts geändert.

Die Physiotherapie (Massagen und Gymnastik) hat bislang nicht viel gebracht, das ist auch für die Therapeuten ein bisschen frustrierend. Sie haben auch die Narbe und den Schulterbereich mit Saugknöpfen behandelt, aber es hat sich nichts wirklich fühlbares verändert.

Ich war auch bei einem Ostheopathen vor ca. 5 Monaten, er meinte, die Lage meines Schädels und des Beckens sei evtl. bei der OP verlagert worden. Er hat dann so Mikro-manipulationen vorgenommen, aber auch hier habe ich weder während noch nach der Behandlung irgendeine Verbesserung bemerkt.

Jetzt bin ich vielleicht etwas zynisch.....habe gerade meine wöchentlichen Aufzeichnungen nochmals durchgelesen, und dort gelesen, dass ich in den ersten Monaten nach der OP um die Narbe herum ein Gefühl hatte, als ob sich dort die Kralle eines Raubvogels verkeilt hätte, es war ein Schmerz, den ich aber recht gut aushalten konnte, dann wurde das Ganze weniger intensiv und die statischen Schmerzen wurden krampfartig und haben sich auch irgendwie über den Hinterkopf verteilt. An der Stelle, wo ich die "Kralle des Raubvogels" oder "die Zähne eines Nagetiers" verspürte, hat es dann zeitweise auch immer so gepocht, das ist jetzt auch weniger geworden. Aber es ist nicht weniger schmerzhaft :( :( nur anders.... es zieht teilweise ganz schön und knirrscht und kracht auch mal.

Aber es tut sich also doch etwas....
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von Jacmary » 14.01.2019, 21:20

Hallo Flowers7,

du hast ja wirklich schon einiges durch an Therapien!

Mir fällt noch die Migränetherapie nach Kern als eine Möglichkeit ein. Entgegen der Bezeichnung soll sie auch wirksam sein bei Clusterkopfschmerz und posttraumatischem (was wohl auch bedeuten sollte: postoperativem) Kopfschmerz.
Es ist auf jeden Fall eine sehr angenehme Therapie, etwas ähnlich wie Craniosacraltherapie. Ich bin knapp 3 Monate nach OP und habe zum Glück nur leichte Beschwerden, gönne mir 1x wöchentlich die Behandlung. Auf jeden Fall ist sie wunderbar entspannend und hilft dabei, einen anderen Umgang mit dem Schmerz zu finden. Leider bezahlen die gesetzlichen Kassen nicht... :(
Schau mal unter www. kern-migraenetherapie.de.

Gute Besserung wünscht
Jacmary.
1961, w., AN T2, 18 Mon. "wait and scan", suboccipitale OP 10/2018 in Tübingen (Prof. Tatagiba), post op hochgradige Schwerhörigkeit rechts, kein Tinnitus, Facialisschwäche nach wenigen Tagen zurückgebildet. AHB in Bad Krozingen.
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Re: Schmerzklinik

Beitrag von Suz75 » 22.03.2020, 11:47

Hallo,

Durch die aktuelle Ausgangssperre aufgrund des Corona-virus komme ich nun auch mal wieder zum Schreiben. Gleichzeitig wird man sich bewusst, dass es schlimmere Zustände gibt, als die Folgeerscheinungen der AN-OP.

Vor und nach meiner OP tat es mir sehr gut, die Erfahrungen von NA-operierten zu verfolgen, daher möchte ich nun auch Bericht erstatten.

Meine OP ist nun fast 2 Jahre her. Ich hatte seit einem Jahr 6 bis 7 Sitzungen Akupunktur (am ganzen Körper) und habe seither gemerkt, dass die Muskelschmerzen im Hinterkopf besser wurden. Den ursprünglichen Krampf um die operierte Stelle spüre ich nur noch wie einen Druck auf den Kopf. Es zieht ab und an ein bisschen, aber ich stufe es nicht mehr als schmerzhaft ein.

Am Wochenende passiert es mir manchmal, dass ich erst gegen 9h30 aufwache, dann sind die Muskelschmerzen im Kopf wieder zurück, klingen aber meist schnell ab, wenn ich mich bewege, z.B. Geschirr abwasche, oder irgendetwas aufräume.

Die Fazialparese ist noch sichtbar, mein Gesicht versteift sich auf der linken Hälfte nach einigen Stunden Arbeit (körperlich oder PC), bei Kälte und generell abends. Ich kann die Backen nun aufblasen, aber Pfeifen geht nicht. Ich hatte monatelang starke Zahnschmerzen im linken Unterkiefer, aber meine Zahnärztin konnte nichts finden. Habe gemerkt, dass es hilft, eine warme Suppe zu essen, dann hören die Zahnschmerzen auf. Mein linkes Auge ist immer noch leicht schlitzförmig und zieht sich zusammen, wenn ich lache oder esse. Im Ruhezustand ist die Mitte meiner Lippen ca. 1cm nach links verschoben (von der Nase aus betrachtet) und auf dem Kinn habe ich zur Zeit ein „Grübchen“.

Ich kann nun wieder mit beiden Augen am PC arbeiten, mit Lesebrille. Wenn ich den Kopf schnell drehe, habe ich noch Wackelbilder und Doppelbilder im extremen, linken Augenwinkel. Aber ich komme nun gut damit zurecht.

Mein Gleichgewicht ist morgens ok, abends wird es manchmal schwieriger, es fühlt sich an, als hätte ich ein starkes Gewicht im Kopf, das sich bei jedem Schritt etwas verlagert. Manchmal stolpere ich, und schlage mir auch recht oft in der Wohnung den Kopf irgendwo an, aber im Allgemeinen geht es ganz gut.

Langsam kommt auch meine Energie wieder zurück. Seit ca 1 Jahr mache ich nun Zeitarbeit, dann habe ich auch nach ein paar Monaten Vertrags-pausen und kann dann meine Arztbesuche in aller Ruhe vornehmen.

Ich danke euch allen für eure bisherigen Antworten und Erfahrungsberichten, die mir oft mehr gebracht haben, als einige der Arztbesuche. :o

Liebe Grüsse aus Frankreich,
Suz
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