Hallo,
vielen Dank für die Rubrik und diesen hilfreichen Erfahrungsaustausch –
hier meine Beobachtungen als „Schwindler“ zweieinhalb Jahre nach
meiner Operation...
Das positive vorweg – der erreichte Allgemeinzustand ist gekennzeichnet
von einer kaum registrierbaren aber kontinuierlichen Besserung.
Will heißen: Es ging mir im Jahresvergleich rückwärts betrachtet
schlimmer, die Hoffnungen sind auf weitere Verbesserungen in der
Zukunft gerichtet.
Allerdings „genoss“ der Schwindel bisher vergleichsweise geringe
Priorität – das Kopfschmerzproblem überlagerte bis vor knapp einem
Jahr sämtliche Begleitprobleme.
Im Verlauf der Schmerztherapie (Medikamentverordnung) und
mit Beginn osteopathischer Behandlungen gelang es zunächst, die
Schmerzattacken vom Dauerkopfschmerz zu unterscheiden und
in den Griff zu bekommen.
Damit einher ging die Sensibilisierung zum Thema Schwindel –
welche Rückkopplungen/Zusammenhänge bestehen zwischen
Kopfschmerz und Schwindel, was bewirkt eine Zunahme des Tinnitus,
was verursacht Übelkeit, wie wirken sich körperliche Anstrengungen
und die unterschiedlichen Stresssituationen aus ?
Wie die meisten hier sicherlich nachvollziehen können, hängt alles
miteinander zusammen. Der Versuch, bestimmte Situationen zu
meiden bzw. isolieren, um direkte Ergebnisse zu erhalten, stand am
Anfang. Hilft ausreichend Schlaf ( = frühes zu Bett gehen) ?
Was bewirkt Lärmschonung ? Lassen sich „Wohlfühlphasen“
erzwingen ? Was ist das passende Training, um eine Belastbarkeit
zu verbessern ?
Die Antworten darauf sind (leider) nicht eindeutig. Der Organismus
reagiert nun mal nicht „programmgemäß“- mal half das eine, mal
verlagerten sich Beschwerden (ließen die Kopfschmerzen nach,
waren Gleichgewichtsprobleme dominanter), mal waren keine
besonderen Auswirkungen erkennbar. Immer aber scheint eine
Art Dialog zwischen den Beschwerden stattzufinden – d.h. brummt
der Schädel heftiger, will der Tinnitus mitreden, verursachen unachtsame
Bewegungen Schwindel, melden sich Verspannungen im Hinterkopf und
der Halswirbelsäule.
Es ist müssig darüber zu spekulieren, ob die allgemeinen
Verbesserungen eher dem Bereich Gewöhnung zuzuordnen
sind oder tatsächliche Heilungsfortschritte darstellen –
jeder positive Versuch ist aber willkommene Motivation und
ein Stückchen Hoffnung mehr, dass da immer noch was geht.
Meine Versuche im Umgang mit dem Schwindel:
Wenn immer möglich (und der innere Schweinehund seinen Trumpf
„Schmerz und Faulheit“ nicht ausspielt) erklimme ich den
Ergometer
(40 Minuten mit schwankenden Intervallen), bin stolz auf die
2 x pro Woche, Ziel ist ein tägliches Pensum. Vorteil: kann variiert
werden, mal frühmorgens nach dem Aufstehen, meistens nach der
Arbeit. Die Überwindung, trotz Kopfschmerz und leichtem
Schwanken in Bewegung zu kommen, lohnt sich beinahe immer –
d.h., ich bin noch nicht vom Sattel gefallen und nachher geht es
mir regelmäßig besser als vorher (!)
Treppensteigen mit zeitweise geschlossenen Augen (Geländer
festhalten !) – ein weniger anstrengendes aber wirksames „Training“.
Das „nach innen horchen“ wird geübt und nach einiger Zeit ist es
sogar eine Art „Entspannungsübung“.
Laufen in Gesundheitsschuhen. Gemeint ist das normale Gehen,
nicht joggen oder walken. Diese komisch aussehenden Dinger mit
der gewölbten Laufsohle, gefühlt „wie auf Eiern“ laufend, aber nach
schneller Gewöhnung ein (für mich) geeignetes Hilfsmittel.
Gerade dort, wo das Stehen Programm ist, eine praktische
Erfahrung – man „schaukelt“ quasi immer ein bisschen und ist
permanent bemüht, eine stabile Haltung einzunehmen.
„Umweltanpassung“. Und hier ein herzliches Dankeschön an
ANFux und seine „Kaffeewärmer“-Geschichte – da musste
ich doch schmunzeln - you made my day…
Gerade bei diesen Temperaturen ist die Kopfbedeckung ein Muss.
Verspannungen und schmerzhafte Reaktionen lassen sich damit
vermeiden. Einer der wenigen geprüften und bestätigten
Erfahrungswerte !
Weiterhin gehört ein geeigneter Gehörschutz immer mit
ins Handgepäck – überall dort, wo es lauter werden kann
(Gesellschaft, Restaurant, Stadion/Konzert) – klingt banal,
aber prophylaktisch eingesetzt sehr hilfreich.
Stichwort „fight fire with fire“ –
Bisher habe ich der Strategie der “aktiven Gewöhnung“ viel
abgewinnen können. Beim Schwindel so oft wie möglich
schwindelverstärkende Auslöser nutzen – um so eine
Art Abhärtung zu erzielen. Das mag autosuggestiv sein,
ist aber meine persönliche Trotzhaltung gegen das Jammern.
Klappt leider nicht ganz so wie gewünscht
Abschließend noch die psychische Aufrüstung –
der vielleicht schwierigste Prozess. Neben den Schmerzen und
Beschwerden sind da ja noch die ganzen Ängste, Befürchtungen
und Enttäuschungen, die es zu sortieren gilt.
Positives Denken und die (Rück-)Besinnung auf die
wirklich wichtigen Dinge des weitergehenden Lebens. Partner,
Angehörige, Freunde. Und der "Versuch der geraden 5".
Anwendung von Entspannungstechniken.
Warum genau das Auswirkungen auf den Schwindel haben soll,
kann ich mir nicht schlüssig erklären. Hat es aber – und damit
eine selbstgegebene Antwort mehr...
Beste Grüße
snowdog