Reha in Marcus-Klinik Bad Driburg

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Paulchen
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AHB in Marcus-Klinik, Bad Driburg

Beitrag von Paulchen » 14.09.2009, 17:53

AHB in Marcus-Klinik, Bad Driburg

Liebe Forumsleser,

anbei mein Bericht über meine 4-wöchige Anschlußheilbehandlung (AHB) in der Marcus-Klinik in Bad Driburg nach meiner Akustikusneurinom - Operation.
Die Marcusklinik in Bad Driburg war meine REHA-Wunschklinik. Wir hatten uns schon vor der OP diverse in Frage kommende Kliniken mit Neurologie und Orthopädie im Internet angeschaut, die Therapiemöglichkeiten studiert und auch Patientenbewertungen gelesen.
Letztendlich haben wir uns die Marcusklinik in Bad Driburg als Wunschklinik ausgesucht. Gründe waren u.a.
- überwiegend gute Patientenbewertungen
- Therapieangebot sehr vielfältig
- überwiegend Einzelzimmer
- Begleitperson möglich (Unterbringung in einem der wenigen Doppelzimmer incl. Vollpension für 41,-€ pro Tag)
- Lage direkt am 65 ha großen und wunderschönen gräflichen Park

Nach meiner Operation in Tübingen hatte der dortige Sozialdienst direkt mit der Marcusklinik Kontakt aufgenommen und mich dort für den 10. August (incl. Begleitperson) angemeldet.
Normalerweise heißt es ja, daß eine AHB spätestens 2 Wochen nach der Entlassung aus der OP-Klinik angetreten werden muß. Aber es scheint da auch gewisse Ausnahmen für längere Übergangszeiten zu geben.
Als ich dann, nach einer nochmaligen Verschiebung des Aufnahmetermins durch die Marcusklinik, am 13. August meine Maßnahme dort angetreten habe, wurde diese weiterhin als AHB geführt. Soviel zu den Übergangsfristen.

Nach unserer freundlichen Aufnahme und der Unterbringung in einem sehr schönen Zimmer (Schnitt und Ausstattung wie ein Hotelzimmer, statt des üblicherweise vorhandenen Balkons hatten wir eine sehr schöne Loggia) wurde ich einer ärztlichen Eingangsuntersuchung unterzogen. Die Therapien wurden dabei auf meine Haupt-Problemfelder Gleichgewichtsstörungen und Facialisparese zugeschnitten.
Zur Behandlung von Gleichgewichtsstörungen existieren dort verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus. Je nach persönlichem Befinden und Leistungsvermögen wird man in diese Gruppen eingeteilt. Ein Wechsel in eine anspruchsvollere Gruppe ist jederzeit nach Rücksprache mit seinem persönlichen Physiotherapeuten oder dem Arzt möglich.
Meinen Therapieplan mit den täglichen Anwendungen füge ich zur Information als Anhang bei.
Im Schnitt hat man 3-4 Anwendungen täglich, die in einem Wochenplan aufgelistet sind. Bei Änderungen erhält man auch unter der Woche neue Pläne.
Zusätzlich kann man auch persönliche Wünsche für bestimmte (zusätzliche) Therapien äußern. So erhielt ich z.B. TaiChi, Feldenkrais und einige Osteopathie-Anwendungen.
Zur Erläuterung der einzelnen Therapien folgende Informationen:
:arrow: Krankengymnastik Einzeltherapie
Dieser Physiotherapeut ist neben den Ärzten die wichtigste und einflussreichste Person. Er kann Einstufungen ändern und auch neue Therapien veranlassen. In meinem Falle eine sehr kompetente Frau die mich gründlichst untersuchte und dann als erstes meine Einschänkungen im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule behob.
In diesem Bereich fühlte ich mich sehr gut behandelt und betreut.
:arrow: Gleichgewicht Wasser
Hier wird im Bewegungsbad in einer Gruppentherapie durch verschiedenste Übungen das Gleichgewicht trainiert
:arrow: Koordinationstraining I und II
Diese Gruppentherapie ist aus meiner Sicht ebenfalls eine sehr effektive Methode gewesen das Gleichgewicht und die Koordination zu trainieren. Auch hier wurden mittels verschiedenster Übungen und ausreichend vorhandener Hilfsmittel (allein, zu zweit, als gesamte Gruppe) die persönlichen Möglichkeiten voll in Anspruch genommen.
Für mich ebenfalls prima Übungen die zudem noch sehr viel Spaß gemacht haben.
:arrow: Logopädie
Hier wurde in Einzelübungen meine Facialisparese behandelt. Anfangs nach der bereits zu Hause bewährten Methode PNF mit Eis und später mit gezielten Übungen für meine noch Problemfelder Auge und Mund.
Das Auge schließt mittlerweile wieder vollständig und auch die Mundpartie hat sich weiter verbessert.
:arrow: Psychologie
Hier musste ich hauptsächlich erscheinen um meine Reaktionsfähigkeit und Aufnahmefähigkeit unter Beweis zu stellen. Dies im Zusammenhang mit meiner Fahrtüchtigkeit für mein Auto. Die Ärzte hatten mich dahingehend informiert, daß man nach einer solchen Hirn-OP frühestens nach 3 Monaten wieder Autofahren darf. Ausnahmen könnten nur gemacht werden wenn man neurologisch o.k. ist und diese Tests besteht.
Bei mir waren alle Werte normgerecht und so darf ich wohl seit meiner Entlassung wieder autofahren. Schriftlich soll dies allerdings erst im endgültigen Entlassungsbericht vermerkt sein, den ich innerhalb von 2 Wo erhalten soll.
:arrow: Sozialdienst
Auch hier traf ich auf sehr kompetente Mitarbeiter, die für mich alle Anträge auf Übergangsgeld und für meine stufenweise Wiedereingliederung ab dem 23.09.09 ausgefüllt und verschickt haben.

Auch das Stationspersonal und die Damen und Herren im Speisesaal waren sehr hilfsbereit und freundlich.
Das Essen war gut, reichhaltig und sehr vielfältig.
Morgens und Abends gab es jeweils vom Buffet, Mittags konnte ich mir unter vier Gerichten eins aussuchen und auch die gewünschte Portionsgröße konnte man noch wählen.
Ausstattung und Lage der Klinik an dem bereits erwähnten 65 ha großen Park sind gut und haben ebenfalls zu meinem Erholungserfolg beigetragen.

Ich habe mich in dieser Klinik sehr wohl gefühlt und meine Genesung hat durch die beschriebenen Therapien weitere Fortschritte gemacht.
Ich kann daher nur jedem empfehlen sich nach einer Akustikusneurinom - Operation ebenfalls um eine entsprechende AHB/REHA-Maßnahme zu bemühen.

Liebe Grüße
Paulchen
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Paulchen, m, Jg. 1953, AN links10x18mm,
OP Prof. Tatagiba in Tübingen am 15.07.09,
AN komplett entfernt, Gesichtsnerv- und Hörnerv erhalten,
Facialisparese links, einseitig taub, Tinnitus
lulube
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AHB in der Markus-Klinik, Driburg

Beitrag von lulube » 25.09.2009, 15:01

Hallo Paulchen,

nach Deinem ausführlichen Bericht am 31.7.2009 über Deine Operation in Tübingen bat ich Dich am 4.8.09, auch über die damals anstehende AHB zu berichten.

Danke, dass Du auf meine Bitte eingegangen bist.

Du berichtest überzeugend, was Dich gerade in dieser Rehaklinik begeistert und Dir auch geholfen hat. Du und auch die anderen Schreiber zu dieser Rubrik geben dadurch denen Entscheidungshilfe, die nach so etwas wie individuellen Hilfsmaßnahmen suchen.

Hellhörig, weil eine neue Erkenntnis, machte mich Deine Erfahrung, dass eine AHB u. U. auch noch nach über zwei Wochen als solche geführt werden kann.

Genau so neu war für mich, dass man nach einer solchen Operation drei Monate lang nicht hinters Steuer darf. Wurde Dir diese Richtlinie auch von Tübingen mitgegeben. Obwohl auch ich leidenschaftlich gern Auto fahre, hatte ich dazu vier Monate nach der Op. noch keine Lust. Andererseits kenne ich AN-Operierte, die schon nach zwei Monaten (ohne Reaktionsfähigkeitsnachweis) das Auto steuerten. Sicher hatten auch die nichts von einer drei Monatsfrist gewusst.

Nun wünsche ich Dir in Fortführung der eigenen Übungen und Anpassungen eine glückliche Zeit - und viel Spaß beim Autofahren.

lulube
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Reha in Marcus-Klinik Bad Driburg

Beitrag von mofe » 12.01.2012, 15:56

Hallo,

zunächst allen Forumsteilnehmern und dir lieber AnFux ein gutes und gesundes Jahr 2012.

Hier mein Reha-Bericht:

Meine 4-wöchige Reha habe ich in der Marcus-Klinik in Bad Driburg verbracht. Es ist ein sehr schönes Haus, umgeben von einem Park mit einem herrlich alten Baumbestand. Das Zimmer war groß und geschmackvoll eingerichtet, Verplegung sehr gut.
Nun zum wichtigen, die Therapie:
Ich hatte jeden Tag einen Termin bei der Logopädin, die mit Eis behandelte. Zum Ende der Reha konnte ich eine leichte Muskelbewegung im Bereich der re. Stirn und am re. Mundwinkel spüren.
Außerdem hatte ich Termine bei der Physiotherapeutin, die sich hervorragend um meine Hals- und Brustwirbelsäule kümmerte. Dazu kamen dann noch Bewegungsbäder.
Auch das tägliche Gleichgewichtstraining und ein Wandertraining halfen mir meine Gangunsicherheit zu verbessern.
Besonders hervorheben möchte ich aber das freundliche und stets hilsbereite Personal. Da ich nun taub bin und auch schlecht sehen kann, benötigte ich sehr oft Hilfe, die mit immer mit einem Lächeln gewährt wurde.
Ich kann diese Klinik nur weiterempfehlen.!!

Hier zu Hause geht es mit den Therapien weiter, leider hat sich noch nicht so viel getan. Aber ich weiß ja, es braucht viel Geduld.!!

Ich wünsche jedem, der noch eine Reha vor sich hat , viel Erfolg.!

mofe
AN links: 1996 OP; Uniklinik Essen; taub, Fazialisparese
AN rechts: 2cm; hauptsächlich extrameatal gelegen
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Erfahrungsbericht Marcusklinik Bad Driburg

Beitrag von Isabell » 23.02.2014, 21:06

In meinem Bericht kann ich mir nur den Aussagen von Forumsmitglied Paulchen anschließen. Für die Marcusklinik habe ich mich aufgrund des Forums und weiteren Internetbewertungen entschieden und diesen Entschluss nicht bereut. Mein Aufenthalt ging vom 07.01.-11.02.2014.

Meine Probleme bei Anreise waren Gleichgewichtsstörungen, leichter Schwindel, Fazialisparese rechts, Kondition, Ausdauer und Kraft ziemlich im Keller. Dank eines umfangreichen und abwechslungsreichen Therapieplans bin ich heute wieder fit. Ganz leichte Gleichgewichtsprobleme machen sich ab und an noch bemerkbar und meine Fazialisparese hat sich leider noch nicht gebessert.

Unterbringung: Ein Einzelzimmer mit schönem, modernen Bad. (Kühlschrank, Radio, Fön vorhanden)
Die Zimmer sind zum Teil mit oder ohne Balkon ausgestattet

Therapien: Sind auf die Einzelnen Probleme der Patienten zugeschnitten. Sehr abwechslungsreiche Gestaltung im Therapieplan und innerhalb der einzelnen Kurse. Meine Anwendungen umfassten: Physiotherapie einzel, Logopädie (hier wurde mit Eis behandelt), Koordinationstraining I + II, Gleichgewichtstraining im Wasser I + II, Neuropsychologie Gruppe und Einzelstunde, Fahrradergometer, Tai Chi, Wandern, Aquafitness, MTT (Fitnessstudio),

I bedeutet Anfänger II Fortgeschrittene. Ab Mitte der Reha der Reha habe ich mich auf II hochstufen lassen. Die Übungen sind anspruchsvoller. Wir wurden in den Kursen gefordert aber nicht überfordert. Die Therapeuten sind fachlich sehr kompetent und haben immer wieder Möglichkeiten aufgezeigt Probleme anzugehen. Sehr schön fand ich die Alternativen Tai Chi und Feldenkreis. Wünsche und Änderungen immer direkt mit der behandelnden Ärztin besprechen alternativ im der Therapieplanung melden. Meine Wünsche wurden alle berücksichtigt und ich habe 2 Kurse zusätzlich bekommen.

Essen: Morgens und Abends Buffetform (schöne Auswahl an Brot, Aufschnitt, Käse Marmelade usw.), Mittags drei Gerichte zur Auswahl, Portionen sind wählbar zwischen klein, mittel, groß. Suppen und Nachtisch waren nicht meins. Es stand jeden Tag ein Wagen mit Obst im Speisewagen, so dass immer für eine kleine Zwischenmahlzeit gesorgt war.

Personal: Sehr freundlich vom Empfang, dem Personal im Service, der Putzfrau bis hin zu Ärzten. Nicht zu toppen waren die Therapeuten. In den ganzen Wochen habe ich es nicht einmal erlebt, dass jemand schlechte Laune hatte. Die gute Atmosphäre im Therapiebereich hat sich auf die Patienten übertragen. Meine Ärztin hat extra eine Muskelmessung bei mir durchgeführt um zu sehen inwieweit der Muskel im Gesicht bereits aktiv ist. Hätte ich gewusst dass man dafür eine Nadel ins Gesicht gestochen bekommt hätte ich drauf verzichtet. In den fünf Wochen habe ich eine negative Erfahrung mit einem Pfleger gemacht ansonsten waren die Schwestern immer freundlich und haben einem bei Anliegen weitergeholfen.

Umgebung: Ein sehr schöner Park. Wald, viel Natur. Entspannende Umgebung. Sehr gut geeignet für Spaziergänge. Im Park befinden sich weitere Gebäude wie ein Hotel, Restaurant, Café, Trinkhalle. In näherer Umgebung fünf weitere Kliniken. Bad Driburg selber ist kein Highlight aber Rewe, Lidl, Rossmann sind vorhanden. Ein Busunternehmen bietet an WE gegen kleines Geld Ausflüge in die Umgebung an. (Detmold, Höxter, Paderborn, Hameln, Bad Pyrmont...)

Programm: Sehr gut gefallen hat mir das Abendprogramm. An dieser Stelle möchte ich die beiden Damen der Programmgestaltung lobend erwähnen. Ohne sie wäre es sehr viel langweiliger gewesen. Es werden Vorträge, Konzerte, Tanzdarbietungen, Spieleabende, Bastelabende, Filmvorführungen, Gottesdienste, Kurkonzerte, Lesungen usw. angeboten. Hier lernt man schnell andere Patienten kennen.

Negativ: Wasser ist teuer, Medien wie TV, Internet ebenfalls teuer und langsam, lange Wartezeiten beim Patientenservice um sein Fahrtgeld erstattet zu bekommen, (Mitpatienten haben darüber geklagt lange auf Pflegepersonal warten zu müssen, insbesondere an WE) das Lesezimmer könnte besser ausgestattet sein

Sonstiges: Es gibt eine Cafeteria mit guten Angeboten, in der "Wedelstube" sitzt man Abends gerne beim Bierchen/Wein zusammen, es gibt Kochkurse die man während des Aufenthalts belegen kann. Unter Anleitung eines Diätassistenten wird in einer Gruppe eine Mahlzeit angerichtet. Das Essen im Speisesaal entfällt an dem Tag. Die Klinik ist nicht so groß und behandelt ausschließlich Fälle aus der Neurologie und Orthopädie.

Mehr fällt mir jetzt nicht ein. Für eine weitere Reha würde ich die Marcusklinik immer wieder wählen und kann sie echt nur empfehlen.
1977, weiblich, Meningeom im inneren Gerhörgang (WHO-Grad I), OP in Tübingen (17.12.2013) durch Prof. Roser, Fazialisparese + Schwerhörigkeit rechtsseitig, leichte Gleichgewichtsstörungen, Reha in Bad Driburg (07.01.-11.02.2014)
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