Krankengeschichte: Verschleppte Diagnose

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Schnei73
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Krankengeschichte: Verschleppte Diagnose

Beitrag von Schnei73 » 02.03.2009, 21:52

Neu im Forum - Meine Krankengeschichte: Verschleppte Diagnose

Hallo Forumsmitglieder,

Dank eurer Beiträge habe ich mich endlich für eine OP entschieden :D

Jetzt möchte ich euch meine Krankengeschichte erzählen. Ich hatte in meinem Leben weder einen Hörsturz noch eine Mittelohrentzündung die ja meist am Anfang des AN stehen (lt. HNO-Arzt). :?:

Seit 1997 (damals noch aktiver Soldat) bemerkte ich, eine schleichende Hörminderung rechts durch die jährlichen Untersuchungen bei der Bundeswehr wurde dies im Hörtest auch bestätigt und man hat sich halt durchgemogelt. Nach einiger Zeit wurde ich dann vom Großgerät(Kampfpanzer) versetzt, weil ich mehr und mehr die Anweisungen über Funk nicht mehr verstanden habe :evil:

Familie, Freunde und Bekannte hatten mir geraten mal eine professionelle Ohrreinigung beim HNO-Arzt durchzuführen, na ja keine Zeit, keine Lust und so schlimm ist es ja nicht mit dem "schlecht hören". :?

2007 dann der Hammer ich hatte ein super Jobangebot bei der Bahn alle Tests schon bestanden außer die Untersuchung beim Betriebsarzt. Nach unzähligen Hörtests sagte dieser mir Sie sind ja rechts taub(das kann doch nicht sein sagte ich mir) mit dem Job wird das bei uns nichts. Dann endlich der Gang zum HNO-Arzt Ohrreinigung machen aber siehe da es war nichts zu reinigen. Großes Rätselraten war angesagt- kein Ergebnis.

2008 begannen dann die ersten Ausfälle Gleichgewichtsprobleme mit Stürzen, null Sprachverständnis rechts, ständig ein Druckgefühl im Ohr und am schlimmsten sind die Kopfschmerzanfälle die nur mit reichlich Schmerzmittel in den Griff zu bekommen sind. Wenn ich mich mit jemanden unterhalte muss ich meinem Gesprächspartner immer das linke Ohr zu drehen - bei fremden sehr unangenehm.

Juni 2008 der Gang zu einem anderen HNO-Arzt (der hatte seine Doktorarbeit über das AN geschrieben) wieder einige Tests dann gleich MRT machen lassen und die Diagnose AN 22x10 Hör- und Gleichgewichtsnerv sind nicht mehr getrennt praktisch mit dem Tumor zusammengewachsen. Der Tumor erstreckt sich von der Ohrschnecke bis zum Hirnstamm und drückt diesen schon. :(

Ich habe auch ein paar Fragen an Euch-Wer ist durch das AN berufsunfähig geworden und welche Tätigkeiten sollten aus ärztlicher Sicht auf gar keinen Fall ausgeübt werden???? Für Eure Meinungen und Hinweise bin ich sehr dankbar. :wink:

Mit freundlichen Grüßen

Schnei73
jwe
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Beitrag von jwe » 08.03.2009, 11:53

Lieber Schnei73

Leider kann ich Ihre zentrale Frage bezüglich Berufsunfähigkeit nicht beantworten, weil bei mir die Symptome nie so stark waren, dass sie mich bei der Arbeit massiv behindert hätten (bei mir vor der OP nur leichte Hörminderung und leichter Schwindel).

Den Druck im und die Kopfschmerzattaken hinter dem Ohr hatte ich allerdings auch. Diese waren nach der OP verschwunden. Ich kann mir nicht vorstellen (?!), dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass man nach einer OP nie mehr arbeiten kann. Der Verlauf der Genesung ist aber unterschiedlich. Mit viel Glück fängt man nach wenigen Wochen wieder an zu arbeiten (... auch nicht gleich zu 100 %, weil man schnell müde wird); in anderen Fällen zieht sich das Ganze über einige Monate hinweg. Das hängt wohl von verschiedenen Faktoren ab.

Vor der OP war ich - wie Sie - verunsichert, wie das «Leben danach» aussehen würde. Würde ich noch der gleiche Mensch sein? Würde ich noch leistungsfähig sein? Ich kann nur für meinen Fall sprechen: Aber inzwischen (schon seit längerer Zeit) bin ich wieder voll da. Ich führe ein Leben wie früher, bin aber leistungsfähiger und motivierter als vor der OP. Der Schwindel ist - zumindest bei mir - kein Thema mehr.
Mit einseitigem (vollständigem) Hörverlust gibt es aber selbstverständlich grössere Einschränkungen und sicher ist auch das Ausüben bestimmter Berufe damit eher schwierig oder gar unmöglich (z. B. bei sicherheitsrelevanten Tätigkeiten).

Ich hoffe, es werden sich an dieser Stelle noch andere «Operierte» melden, die Ihnen konkreter antworten können.
jwe: JG 1962, m, Intrameatales, leicht extrameatales AKN, 15x7x6 mm, entdeckt 15.01.2008 nach Hörsturz, operiert 15.07.2008 in Tübingen (Prof. Dr. M. Tatagiba). Vollständige Resektion, keine Komplikationen, alle Nerven erhalten, kein Tinnitus.
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