Lieber Dennis73,
die Frage ist nicht abschließend und kaum erschöpfend zu beantworten.
Vorhandene Symptome, die auf ein Akustikusneurinom zurückzuführen
sind, haben oft einen individuellen Verlauf. Die Veränderung der
Beschwerden (meist in Folge der Raumforderung des wachsenden
Tumors) hängt von mehreren Kriterien ab, Größe und Lage sowie
die spezifische Beschaffenheit nehmen hier Einfluss. Auch reagieren
die betroffenen Stammnerven unterschiedlich, ein fortschreitender
Hörverlust ist in der Regel irreversibel, hier kommt das Hörvermögen
nicht zurück.
Die Wahl zwischen Bestrahlung oder OP muss jeder Betroffene
für sich treffen, die Entscheidung sollte daher auf Basis einer
Beratung erfahrener Spezialisten erfolgen. Die Größe des Tumors
ist nur ein Kriterium, das Lebensalter spielt ebenfalls mit hinein -
etwa bei der Abwägung möglicher Spätfolgen und eventuell in Frage
kommender Revisionseingriffe.
Gehen gewisse Symptome nach der Bestrahlung zurück
oder nicht. Das ein zerstörter Nerv nicht wieder heilt ist mir klar,
aber wie ist es z. B. mit den Nackenschmerzen oder Kopfschmerzen?
Wie
elf bereits geschrieben hat, gibt es hierauf keine erschöpfende Antwort.
Bereits bestehende Beschwerden können unverändert weiterbestehen,
sie können mit der Zeit etwas abklingen, sie können allerdings auch
verstärkt oder verändert vorhanden bleiben. Der oft genannte Vorzug
der Bestrahlung, es entfalle das OP-Risiko und damit bekannte OP-Folgen,
der vergleichsweise schonende Eingriff ohne Stationsaufenthalt sei per se
weniger belastend, hat kaum Aussagekraft für die Symptomatik.
Die OP verfolgt das Ziel, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen,
gleichzeitig aber den weitestgehenden Funktionserhalt der Nerven zu
bewahren. Die Bestrahlung belässt den „Fremdkörper“ an Ort und Stelle,
zielt mit dem Eingriff auf die Inaktivierung des Wachstums -
„schonend“ bestrahlen mit Blick auf gesundes Nervengewebe ist
vergleichsweise schwierig bzw. nicht möglich.
Für den Betroffenen entscheidend ist die zu erreichende nachhaltige
Lebensqualität, daran ist der Tumor selbst eher mittelbar beteiligt.
Unbehandelt verschlechtert sich die Prognose, ab einer gewissen Größe
entfallen bestimmte Optionen. Das kontrollierte Zuwarten („wait and see“)
ist dann sinnvoll, wenn die bestehende Symptomatik noch keine gravierenden
Einschränken zeigt. Nach deinen Schilderungen kommt das für Dich ohnehin
nicht mehr in Frage.
Und um eine persönliche Erfahrung als Operierter anzufügen:
einige Beschwerdebilder haben sich im Lauf der Zeit spürbar verbessert.
Sie sind nicht verschwunden, aber der Heilungsprozess ist beinahe immer
auch ein Anpassungs- und Gewöhnungsprozess. Ich habe sie unmittelbar
nach der OP als gravierend empfunden, heute kann (muss) ich das Arrangement
akzeptieren...
Ich wünsche Dir viel Kraft für Deine Entscheidung und einen guten Verlauf.
Beste Grüße
snowdog