Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Tobi

Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tobi » 09.08.2012, 18:35

Hallo zusammen,

ich habe da mal eine Frage. Hier im Forum und im Internet generell habe ich nun schon mehrfach gelesen, dass bei einer Hörminderung bzw. bei einem Hörverlust nach (oder sogar vor?) der OP Cortison direkt ins Ohr gespritzt wird/wurde, wenn ich es richtig verstanden habe, ist dies in Mainz ebenfalls so üblich?! Hat da jemand Erfahrungen mit gemacht und kann was dazu sagen? Fachbegriff ist wohl "Intratympanale Kortikoidtherapie". Meine OP ist nun 2,5 Wochen her, ich werde immer noch mit Cortisontaletten behandet, schleiche es nun langsam aus. Das Gehör ist allerdings gegenwärtig bei 0%, Tinnitus, Grundrauschen sind weiterhin mein Begleiter! Ich möchte alles dafür tun, was dem Ohr vielleicht doch noch helfen könnte, auch wenn ich weiß, dass ich keine Erwartungen mehr haben darf.

Ansonsten geht es mir den Umständen entsprechend ganz okay. Ich habe kaum Schmerzen, kann allerdings immer noch nicht den Mund richtig öffnen, der Muskel am Kiefer ist immer noch beledigt. Die Narbe heilt gut, die linke Kopfhälfte ist aber mehr oder weniger taub, macht nach 2,5 Wochen aber nix. Der Schwindel hat mich noch sehr im Griff, aber da mache ich täglich kleine aber sichtbare Fortschritte. Mir wird nicht mehr übel und ich kann ganz normal, ohne Hilfe, laufen. Bezüglich meiner Reha/AHB stehe ich im Kontakt mit meiner KK, da der Rententräger bei mir nicht zahlt. Die kümmern sich echt gut und werden sich bald melden, damit ich dann bald was bekomme, was ich brauche. Zusammengefasst: Wäre die linksseitige Taubheit + Tinnitus + Rauschen nicht, würde es mir richtig gut gehen, aber damit komme ich noch nicht klar und ich will es ehrlich gesagt auch noch nicht wahr haben, aber langsam kommt man zumindest mit zurecht.

Wann nach der OP habt ihr eigentlich das erste Mal euch richtig den Kopf unter der Dusche gewaschen? Ich bin echt froh, dass ich vor der OP gnadenlos den Rasierer habe schwingen lassen und meine Freundin mir ein tolles Kopftuch genäht hat. ;-)

Ein erster Tipp von mir an alle, die die OP noch vor sich haben: Nach der OP hatte ich massive Krampfanfälle in den Beinen, die haben mir das Laufen schwieriger gemacht als die Schwäche und der Schwindel an sich. Ich war bisher immer sehr sportlich und meinen Beinen hat das Rumliegen gar nicht gefallen. Ich habe mir hochdosiertes Magnesium aus der Apotheke geholt (7 € für 20 Tage), bitte nehmt nicht diese 50 Cent Brausetabletten vom ALDI & Co.! Einen Tag später waren die Krämpfe vorbei.

Viele Grüße
Tobi
Zuletzt geändert von Tobi am 09.08.2012, 23:36, insgesamt 1-mal geändert.
Tobi

Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tobi » 09.08.2012, 20:09

Hallo Steffel, Marmel, Ista und an,

euch wollte ich natürlich nicht vergessen. :-) Danke für eure Nachrichten. Also ich nehme aktuell weiterhin Cortison, habe aber heute mit meinem HNO gesprochen, dass wir es nun ausschleichen und es dabei belassen werden. Drei Wochen post-op Cortison muss reichen, das Mittel ist ja nicht ganz ohne. Zusätzlich nehme ich 3x1 Betahistin seit einer Woche und auch weiterhin, kann ja nicht schaden, da äußerst gut verträglich. HNO sagt zwar, dass ich keine Erwartungen wegen meines Gehörs daran haben brauche, aber es für die Heilung nicht schlecht ist. Gynko werde ich mir auch gönnen, sobald das Cortison ausgeschlichen ist. Ich möchte nicht zuviel auf einmal nehmen, auch wenn es natürlich ist. Bis gestern musste ich auch noch Antibiotika nehmen, was im MHH jeder AKN-Patient post-op für zwei Wochen nehmen muss.

Ich ringe noch mit mir, ob ich es mit Blutverdünnern (zum Beispiel Trental) versuchen soll. Im MHH haben sie mir gesagt, es wäre ein kleiner Versuch wert, aber bitte erst 3-4 Wochen nach der OP. Meine beiden Ohrenärzte sagten sofort, dass ich die Finger davon lassen soll, auch aufgrund der Nebenwirkungen der Medikamente. Ich bin unentschlossen. Was meint ihr?

Den Tinnitus und das Rauschen selber begegne ich aktuell bewusst "aggressiv", ich versuche ihn nicht zu übertönen. Abends schlafe ich aber mit Fernseher auf Sleeptimer ein. Der Tipp mit dem Brunnen ist gut, aktuell aber zum Glück noch nicht erforderlich.

Viele Grüße
Tobi
Tom
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Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tom » 27.08.2012, 21:52

Hallo Tobi,

Dein Text strahlt eine sehr positive Einstellung aus. Ich freu mich für Dich, dass Du mit der Diagnose und der Behandlung so gut umgehen kannst.

Wie geht es Dir heute? Haben sich die Symptome (Lähmung, Tinnitus, ...) verbessert?

Würde mich freuen, von Dir zu hören und wünsche Dir für den weiteren Verlauf gute Besserung!
Beste Grüße
Tom
Jg 1986, m, AN re 10x4x4mm intrameatal, Diagnose des AN im Okt 2011, Behandlung mit Cyberknife im Juli 2012, Tinnitus re, Hörminderung rechts, keine Fazialisparese, Schwankschwindel.
Tobi

Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tobi » 28.08.2012, 08:35

Hallo Tom,

danke für deine Nachricht. Mir geht es den Umständen entsprechend ganz gut. Mein Ohr ist leider immer noch zu 100% taub, inzwischen erwarte ich zu diesem Punkt keine Besserung mehr, auch wenn noch eine Restchance besteht, das ist aber wirklich unrealistisch. Der Tinnitus hat sich leicht gebessert, oder sagen wir verändert. Leider nehme ich auf dem tauben Ohr immer noch jedes Geräuscht als rauschen und verzerrten Ton wahr, heißt, ich kann nicht mal selber laut sprechen, weil dann mein kompletter Kopf "rauscht". Das geht aber durch das gesunde Ohr auf die taube Siete, denn wie gesagt, links nehme ich gar nix wahr, nicht mal ein minimales Resthörvermögen ist mir geblieben. :-( Ich gewöhne mich dran, bin aber stark eingeschränkt. In lauten Räumen sind Gespräche so gut wie unmöglich, außer mein Gesprächspartner spricht mir direkt in mein gutes Ohr. Die Narbe ist gut verheilt, zumindest der obere Teil. Direkt am Ohr ist sie noch etwas entzündet und sehr hart, das wir aber behandelt.

Die Kiefersperre ist immer noch da und wir physiotherapeutisch behandelt, der Unterkiefer hat sich dummerweise schief gestellt, was aber normal ist, der setzt sich natürlich so ab wie er nicht weh tut. Aber auch hier mache ich fortschritte. Der Schwindel wird ebenfalls mit Koordinationstraining behandelt und macht langsame aber gute Fortschritte. Inzwischen kann ich komplett selbstständig laufen, auch auf unebenen Ebenen, egal mit welchem Schuhwerk. Schmerzen habe ich so gut wie keine, Abends dröhnt mir manchmal etwas der Kopf, was aber auch von meinen unbehandelten Weisheitszähnen kommen kann, die ich ja wegen der Diagnose nicht behandeln lassen durfte.

Jo, ansonsten habe ich kaum Einschränkungen. Die neurologische Untersuchung hat Werte im oberen Bereich ergeben, da ist alles in Ordnung. Mein Geschmacksnerv hat es leicht erwischt, ich nehme bitteren und salzigen Geschmack auf der OP-Seite nicht mehr ganz korrekt wahr, das ist aber nicht so tragisch, wurde halt über den Geschmackstest herausgefunden. Mein linkes Augenlied hängt minimal zu tief, hat es aber bereits vor der OP. Ob das vom AKN kommt oder einfach so ist, ich weiß es nicht. Stört aber auch nicht wirklich. Die Augen haben sich leicht gebessert, sind aber eindeutig schlechter geworden durch/nach der OP. Achso, Tinnitus. Der ist insgesamt leiser geworden, allerdings sind noch ein paar Töne dazu gekommen.

Also insgesamt: Kiefer macht Ärger, Tinnitus nervt, auf die Taubheit komme ich noch immer nicht klar, aber ich finde mich damit langsam ab. Ja und die Narbe am Ohr ist noch etwas rot. Ich frage mich eh, warum bei mir bis zum Ohrläppchen geschnitten wurde, aber gut, ich frage mich so viele Dinge.

Die Fixierung auf dem OP-Tisch hat mir eine Narbe direkt auf der Stirn und im Nacken verpasst. Im Nacken wachsen an der Stelle bis heute keine Haare mehr nach, zuvor hatte sich die Narbe massiv entzündet weil sie nach der OP nicht genäht und nicht behandelt wurde. Warum? Das weiß ich nicht!

Inzwischen habe ich mal den OP-Bericht angefordert, da mit mir über den genauen OP-Ablauf nie gesprochen wurde.

Soweit von mir, ob ich zufrieden mit meiner Entscheidung zur OP bin, kann ich noch nicht sagen. Bin ua. aufgrund der Ertaubung und dieser Störgeräusche nun in psychologischer Behandlung.

Viele Grüße
Tobi
Tobi

Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tobi » 28.08.2012, 16:17

Hallo zusammen,

inzwischen habe ich den OP-Bericht und bin überrascht was da so drin steht. Kurzum, ich wurde im Krankenhaus unvollständig informiert, anders kann man es nicht sagen. Aussage war, dass alle Nerven (exklusive des Gleichgewichtsnerven) erhalten werden konnten und auch sonst die OP sehr gut verlaufen ist, der Gehörnerv aber leider bei der OP kurzzeitig unterversorgt war und ich daher mein Gehör verloren habe, das könne sich aber noch bessern. Eine Chance auf Regeneration wäre da, ist aber eben sehr gering. Soviel dazu. Ebenfalls wurde ich keine 11-12 Stunden (wie oben geschildert) sondern 6-7 Stunden operiert, da ich wohl drei Stunden mit Narkose im OP lag, bis der erste Schnitt gemacht wurde. Wahrscheinlich haben sie die Vorbereitungen mit zur OP gezählt. Zudem war ich viel früher aus der OP als meiner Freundin mitgeteilt wurde. Wie auch immer, viel wichtiger, ich zitiere aus dem OP-Bericht:

Tumor konnte unter Erhaltung des Nervus fazialis und Nervus akusticus komplett entfernt werden. Ausgangspunkt ist der Nervus vestibularis inferior. Die Arteria labyrinthi kann nicht erhalten werden, deswegen postoperativer Funktionsverlust des Gehörs zu erwarten.

Bitte was? Wofür verschreibt mir dieses Krankenhaus Trentaltabletten um die, ich zitiere, "Durchblutung im Innenohr zu stärken"? Wieso weiß ich nichts davon, dass überhaupt keine Chance auf eine Verbesserung des Gehörs bestehen kann, wenn die Artherie durchtrennt ist? Wofür schlucke ich Betahistintabletten, wenn das Ohr überhaupt nicht mehr durchblutet werden kann? Und viel wichtiger: Wieso wurde meine "Arteria labyrinthi" verletzt bzw. zerstört? Hat davon schon mal jemand was gehört? Ich fühlte mich auf dem Gebiet echt gut informiert, aber das höre ich zum ersten Mal. Ist sowas als Fehler, Unfall oder typisches OP-Risiko bei einer AKN-OP zu bewerten? Passiert das häufiger?

Dies könnte durchaus auch eine Erklärung für meine starken Probleme mit den "Störgeräuschen" und dem Tinnitus auf der linken Seite sein, vermute ich zumindest. Denn mit mir gesprochen haben ja zumeist "nur" Assistensärzte, die von meinem OP-Ablauf nichts wussten. Und die Oberärzte haben dies bewusst oder unbewusst verschwiegen und der Chefarzt war sowieso nicht mehr zu sprechen. (Kein Vorwurf an Lenarz, der steht von morgens bis Abends im OP!)

Zur Information: Die Arteria labyrinthi ist zur Durchblutung des gesamten Innenohr- und Gleichgewichtsystems verantwortlich. Die Beschädigung hat natürlich einen Komplettausfall zur Folge.

Den Rest im Bericht kann ich einigermaßen folgen, nur noch eine Frage: "Darstellen der Arteria meningea media, die koaguliert und durchtrennt wird." Was hat das zu bedeuten, google will mir nicht so recht helfen.

Soweit erstmal viele Grüße
Tobi

Edit: Rechtschreibung und Formulierung etwas angepasst!
Zuletzt geändert von Tobi am 30.08.2012, 17:11, insgesamt 2-mal geändert.
Ista
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Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Ista » 28.08.2012, 19:48

Hallo Tobi,
ich muss mich auch immer schlau machen hier hast du einen Link über Arterie meningea:http://de.wikipedia.org/wiki/Arteria_meningea_media
Vielleicht hilft dir das weiter.
Und wie gesagt, erkundige dich mal bei einem Akustiker über eine Cros-Versorgung. Dann kannst du besser verstehen bei lauten Geräuschen. Leider ändert sich dein eigentliches Störgeräusch dadurch nicht, aber man kann sich daran gewöhnen. Denn dein Geräusch ist nicht wirklich ein Tinnitus sondern wird vom Hirn gestrahlt. Das Hirn weiß nicht, das das Gehör defekt ist und will deshalb immer Geräusche bzw. Töne weiterleiten. So hat man mir es erklärt. Wenn du ganz genau wissen möchtest, was mit deinem Gehör los ist, dann mach in einer Uni Klinik einen Baha Test. Ich wollte wissen, ob bei mir noch etwas geht. Oder ob man ein Implantat setzen kann. Deshalb habe ich diese Tests gemacht.
LG Ista
AN lt. Op.Bericht 6X4X6 cm eingebluteter Tumor im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels re. mit raumfordernden Effekt. OP.: 22.10.2010 Westpfalz Klinik in Kaisers`lautern, AHB Hedon-Klinik in Lingen
Tobi

Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tobi » 28.08.2012, 20:16

Hallo Ista,

danke für deine Antwort. Ja, die Wikipedia-Beiträge über die besagten Nerven habe ich auch schon gesehen, ich frage mich viel mehr, ob eine Durchtrennung dieser Nerven "Normal" ist, wie gesagt, ich habe vorher noch nie gehört, dass diese Nerven bei der OP zerstört werden können/könnten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Arteria meningea media komplett durchtrennt ist? Wächst das wieder zusammen? Es gibt Gründe, warum der Patient die OP-Berichte normal nicht sehen muss/sollte, aber trotzdem bin ich froh, den Bericht angefordert zu haben. Denn wie gesagt, das wurde mir nicht gesagt und ist für mich elementar. Vor allem die Empfehlung von Trentaltabellten (die echt fiese Nebenwirkungen haben können!) ist schon sehr merkwürdig/bedenklich, ich verschreibe einem Blinden auch keine Brille. Oder verstehe ich das gerade ganz falsch und es besteht die Möglichkeit, dass sich die Aterie wieder wieder "regeneriert"?

Bezüglich der Hörgeräte. Dies werde ich irgendwann angehen, aber erst möchte ich versuchen ohne klar zu kommen.

Viele Grüße
Tobi
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Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Ista » 31.08.2012, 15:04

Hallo Tobi,
das kann ich dir leider auch alles nicht beantworten. Vielleicht hast du privat einen Neurologen deines Vertrauens, den du um Rat fragen kannst. Die müssen das eigentlich wissen. ei jedem sitzt das AN wohl anders. Mir wurde nur der Hörnerv und der Gleichgewichtsnerv durchtrennt und entfernt, da mein AN so groß war, dass es beide Nerven komplett umwickelt hatte und nichts mehr zu retten war. Alles andere ist heil geblieben, aber funktioniert nicht mehr richtig. Ich habe alle Nerven noch einmal durchmessen lassen.
LG Ista
AN lt. Op.Bericht 6X4X6 cm eingebluteter Tumor im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels re. mit raumfordernden Effekt. OP.: 22.10.2010 Westpfalz Klinik in Kaisers`lautern, AHB Hedon-Klinik in Lingen
Tobi

Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tobi » 31.08.2012, 15:20

Hi Ista,

die Artherie hat ja nicht direkt was mit den Nerven zu tun, die sind bei mir ja alle funktionsfähig, aber nicht versorgt, weil sie kein Blut bekommen. Die Neurologen können mir das zwar alles erklären, aber warum diese Artherie nun durchtrennt wurde, weiß niemand. :-(

Viele Grüße
Tobi
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Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von ANFux » 12.09.2012, 19:00

Lieber Tobi,

mit Verspätung reagiere ich auf eine VN von Dir und auf dieses Thema. Es gab Gründe: Fünfzigster Hochzeitstag, eingebettet in einen zweiwöchigen Urlaub in den Bergen, zu zweit, ohne Rummel....

Ich weiß, daß Du sehr intensiv alles umdrehst, anschaust, bewertest, hinterfragst. Ich bitte dich, diese Sache unbedingt mit den Ärzten zu besprechen, die Dich operiert haben. Es ist zu spezifisch, als daß Du einem Nichtmediziner alles wortwörtlich abnehmen solltest.

Der Erhaltung der Durchblutung des Innenohrs während der AN-OP ist vermutlich lange nicht genügend Bedeutung beigemessen worden. Jetzt hat man die Bedeutung erkannt. Ich habe das auf zwei Kongressen 2011 und 2012 gehört.

Die Arteria labyrinthi kommt aus dem KBW und versorgt die Rezeptoren des Innenohres. Sie kann bis zu fünf Teiläste haben. Diese Äste sind sog. Endstromarterien, d.h. daß bei deren Verschluß die Gebiete, die diese Arterien mit Blut versorgten, nicht von anderen Gefäßen versorgt werden können. Die Sinneszellen im Innenohr verlieren bei Verschluß oder Durchtrennung unwiederruflich ihre Funktionsfähigkeit.

In Erfurt hat man im OP-Mikroskop ein Element integriert, das die Durchblutung der Arterien im Innenohr sichtbar macht. Es wird eine sog. Infrarotangiographie gemacht. Zuvor muß deshalb in die Vene ein später fluorezierendes Mittel gespritzt werden, das sich auch in den Arterien ausbreitet.

Die Arteria meningea media ist ein Ast der Arteria maxillaris, der sog. Kieferarterie. In Deiner Signatur hast Du Kieferbeschwerden aufgelistet ........ Wenn etwas koaguliert, dann verändert sich ein kolloidales Etwas, z.B. Blut, in ein Gel, das dann sogar verdickt (Blutgerinnung).

Ich hoffe, das erklärt für Dich einiges. Ich wiederhole aber meinen Hinweis, daß Deine spezielle Situation (was und warum) nur Deine Operateure erklären können.

Beste Grüße
ANFux
Zuletzt geändert von ANFux am 18.09.2012, 12:03, insgesamt 1-mal geändert.
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
Tobi

Re: Operation: MH-Hannover oder Clemenshospital Münster

Beitrag von Tobi » 12.09.2012, 20:00

Hallo ANFux,

kein Problem, eine schnelle Antwort war ja auch nicht nötig. Und herzlichen Glückwunsch! ;-)

Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Soweit ich weiß, wurde die Arterie bei mir auch mit diesem Mittel kontrolliert, auch wenn im OP-Bericht nichts dazu drin steht. Ich musste aber bezüglich dieser Überwachung etwas unterschreiben, weil die Nebenwirkungen des Mittels wohl nicht ganz ohne sind. Im Internet findet man dazu zudem einige Beiträge von Prof. Lenarz, der auf die Wichtigkeit der Funktionsüberwachung der Arterie hinweist, auch mit der von dir genannten Methode. Würde mich also wundern, wenn er es bei mir "versäumt" hätte.

Leider ist es für einen Kassenpatienten sogut wie unmöglich, post-op ein Gespräch mit einem Ober- oder gar dem Chefarzt in der MHH HNO zu bekommen, ich hatte mehrfach darum gebeten und irgendwann nach drei Tagen hat sich eine Assistenzärztin mit mir zusammengesetzt, die allerdings meinen OP-Bericht nicht kannte und mit Verlaub, nicht böse gemeint, definitiv nicht im Thema AKN war. Es ist ein blödes Gefühl ist, wenn man sich in der Materie so gut auskennt, dass man die Fehler in den Aussagen des Arztes erkennt. Die Ärzte der Visite waren ebenfalls nicht über meinen OP-Ablauf informiert. Achso, ich habe natürlich nach dem Grund gefragt, warum es nicht möglich ist für ein paar Minuten einen für mich zuständigen Oberarzt oder den Chefarzt zu sprechen. Ich zitiere einen jungen Assistenzarzt: "Die sind für die Privatpatienten zuständig". Soviel zum Thema "Zweiklassengesellschaft im Gesundheitswesen".

Wie auch immer, jetzt ist die Arterie kaputt. Ein Gespräch würde sie auch nicht mehr zurück bringen. Ich habe ja direkt nach der OP ein ganz kurzes Gespräch (< 1 Min.) mit dem Chefarzt und ein etwas längeres Gespräch mit einer Oberärztin (war bei der OP dabei) geführt aber die haben, warum auch immer, die Wahrheit verschwiegen und die Taubheit schön umschrieben. Sowas ist nicht in Ordnung, ich bin ein erwachsener Mann und habe dann auch verdient zu erfahren, was bei der OP passiert ist. Dass ich es erst über den Umweg OP-Bericht erfahre, weil meinem Neurologen in der Reha die Geschichte auch merkwürdig vor kam, macht mich wirklich wütend. :-(

Ich habe sogar das Gefühl, dass es sich bei mir eventuell um einen Kunstfehler handeln könnte. Beweisen kann ich das nicht, aber das Verhalten sämtlicher Ärzte im Zusammanhang mit dem OP-Bericht lassen das bei mir irgendwie das Gefühl aufkommen. Ich möchte damit niemanden und vor allem nicht Prof. Lenarz etwas unterstellen, aber für mein Gefühl kann ich nichts. Dazu gibt es Ungereimtheiten zwischen OP-Bericht und der angeblichen OP-Dauer, die meiner Freundin auf der Intensivstation mitgeteilt wurde. Es fehlen 5 Stunden, die meine Freundin einfach im Unklaren gelassen wurde, was in der Zeit war, wird wohl für immer das Geheimnis der MHH sein.

Weiter ist negativ anzumerken: Dass ich so lange Zeit diese enormen Kieferprobleme haben würde, hat mir vor der OP niemand gesagt. Ebenfalls wurde mein OP-Schnitt viel tiefer angesetzt als vor der OP angekündigt. Der Schnitt geht bis zum Ohrläppchen, sieht unschön aus und sorgt für eine unangenehme Spannung auf der Gesichtshälfte, was nun auch physiotherapeutisch behandelt werden muss.

Wie auch immer, ich finde mich damit nach und nach ab. Einzig was ich mich frage: Warum musste/wurde die Arterie zerstört? Passiert das häufiger oder bin ich ein Einzelfall? Das frisst an meinen Nerven. :-( Hätte mir ein Arzt gesagt, die wurde zerstört weil der Tumor sie umwickelt hat, alles klar. Selbst wenn er mir gesagt hätte, es war ein Ärztefehler, tja dann ist das so, da operieren auch nur Menschen. Aber so ärgert es mich einfach, weil ich nicht weiß was Sache ist. Spätestens beim Kontrolltermin in 10 Monaten werde ich das auch klar sagen und um Aufklärung bitten, wobei sich bei der Massenabfertigung im MHH sich sowieso niemand mehr an mich erinnern wird.

Kurzes Update zu mir und meinem Befinden: Meinem Kiefer geht es, dank guter Physiotherapie, immer besser aber noch lange nicht gut. Die Beschwerden kommen laut Arzt daher, weil in der OP der Kiefermuskel Zitat "abgeklappt" wurde. Dass da ein Zusammenhang mit der anderen von mir erwähnten Arterie vorliegen könnte ist ein interessanter Ansatz, werde ich bei meinem Zahnarzt ansprechen. Der Schwindel ist noch deutlich zu spüren, im Moment stagniert er leider etwas, trotz Therapie. Aber das wird sich auch wieder ändern, die OP ist ja erst knappe zwei Monate her. Der Tinnitus und die Störgeräusche kombiniert mit der Ertaubung sind weiterhin mit Abstand das Hauptproblem. Der Tinnitus pfeift in allen Lagen und Tönen und nimmt leider wieder zu, nachdem er sich schon gebessert hatte. Ich kann es gar nicht beschreiben... Innerhalb von einer Minute nehme ich aktuell ca. 10 verschiedenste Töne und Geräusche wahr die sich abwechseln, ohne erkennbaren Auslöser. Ein Grundrauschen kombiniert mit einem Piepen, ein Klingeln, ein Pochern und einem pulsierenden Pfeifen wie bei einem defekten Fernseher. Dazu sind bei allem Geräuschen immer noch die Störgeräusche auf der defekten Seite da. Ganz extrem bei Geräuschen wie einem Wasserhahn, dann hört es sich an als würde ich auf der Tumor-Seite etwas hören, ein lautes Rauschen und Pfeifen, aber es kommt definitiv von der gesunden Seite rüber auf die andere. Gespräche unter mehren Personen machen keinen Spaß mehr, mein großes Hobby Musik hat sich bis auf Weiteres auch erledigt. Beides war meine größte Freizeitbeschäftigung. Meine eigene Stimme rauscht dermaßen im kaputten Ohr, dass ich nicht lauter als Zimmerlautstärke sprechen kann. Positiv: Ich kann gut schlafen, bei absoluter Ruhe verschwinden die meisten Geräusche, der Geschmackssinn hat sich nicht weiter verschlechtert sondern eher verbessert und die Narbe ist sehr gut verheilt, kann auf der Seite auch wieder problemlos liegen. Die Augen sind auch wieder deutlich besser. :-)

Soviel von meiner Seite. Wie ihr seht, bin ich nicht zu 100% positiv auf das MHH zu sprechen, wobei das weniger mit Prof. Lenarz zu tun hat, insgesamt hat er ja gute Arbeit geleistet, wenn das "Aber" nicht wäre. Daher werde ich wohl auch keinen Bericht über den Ablauf schreiben, da ich manche Sachen vielleicht nicht ganz objektiv bewerten kann. Es sind noch andere Dinge vorgefallen, die hier aber nichts zu suchen haben, ein Beispiel gewähre ich euch aber trotzdem: Ich wurde mit Verdacht auf Herzinfarkt im Bett liegen gelassen, ohne dass ein Arzt kam. Dass der Verdacht auf Herzinfarkt überhaupt bestand, habe ich zwei Tage später von einem Assistenzarzt erfahren, der meine Werte in der Akte eingesehen hatte. Wenn jemand Fragen zum MHH hat, bitte via PN melden. Ich gebe natürlich ausführliche Rückmeldungen.

Was ich aber loben möchte: Ich hatte ein geniales Pflegepersonal auf meiner Station, das war teilweise schon ein fast freundschaftliches Verhältnis und ich wurde umsorgt wie kein Zweiter da. Danke, Mädels! :-)

Viele Grüße
Tobi
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