Ablenken, verdrängen - oder postiv denken.

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ANFux
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Ablenken, verdrängen - oder postiv denken.

Beitrag von ANFux » 29.04.2008, 19:47

Ablenken, verdrängen – oder positiv denken.

Liebe ana,
ich beziehe mich auf Deinen Beitrag „AN-Operation, MHH oder Münster?“ in der Rubrik „Kliniken/Operateure“ . Ehe ich mich für eine Weile aus dem Forum verabschiede, möchte ich Dir noch ein paar Sätze zur Angst schreiben. Vielleicht helfe ich Dir damit etwas, und auch anderen, die auch davon geplagt werden.

Es ist eine Einbahnstraße, ein enger Schacht, in dem sich Deine Gedanken bewegen – an Schmerzen, an Taubheit nach der OP (Du bist natürlich dabei bei den Prozenten, bei denen das Gehör nicht erhalten werden kann), an eine Fazialisparese (auch hier bist Du natürlich bei den Betroffenen), an eine quälend lange Reha-Phase, und so weiter, und so weiter.
Ein negativer Gedanke löst den anderen negativen aus. Es gibt scheinbar kein Entrinnen.
Du wendest die Gedanken eventuell hin und her, aber es bleiben immer die selben Gedanken. Ich habe einmal einen sehr deftigen Ausspruch für eine solche Situation gehört, den ich dennoch wiedergeben möchte: „Jauche bleibt Jauche, auch wenn man sie umrührt“. Mach den Deckel drauf und öffne – um im Bild zu bleiben, das Honigglas. Das kannst du umrühren, es schmeckt immer süß. Du musst die jetzige Gedankenkette abbrechen. Du brauchst eine neue Gedankenstrecke. Das geht auf zwei Wegen.

Es ist das Beste, das Thema Akustikusneurinom und OP aus der Gedankenwelt zu verdrängen. Das bedeutet, sich intensiv mit anderen Dingen zu beschäftigen, mit schönen Dingen, mit Freude machenden Dingen. Es geht darum, Erlebnisse zu schaffen, die neue Gefühle wecken und nachhaltig gute Erinnerungen .

Gelingt dieser Weg nicht, dann sollte man zum Thema Akustikusneurinom und OP andere Gedanken entwickeln, positive, nach dem Prinzip: Frieden schließen mit dem, was war und sich freuen auf das, was kommt. Das AN hast Du ohne Dein Zutun bekommen, das ist ein Fakt. Hake das ab. Es wurde spät entdeckt, das wäre vermeidbar gewesen. Aber hake das ab. Denke positiv. Sei froh, dass es nun entdeckt wurde. Freue Dich, dass Du jetzt kompetente Ärzte kennst. Denke daran, dass Du jetzt gleichartig Betroffene kennst, die Dir helfen können und werden. Freue Dich, dass Du das AN bald los haben wirst. Denke daran, dass der Schwindel bald vorbei sein wird. Freue Dich darauf, wie es ein wird, dass Du gar nicht mehr an dieses Ding da in Deinem Kopf denken musst. Denke an Deinen nächsten Urlaub .... Du kannst an alles denken im Zusammenhang mit dem AN, aber mit positiver Erwartung, mit Überzeugung und mit positivem Ausgang. Du wirst zu denen gehören, die keine Fazialisparese bekommen! Du wirst zu denen gehören, die ein Hörvermögen erhalten! – Warum willst Du Dich von vornherein zu den anderen Teilen zählen??? Verbiete Dir selbst, an eine negative Konstellation zu denken. Trage alle positiven Möglichkeiten zusammen, wünsche sie Dir und glaube daran, dass die Ärzte und Du diese Möglichkeiten wahr werden lassen.

Aber noch einmal: der beste Tip ist der, sich abzulenken, das Thema gar nicht erst bestimmend werden zu lassen. Schau doch einmal in den Kulturführer Deiner Stadt. Wann warst Du das letzte Mal im Theater? Wolltest Du nicht schon lange mal nach ...? Vergiß dann aber nicht den OP-Termin, denn Du willst das Ding ja los werden!
Herzliche Grüße von
ANFux
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
barger
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Angst annehmen

Beitrag von barger » 30.04.2008, 23:02

Zunächst einmal: Angst ist eine völlig normale und richtige Reaktion. Sie ist ein Instinkt, mit dem der Mensch auf potenziell gefährliche Situationen regiert und somit überlebenswichtig!

In der konkreten Situation sollte man sich überlegen, was genau die größten Ängste sind und sich damit auseinandersetzen. So kann einem die Angst helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Vorsorge zu treffen. Wenn man z. B. Angst vor OP-Folgen hat, ist das ein Anstoss, sich eine Klinik mit guten Referenzen zu suchen. Wenn man Angst vor den sozialen Folgen hat, kann man schon vor einer OP mit seinen Angehörigen und Freunden Gespräche führen und um Unterstützung bitten.

Ein gewisses Gefühl der Angst wird immer bleiben. Man kann lernen, diese Angst anzunehmen, ohne sich davon überwältigen zu lassen. Das dauert mitunter seine Zeit, bis dahin kann man es ja mit Verdrängen oder Positiv- Denken versuchen (s. Beitrag von ANfux).

Mir gefällt das Wort "Verdrängen" in diesem Zusammenhang übrigens nicht. Ich würde lieber sagen: "Pause vom Angst-Haben". Diese Pausen sollte man sich gönnen, um wieder Energie zu sammeln.

Ich hoffe noch auf zahlreiche weitere Beiträge zu diesem Thema, weil es alle betrifft und es so viele unterschiedliche Zugangsweisen dazu gibt!

barger
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Beitrag von G. Fluri » 01.05.2008, 07:49

Liebe Forumsteilnehmer, lieber Barger

Die Bewältigung dieser Erkrankung steht und fällt über die physische und psychische Belastbarkeit. Jeder gesunde Mensch hat in seinem Ursprung die "Sicherheit" ANGST als einen Teil seines Ueberlebenskampfes in sich. Die Angst über welche wir hier reden - und welche insbesondere Ana betrifft - hat nichts mit einer normalen Angst in Form von "Absicherung" zu tun. Diese Angst bezeichnet die Psychiatrie als Urängste. Rationelle Hintergründe - welche von Barger in Abwägung der Klinik geschrieben wurde - spielen bei dieser Angststörung grundsätzlich keine therapierende Rolle.

Panikängste, Urängste, Phobien, grundsätzliche Angststörungen werden in der Verhaltens - Therapie direkt konfrontiert. Die von Ana dominierende Angst kann daher nur in der direkten Konfrontation therapiert werden.

Sie wird durch einen möglichen operativen Eingriff - indem Sie die Konfrontation mit der Angst direkt angeht - einen grossen Schritt für ihre
persönliche Entwicklung machen.

Freundliche Grüsse


Guido Fluri
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Angst

Beitrag von marmott » 15.05.2008, 13:21

Liebe Ana

Ich kann so gut nachfühlen, wie du dich fühlst. Meine Therapie war einfach ein "Ran an die Arbeit". Da wir im Geschäft sehr viel zu tun hatten, letztes Jahr der Frühling wunderbar und somit noch sehr viel im Garten zu tun gab, habe ich mich wirklich mit Arbeit, die ich aber sehr mochte einfach "zugemüllt". Das kann eine fragwürdige Art sein, hat mir aber dadurch einfach keine Gelegenheit gegeben, mit zu stark mit dem Thema zu befassen. Ja, ich habs verdrängt. Aber es ging mir gut dabei und war für mich das Richtige. Ich habe auch im Internet nichts über das AN nachgelesen... ganz bewusst und wie ich jetzt weiss, war auch das für mich das Richtige. Jeder muss selbst wissen, was einem gut tut und was weniger. Hör auf dich und sei egoistisch. Das darfst du in dieser Situation und hast sogar eine kleine "Ausrede" :)

Befass dich mit schönen Sachen, die dir Freude machen! Denk nicht nur immer nur dieses eine Thema, denk an nachher, wie wohl du dich fühlst, dass du es hinter dir hast! Lesen war für mich auch wunderbar! Liest du? wenn ja, dann kauf dir ein paar dicke 1000-seitige Schmöcker - die kannst du auf dem Weg zur Gesundheit auch noch brauchen :wink:

Ich drück dir ganz fest die Daumen - pass auf dich auf und du weisst ja, wir sind für dich da!
Hugs Marmott
w, 1971, 2007 AN r., 4.2 x 3 x 4cm, 2x OP in Bern in 2007, 1.8x1.9x1.1cm in 2009. Fazialisparese, taub r., Rezidiv 2.2x1.3x2.4cm am 25.2.10, OP am 14.9.2010 in Tübingen, Prof. Tatagiba. Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen, Lärmempfindlich,glücklich:-)
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Angst

Beitrag von ana » 20.05.2008, 13:00

Liebe Marmott,
danke für deine aufbauende Worte. Ich versuche alles zu tun damit die Angst vor der OP ein bischen nachlässt, z.B. wie du, mit der Arbeit. Ich arbeite jeden Tag bis 15 Uhr, danach hole ich mein Kind vom Hort ab. Danach die ganze Hausarbeit. Natürlich die Gedanken an das AN sind dadurch nicht ganz weg, aber es gelingt mir schon für ein paar Minuten daran nicht zu denken. Ich treffe mich außerdem oft mit meinen Freunden und Bekannten. Wir reden selten über meine bevorstehende OP. Wenn ich das Bedürfniss habe mit ihnen darüber zu sprechen dann machen wir es auch, aber kurz und intensiv. Manchmal weine ich auch bei solchen Gesprächen, aber ich denke es ist nicht so schlimm.

Ich sage mir noch, dass der Termin in Münster erst mitte Juni ist und bis dahin möchte ich den Sommer genießen. Nach dem Gespräch mit Prof. Seraphina wird eine entgültige Entscheidung fallen. Dann werde ich erst richtig nervös. Aber ich weiß auch, dass ich keinen anderen Ausweg habe und dass ich irgendwann wieder ohne den AN leben möchte. Deswegen muss ich mich zusammenreissen und sagen: "Augen zu und durch". Das tue ich auch.

Letztendlich sage ich mir immer wieder, dass ich nicht die einzige bin die in solchen Situation ist und dass ich nicht die erste und nicht die letzte bin die solche OP vor sich hat.
Übrigens: den Tipp mit den Büchern werde ich verfolgen.

Viele liebe Grüße
ana
Zuletzt geändert von ana am 15.05.2010, 14:53, insgesamt 1-mal geändert.
42 Jahre alt, AN nach einem Hörstürz im 03/2008 entdeckt, Größe ca. 12mm x 5mm, intrameatal. Noch nicht behandelt.
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Angst

Beitrag von marmott » 21.05.2008, 13:17

Liebe Ana

Lass dein Leben nicht von dieser Angst bestimmen und sei froh, wenn du es hinter dir hast. Du wirst sehen, es ist gar nicht so schlimm, wie du es dir jetzt vorstellst.

Wenn du Schwierigkeiten mit Schlafen hast, dann drink Orangenblütentee oder nimm Baldrian. Beides hat bei mir sehr gut genützt. Oder auch die Bachblütennotfalltropfen... auch wenn du sonst nicht daran glauben solltest, es ist zu dieser Zeit einfach etwas, woran du dich halten kannst und darfst. Mach es also auch.

Und wie du es ja auch schon richtig machst; mit deinen Freunden darüber reden, wenn dir danach ist. Ich denke, das ist sehr sehr wichtig.

Ein Freund hat mir mal gesagt, ich solle meinen Aengsten und Sorgen nicht zuviel Platz geben, da sie nur grösser werden, je mehr Platz wir ihnen geben. Ich habe versucht, mich daran zu halten. Mir hat dieser Spruch auf jeden Fall gut getan!

Ich denke an dich - pass auf dich auf!
Hugs Marmott
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Kompliziert klingende Diagnose hinterläßt Angst

Beitrag von et66 » 03.02.2010, 19:25

Diagnose Glomustumor

Hallo,

eine Freundin hat euer Forum gefunden, weiss gar nicht, ob ich richtig bin, bei euch.
Anfang des Jahres bin ich mit lauten Ohrgeräuschen und Taubheit im re. Ohr, sowie leichtem Schwindel zum HNO-Arzt gegangen. Symptome habe ich schon viel länger, habe sie aber wg. großer privater Probleme beiseite geschoben.

1. Diagnose lautete Hörsturz durch Stress, passte auch. Nach den üblichen Infusionen schickte mich mein Arzt zum MRT, am 21.01.2010. Dort wurde dann folgende Diagnose gestellt:

Regelrechte Hirn-/Rindenfurchung supra-u. infratentoriell.Normale Mark-/Rindengliederung supra-u. infratentoriell. Keine path. Signalalterationen in T2- od. Flairsequenz. Stammganglien, Hirnstamm und Balkenregion, NNH sowie basale Zisternen regelgerecht. Cerebellum normal. An der Unterseite der Pyramide zeigt sich eine mässiggradige kontrastmittelaufnehmende Formation mit 20mm Durchmesser bis an die Carotis heranreichend. Der Meatus acusticus internus ohne Pathologie. Der Befund z.B. im Sinne eines Glomustumors.

Inzwischen hatte ich am 26.01. einen Termin beim Neurochirurgen Prof. Westphal im Universitätsklinikum Eppendorf UKE Hamburg (ich wohne in HH). Der sagte mir allerdings, dass diese Art Tumore nicht mehr operiert werden würden, weil man damit mehr zerstören, als heilen würde(Gesichtsnerven). Er bespricht sich jetzt mit den anderen Ärzten im UKE Krebszentrum, dann soll ich wieder von ihm hören...

Vor lauter Aufregung habe ich wieder mal eine höchst schmerzhafte Stomatitis entwickelt(hatte ich im letzten Jahr mehrmals, die Ärtzte sagen: Stress, aber es gibt kein Mittel dagegen)Kann das eventuell im Zusammenhang stehen?

Bin w, 43 Jahre, jetzt alleinerziehend, 2 Kinder, selbstständig und würde mich über Kommentare und Tips freuen!

LG et66
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Re: Ablenken, verdrängen - oder postiv denken.

Beitrag von ANFux » 04.02.2010, 16:06

Diagnose Glomustumor bei IGAN unbekannt

Liebe et66,

wenn die Diagnose stimmt, dann wirst Du in unserem Forum kaum gleichartig Betroffene finden. Mir war dieser Tumor auch nicht bekannt, weshalb ich bei Google den Begriff eingegeben habe. Wikipedia schreibt Allgemeines, und in einem Forum findet man einige Beiträge dazu:
http://www.krebs-kompass.org/forum/show ... hp?t=14019

Der Tumor wächst an Blutgefäßen, bei Dir vermutlich an einer Vene und reicht bis an die Halsschlagader (Carotis) heran. Der innere Gehörgang (Meatus acusticus internus), wo meist die ANs ihren Ursprung haben, ist bei Dir ohne Befund.
Durch ihre räumliche Ausdehnung können diese Tumoren auch Hirnerven bedrängen und sind deshalb zu kontrollieren.
Prof. Westphal wird Dir sicher eine fundierte Therapieempfehlung geben.

Alles Gute wünscht Dir
ANFux
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Re: Ablenken, verdrängen - oder postiv denken.

Beitrag von et66 » 07.02.2010, 13:49

Danke, ANFux, für deine nette Antwort und dein Engagement. Werde mich weiter umsehen. Euch allen alles Gute!
LG, et66
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