Nach der OP wieder zur Arbeit - wie macht man es richtig ?

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Carsten1
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Nach der OP wieder zur Arbeit - wie macht man es richtig ?

Beitrag von Carsten1 » 07.07.2016, 21:41

Ich wurde im Januar operiert und bin seither krank geschrieben.
Nun möchte ich auch bald wieder anfangen zu arbeiten.
Ich bin derzeit noch nicht voll belastbar, meine Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, sowie Tinnitus , Nackenverspannungen und Kopfschmerzen ärgern mich noch.
Gegen meine Schwerhörigkeit links teste ich derzeit Hörgeräte.
Ich werde die nächsten Tage mir einen Termin zum BEM ( Betriebliches Eingliederungsmanagement ) holen.

Wer kann mir Tips geben, wie man das Thema am besten angeht ?
Wie war es bei euch ?
Worauf sollte man achten ?


Gruß Carsten
m, BJ 68, Diagnose AN am 10.12.15, OP 19.01.16 in Kiel
Tinka
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Re: Nach der OP wieder zur Arbeit - wie macht man es richtig

Beitrag von Tinka » 03.08.2016, 09:01

Hallo Carsten,

aus meinen Erfahrungen kann ich sagen: fang nicht zu früh mit der Wiedereingliederung an! Ich habe mit einer ähnlich ausgeprägten Symptomatik wie du (Schwindel, Gangunsicherheit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Minderbelastbarkeit, schnelle Erschöpfung) nach knapp drei Monaten mit einer Wiedereingliederung begonnen. Ganz langsam mit wenig Stunden, wirklich sehr behutsam. Und dennoch musste ich nach anderthalb Monaten einsehen, dass ich weder körperlich noch kognitiv in der Lage war schon wieder zu arbeiten. Ich hatte den Rat sowohl meiner Therapeuten gnadenlos in den Wind geschlagen und mir zu früh zu viel zugemutet.
Letzten Endes habe ich die Wiedereingliederung abgebrochen und mich 18 Monate lang (das ist die maximale Zeit in der man Krankengeld beziehen kann) um meine Gesundung gekümmert (Logopädie, KG, Physio, Neuropsychologie, Lymphdrainage, Psychotherapie etc. pp). Und das war gut so!

Meine zweite Wiedereingliederung habe ich dann besser geplant und mich länger darauf vorbereitet.
Ich habe sie auf drei Monate ausgelegt und einen entsprechenden Stundenplan in Zusammenarbeit mit meiner Chefin und meiner Therapeutin erstellt. Die Wiedereingliederung hat dann quasi mit Ablauf des 18 monatigen Krankengeldbezuges geendet.
Dieses Mal lief es bedeutend besser, ich war zwar anfänglich oft müde und erschöpft, aber das gibt sich mit der Zeit.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich lieber an drei Tagen die Woche für z.B. 2 Stunden arbeiten gegangen bin, statt an zwei Tagen 3 Stunden. Da meine Chefin sehr verständnisvoll ist und ich ohnehin für die Dauer meiner Krankmeldung eine Vertretung hatte, konnte ich meinen Plan nach Rücksprache mit ihr auch mal kurzfristig ändern, um ihn meinen Bedürfnissen anzupassen. Letztendlich war es ja auch für meinen Arbeitgeber besser so, weil ich dadurch am Ende der Wiedereingliederung wieder voll einsatzfähig war und es immer noch bin.

Ich habe bspw. zwei Wochen lang 6 Wochenstunden gearbeitet, in der dritten und vierten Woche dann 8 Wochenstunden und so weiter... Das musst du für dich entscheiden. Aber bedenke, dass die körperliche und geistige Anstrengung während der Arbeit eine andere ist als zu Hause und der Körper in der Anfangsphase wieder vermehrt Ruhephasen fordert. Gönn dir diese Pausen, das ist der wichtigste Rat, den ich dir geben kann. Geh nicht ans Limit, nur weil du denkst, du musst jetzt wieder so funktionieren wie vor der OP. Das kann klappen, muss aber nicht.

Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir weiterhin gute Besserung. Achte auf dich!

LG Tinka

PS: Bitte entschuldige, ich habe leider eine Neigung zu Textwänden -.-
Jg. 65(w), AN li T4a, OP am 13.11.14 in Würzburg, Resttumor auf Nerv. facialis verblieben, Facialisparese, li Mundwinkel unbeweglich, inkompletter Lidschluss, Schwankschwindel, Gangunsicherheit.
Carsten1
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Re: Nach der OP wieder zur Arbeit - wie macht man es richtig

Beitrag von Carsten1 » 03.08.2016, 11:16

Hallo Tinka,

vielen Dank für deine ausführliche Schilderung.
Ich hatte schon die ersten Arzt und BEM-Gespräche und im Prinzip decken sich eure Aussagen.
Man ist halt noch ungeduldig.

Gruß, Carsten1
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