Mein Zustand nach 2 Akustikusneurinom-OP (marmott)

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marmott
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Mein Zustand nach 2 Akustikusneurinom-OP (marmott)

Beitrag von marmott » 29.10.2007, 19:19

Wie ich zwei Akustikusneurinom-OP erlebt und was ich danach erlebt habe


Hoi zäme, klar gibt es nach der Operation / den Operationen einiges, was man wieder lernt, oder gar nie mehr zurück erhält. Ich versuche alles aufzulisten, was ich nachher erlebt habe:

1. OP
- gestörtes Gleichgewicht / wankender Gang (das war nach 4-6 Wochen wieder hergestellt und hat mein Leben nicht nachhaltig gestört)
- Uebelkeit (war nach 24 Std. weg)
- nur an der Eingriffsstelle rasierte Haare (da ich die Haare lang und offen trage, sieht man es gar nicht)

-> diese OP war insgesamt eine extrem positive Erfahrung. Einziger Nachteil; verlorenes Gehör auf der AN - Seite. Dies bringt einfach eine Umstellung für mich wie auch für die Familie / Freunde - ist aber wirklich gut damit umzugehen. Einzig den Wecker höre ich morgens nicht, da muss ich noch nach einer Alternative suchen und bin für Tipps sehr dankbar.

2. OP (2 Monate später)
- selber Eingriffsort
- keine Uebelkeit
- keine Gleichgewichtsstörungen
- der Tropf wird wegen Infektionsgefahr länger hängen gelassen und ist etwas unangenehm zum Schlafen
- sehr schwere Müdigkeit; braucht etwa 4-6 Wochen, bis Müdigkeit ausgeschlafen ist
- teilweiser Sensibilitätsverlust auf der AN - Seite des Gesichtes. Beginnt unter dem Auge bis zum Mundwinkel. Dem Mundwinkel ist nichts anzusehen. Sensibilität kommt rasch wieder. Der Nerv erholt sich gut. Einzige Nachwehen bis jetzt; die halbe Zunge spürt noch nichts. Das ist also kein Problem :wink:
- Doppelbilder; ein Auge sah alles doppelt. Brauchte etwas Schräglage des Kopfes um nur ein Bild zu sehen. Dauerte ca. 3 Monate, bis ich wieder 50% arbeiten und Auto fahren durfte. Der Sehnerv wurde bei der OP touchiert und erholte sich wieder ohne Probleme.

-> wie ihr seht, war es wirklich kein Problem! Ich habe das alles sehr positiv erlebt!

Was nach beiden OP's, wahrscheinlich wegen der Narkosen, kurz darauf folgend war, dass die Koordination der Hände wieder gefunden werden musste. D.h. die Schrift war etwa 3 Tage sehr hässlich und die Finger hatten nur am PC erst ein kurzes Durcheinander. Aber auch das war nach 4-5 Tagen Uebung wieder behoben. Nach beiden OP's blieb ich auch über Nacht auf der Intensivstation zur Ueberwachung. Aber auch das ist doch Positiv, da man nirgends besser bewacht wird als dort. Trotzdem freute ich mich enorm, wieder ins Zimmer gebracht zu werden. Das war ein Schritt vorwärts, ebenfalls das Tropf abhängen, Nachthemd gegen die eigenen Kleider tauschen,.... Jedes Teil bringt einem ein Stück Unabhängigkeit zurück.

Kurz zusammen gefasst. Ich habe jetzt ausser der einseitige Verlust des Gehörs, nichts, was mein Leben beeinflusst. Weder Schlafstörungen noch Angstzustände, Gleichgewichtsstörungen, Kopfweh,.... einfach nichts!

Bei der Entscheidung ist es halt einfach sehr schwierig ja dazu zu sagen, weil es den Kopf betrifft. Man ist ausgeliefert, was am Kopf noch schwieriger als z.B. am Knie ist. Die OP dauert sehr lange - das ist für dich nicht so massgebend, aber für deine Familie, die einfach wartet.

Ich gebe meine Erfahrungen ziemlich persönlich und nicht sehr wissenschaftlich weiter - aber ich hoffe sehr, es nutzt jemanden und hilft jemandem weiter! Sonst meldet euch einfach direkt per Mail bei mir.

Ich hoffe, ich konnte euch etwas weiterhelfen! :wink:

Liebe Grüsse
Marmott
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Beitrag von Leo M. » 30.10.2007, 09:32

Hallo Marmott

Lieben Dank für Deinen "Operationsbericht". Richtig faszinierend dies zu lesen. So wie Du das beschreibst ist es ja wirklich nicht so dramatisch.
Verwunderlich mit der Dimension des Tumors und der zweiten OP. Ich schliesse daraus, dass es wirklich darauf ankommt, mit welcher Einstellung der Betroffene in den Operationssaal geht. Der Genesungsprozess sollte ja mit einer REHA fortgeführt werden. War das bei Dir Marmott auch der Fall? Wir lange warst Du den insgesamt im Spital? Du beschreibst Deine Mühe mit der einseitigen Ertaubung. Das kann ich mir gut vorstellen. Wie sieht es denn mit einem Gehörgerät aus?
Hast Du da einen Akustiker besucht?

Marmott, wir müssen Dir alle einen grossen Wecker mit richtigen Glocken kaufen. Ich kenne diese noch aus meiner Jugend. Da machst Du den Salto wenn der los geht...

Würde mich freuen wieder von Dir zu hören.


Liebe Grüsse


Leo
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Beitrag von marmott » 30.10.2007, 10:41

Hoi Leo, nein, ich hatte keine Reha, sondern habe alles selbst wieder ins Lot gebracht. Ich war bei jeder OP im gesamten 10 Tage im Spital. 1 Tag musst du schon vor der OP abziehen, da bist du einfach da und machst verschiedene Tests. Dann hast du den Tag der OP und die Nacht auf der Intensivstation. Danach kommt die Genesung und zwar wirklich erstaunlich schnell, dass du wieder auf die Beine kommst und selbstständig bist.

Bis jetzt war ich nur im Spital bei einem Audiogram, was mir die Ertaubung bestätigt hat. In zwei Wochen werde ich zu einem Ohrenarzt gehen und mal über den Status diskutieren. Wobei ich schon mit wirklich vielen Leuten geredet habe, die aus anderen Gründen einseitig nichts mehr hören und seit Jahren ohne Gerät damit zurecht kommen. Ich denke, ich hebe mir das auch fürs Alter auf, wo dann das zweite Gehör weniger beginnt zu hören. Aber wir werden sehen...

Wegen des Weckers :D ich habe mir sogar ein Armband vorgestellt, dass man einstellen kann und das einem morgens mit Stromstössen weckt. Oder einen Wecker mit einem Hämmerli ... :o

Liebe Grüsse und schönen Tag
Marmott
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Beitrag von Leo M. » 30.10.2007, 11:25

Hallo Marmott

Schön, so schnell von Dir zu hören. :D Immer wieder erstaunlich, welche
positive Grundeinstellung...Ich bin am grübeln, ob ich mich operieren lassen sollte. Ich habe zwar keine Beschwerden, aber der Tumor ist
doch eine psychische Belastung :( Ich werde einen Termin bei Prof. Tatagiba vereinbaren und die MRI - Bilder nochmals vorlegen.)

Ich bin jedenfalls froh hier gelandet zu sein. Dieses Forum gibt Dir einen gewissen Halt und sichert Dir professionelle Hilfe. Ich habe vor einer Woche dem Sekretariat der IGAN telefoniert. Die sind da wirklich nett und
geben Dir Zuversicht. Du bist mir natürlich auch eine tolle Stütze :P
marmott
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Beitrag von marmott » 30.10.2007, 17:44

Ich freue mich sehr, dass ich mit meinen Erfahrungen jemandem weiterhelfen kann.

Weisst du, am besten ist es, wenn du Nägel mit Köpfen machst und keine Zweifel mehr an der Sache aufkommen lässt.

Ich hatte die Entscheidung nicht, die wurde mir von den Aerzten abgenommen und ich muss auch sagen, ich bin etwas blauäugig an die Sache rangegangen, da ich bewusst, weder im Internet gesucht noch sonst Kontakt aufgenommen habe. Zuviel Information hätte mich zu sehr geängstigt. Vielleicht würde ich es heute anders machen.... und Gottseidank wurde nach der 2. OP diese IG gegründet!

Ich hoffe, dass ich allen, die noch zögern und unsicher und ängstlich sind, Mut machen kann!! :)

Einen schönen Abend wünsche ich euch!
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Beitrag von lulube » 01.11.2007, 01:49

Hallo Marmott!

Du bewältigst guten Mutes (so kann es einem vorkommen) zwei schwere AN-Operationen, und dann wird das Wecken fast zu einem postoperativen Problemchen.

Vermutlich machst Du dir den Vorteil e i n e s tauben Ohrs zu Nutzen, legst den Kopf mit dem guten Ohr aufs Kissen und schläfst den Schlaf der Zufriedenen, die nicht mehr aus der Ruhe zu bringen sind. Gut so. Ein Wecker mit Glocken, wie ihn Leo vorschlägt, erfüllt nicht nur den erwarteten Zweck, sondern verbreitet eventuell auch einen Hauch von Nostalgie. Ein Wecker mit Hämmerli oder eine Armbanduhr mit Stromstößen lassen sich vielleicht noch als Patent unterbringen.

Die gebräuchlichste Lösung bei Schwerhörigen ist das Wecken mit Lichtblitzen statt mit Klingeltönen. Solche Geräte gibt es beim Akustiker. Mit Tüftler-Talent kann man vielleicht noch vor den Lichtblitzen den Kaffeeautomat einschalten, um durch liebliches Kaffeearoma über ein anderes Sinnesorgan auf den neuen Tag aufmerksam zu werden.

Die Lichtblitze habe ich vor vielen Jahren getestet. Jetzt habe ich eine angenehmere Methode geweckt zu werden: Meine Frau stupst mich. Auch auf eine weitere Möglichkeit des rechtzeitigen Wachwerdens konnte ich mich mit den Jahren verlassen: Die innere Uhr, besser gesagt der innere Wecker.

Dir noch für viele gute Tage – mit dem richtigen Wecker.

lulube
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Beitrag von ANFux » 01.11.2007, 19:07

Liebe Marmott, lieber lulube, liebe alle anderen,

lulube macht es richtig: alles ein bißchen mit Humor sehen. Mögliche Probleme beim Aufwachen sind eigentlich nur Problemchen. Alleinlebende sind da zugegebenermaßen etwas schlechter dran, die gemeinsam Lebendenb laden die Aufgabe des Weckens einfach auf die andere Hälfte ab. So machen meine Frau und ich das auch. Bin ich allerdings einmal allein in einem Hotel, muß ich mich schon konzentrieren, beim letzten Umdrehen gegen Morgen mich auf die "richtige Seite" zu drehen, damit man den Wecker hört. Aber auch das gelingt mit der Zeit.

Eine gute Seite hat das einseitige Hören tatsächlich, wie lulube schrieb: Man kann beim Mittagsschläfchen wunderbar einschlafen, auch wenn draußen der Rasen gemäht wird, wenn man auf der intakten Seite auf dem Kopfkissen liegt.
Und noch ein Vorteil, den mir meine Frau ab und zu vorhält. Sie sagt manchmal: "Du hörst neuerdings immer nur das, was Du hören willst".
Ich sage jetzt nicht, ob sie damit Recht hat oder nicht........

Ich grüße alle Forumsteilnehmer
ANFux
1939, m. '94 transtemp. OP (15 mm) in Magdeburg/Prof. Freigang, einseitig taub, kein Tinnitus, keine Fazialispar. Rehakur in Bad Gögging. '96-'04 im Vorstand d. VAN in D, seitdem Beratungen zum AN. Ab '07 Moderator, ab '08 Homepage-Verantwortl.(bis 2012)
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Beitrag von Huber » 07.11.2007, 14:32

Guten Tag an Alle Forumsmitglieder

Ich bin begeistert über die Kompetenz dieses Forums. Die Erfahrungen
von Anfux sind für Schweizer Aerzte sehr wichtig. Nach wie vor
ist die AKN - Erkrankung in der Schweiz ein grosses Problem in Sachen
Kompentenzzentrum. Ich wünsche mir, dass diese Organisation viele
Betroffene erreicht bevor Sie sich in der Schweiz operieren lassen.

Freundliche Grüsse

Dr. Huber
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Richtigstellung

Beitrag von ANFux » 07.11.2007, 20:23

Liebe Forumsteilnehmer,

leider muß ich diesen Platz im Forum für eine beschränkte Zeit dafür nutzen, „etwas nicht zum AN“ zu schreiben. Und leider muß ich das nun öffentlich machen, weil es bis heute nicht möglich war, im Forum persönliche Informationen zu versenden.

Ich bin Geowissenschaftler, aber KEIN Professor!

Unser Forumsteilnehmer Leo hat am 5.11.07 in der Rubrik „Lebensqualität nach der Operation“ in zwei Beiträgen die Anrede Prof. ANFux gebraucht. Ich will nicht rätseln, ob das anerkennend oder spöttisch gemeint war, auf jeden Fall war es falsch und unangebracht!

Ich bitte darum, mich mit dem Benutzernamen ANFux anzusprechen. Ich bin männlich, weitere persönliche Daten stehen am Ende jedes meiner Beiträge im Steckbrief.
Wahre Professoren und Herrn Dr. Huber, der der Irreführung erlag, bitte ich um Nachsicht – ich habe nichts dafür getan, mich mit fremden Federn zu schmücken!

An Leo richte ich die Bitte, in den beiden Beiträgen die falsche Anrede über die edit-Funktion zu löschen.
Ich werde den Administrator nach angemessener Zeit dann bitten, diesen meinen Artikel zu löschen.

Mit besten Grüßen und Wünschen für einen guten Zusammenhalt im Forum verbleibe ich
Ihr/Euer ANFux
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Beitrag von marmott » 13.11.2007, 13:14

Hallo zusammen, ich habe also meinem Partner (ich bin weiblich :) )die Funktion als mein Wecker übergeben... :P war doch eine gute Idee und ist so persönlich. Danke schön für den Tip!

Leo, hast du deinen Termin schon gehabt?

Liebe Grüsse an alle
Marmott
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